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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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harrte er noch eine Weile bei seinem Freund und Herrn aus, bis dieser im Scherenstuhl zu wanken begann und wenig später in die totale alkoholische Betäubung wegglitt. Zusammen mit dem Diener brachte der Hofmeister den Bedauernswerten sodann zu Bett. Dort freilich, während der Wittelsbacher sich röchelnd zusammenkrümmte, schwor Sedlec sich, dass dies die letzte Nacht sein sollte, in der sein Fürst allein schlafen würde. „Erst die Württembergerin und dann die Badhur’“, murmelte er, als er den Raum wieder verließ. „Da hilft nur eines: Da muss eine dritte Metze, aber die richtige, den Dreck hinausfegen, den die beiden anderen hinterlassen haben!“
*
    In der folgenden Nacht kehrte Albrecht leidlich nüchtern von einem Bankett bei seinem Vater Ernst in der Neuen Veste zurück. Nach wie vor beutelte es ihn seelisch wie einen Hund, doch als er seinen Schlafraum betrat, vergaß er – zumindest für den Augenblick – die Bernauerin jäh. Schuld daran war die andere Frau, die sich schamlos auf seinem Lager räkelte; nackt von den niedlichen Zehen bis zum Hals. Um eine Rothaarige handelte es sich, um eine ganz bezaubernde Schlanke und dennoch an den richtigen Stellen Füllige, und nun besann der Herzog sich auch auf ihren Namen: Margarethe von Waldeck nannte sie sich; aus dem Böhmischen stammte sie, ganz wie der Sedlec, seit Kurzem erst weilte sie in der Münchner Stadt. „Sauhund, verfluchter!“, entfuhr es dem Dunkelhaarigen in der Erinnerung an die Bedrängnis, in die ihn der Hofmeister schon gestern gebracht hatte. Gleich darauf hörte er die Kleinadlige unter girrendem, unterdrücktem Lachen sagen: „Welch eine Begrüßung aus dem Mund eines Kavaliers! Aber wenn schon, dann müsstet Ihr mich als Hündin bezeichnen – und“, das unterschwellige Stimmgirren wurde noch verführerischer, „als eine hitzige dazu …“
    Das war die Höhe! Keine seiner zahlreichen Mätressen hatte ihm, Albrecht, je so zu kommen gewagt! Im ersten Moment war er versucht, sie zu maulschellen und hinauszuwerfen. Er hatte sie schließlich nicht eingeladen, vielmehr hatte ihm ganz offensichtlich der hirnrissige Sedlec das Kuckucksei ins Nest gelegt. Mit dem nächsten Lidschlag jedoch ließ er die bereits erhobene Hand wieder sinken. Die Rothaarige, das Biest, stellte nämlich jetzt langsam den einen Schenkel auf, und der Anblick, der sich dem ohnehin ausgehungerten Wittelsbacher damit bot, raubte ihm beinahe den Verstand.
    Die Sehnsucht nach der Augsburgerin machte einem bocksgeilen Ziehen in seinen Lenden Platz. Zwei, drei gepresste Atemzüge lang kämpfte der Überrumpelte noch mit sich, dann brach auch sein letzter Widerstand schlagartig in sich zusammen. Mit einem Schrei, halb Wut, halb Gier, warf er sich über die Nackte; gleich darauf wusste er vom Verstand her gar nichts mehr, verspürte er lediglich noch die bittersüß aufsteigende und schwellende Erlösung.
    „War es schön für dich?“, erkundigte sie sich nachher; entspannt jetzt an seiner Seite liegend.
    „Ihr habt mir gegeben, was ich nötig hatte“, murmelte er, wandte sich sodann endgültig ab.
    Margarethe von Waldeck begriff. „Wenn Ihr mich wieder braucht, so lasst es mich wissen“, flüsterte sie noch, glitt vom Pfühl, warf sich im Kerzenflackern das Kleid über; verschwand.
    Nie wieder!, dachte Albrecht. Was war es denn schon?! Bloß etwas Viehisches! Aber wenig später fühlte er eine natürliche Müdigkeit in sich aufsteigen, wie er sie schon seit Wochen nicht mehr gekannt hatte, und er wälzte sich herum und sank weg in den Schlaf; den ersten wirklich erlösenden seit Augsburg.
    Die nächsten Tage über ging er dem Sedlec so gut wie möglich aus dem Weg. Irgendwie ausgeliefert, irgendwie gegängelt hätte er sich dem Hofmeister gegenüber gefühlt. Hinzu kam das andere, der Druck in der Seele und im Magen, wegen der Bernauerin. Immer wieder schalt er sich selbst einen Narren, weil er den Gedanken nicht aus dem Schädel brachte, dass er die Blonde betrogen hatte. Selbst das Wissen darum, dass sie mit Sicherheit jetzt wieder als Reiberin tätig war, erleichterte ihn nicht. Machte höchstens alles noch schlimmer, weil dann, wenn er es sich vorstellte, auch noch die Eifersucht in ihm aufquellen wollte. So zerrte und riss es ihn wiederum im Inwendigen, bis er endlich doch einen Ausweg fand, der ihm das Quälende zumindest zeitweilig abdämpfte. In die Staatsgeschäfte stürzte er sich kurz nach der flüchtigen Lust mit der Waldeckerin; in die Akten

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