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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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keiner mehr nüchtern. „Als ob es hier nicht schockweise andere willige Weiber für dich gäbe!“, fügte der böhmische Edelmann hinzu. „Brauchst bloß den Finger auszustrecken, dann hängt dir ein Dutzend dran! Ehrlich, ich frage mich, welchen Narren du an dieser Augsburger Baderstochter gefressen hast?!“
    „Du verstehst mich nicht, weil du sie nicht kennst!“, erwiderte der Herzog. „Redest so, wie du eben reden musst in deiner Torheit. Giltst als ein erfahrener Kavalier am Hof, was die Rockschöße angeht, aber die Liebe hast du über dem reihenweisen Verzupfen offensichtlich niemals kennengelernt. Niemals, Jan, denn sonst würdest du begreifen, was mich inwendig dermaßen umtreibt, dass es mich fast zerreißt!“
    „Die Liebe also“, versetzte der Hofmeister; etwas Spöttisches schwang jetzt in seiner Stimme mit. „Wenn’s das erste Mal in deinem Leben wäre, dass du lichterloh brennst, dann würde ich dir die Herzensbrunst möglicherweise glauben. Ich kann mich aber erinnern, dass es dir schon öfter so hundsföttisch erging wie jetzt. Die Flammen schlugen hoch und legten sich wieder, und wenig später war die nächste Zartleibige an der Reihe …“
    „Mag sein, aber was die Agnes angeht, löscht mir keine andere das Feuer ab!“, unterbrach ihn Albrecht. „Den ganzen Weg heim von Augsburg ist sie mir nicht aus dem Kopf gegangen! Und jetzt quäle ich mich schon seit Wochen in der Residenz und hab’ kein anderes Weib berührt, all die Zeit, doch jede Nacht, im Traum, sucht sie – SIE – mich heim!“
    „Da haben wir es ja! Die verfluchte Keuschheit, die du dir selbst auferlegt hast, schlägt dir zurück ins Hirn!“, wetterte Sedlec. „Eine Mätresse brauchst du, hier, die dir die Flausen handfest aus dem Schädel treibt; die dir den Verstand auf dem Umweg über die Lenden wieder klärt! Und ob du mir’s befiehlst oder nicht, umtun werd’ ich mich um eine; werd’ dir den Freundschaftsdienst nicht schuldig bleiben, da du ja selbst im Augenblick nicht fähig bist, dir eine aufzureißen!“
    Der Herzog antwortete nicht gleich, hielt sich stattdessen ausgiebig an den Falerner. Danach jedoch murmelte er, und nun fuhren die Worte ihm schon reichlich verwaschen aus der Kehle: „Was brauche ich eine aus München, wenn ich mir doch die aus Augsburg herholen lassen könnte?! Bloß einen Boten bräuchte ich loszuschicken, ein paar Gulden für den Bader vielleicht müsste ich springen lassen, schon hätte ich sie hier …“
    „Und den Ärger mit deinem Vater, mit den Lästerzungen am Hof dazu, hättest du obendrein!“, ging ihn der Böhmische erneut an. „Kannst du dir denn nicht vorstellen, wie der Alte toben, das übrige Pack über dich herziehen würde?! ‚Die Zuberhur’ und der Herzog‘ – ganz genau so würd’s heißen! Ja, friss es nur, Albrecht, und kreide es mir nicht an! Die anderen würden es hinausschreien, über ganz München und das Oberland hin, würdest du dich zu einem solchen Wahnsinn versteigen! Eine Ehrlose in der Alten Veste! Eine Reiberin im Bett des Thronfolgers! Ein Wittelsbacher zu ihrem Liebhaber erniedrigt! Nein, Albrecht, nicht ums Verrecken kannst du dir so etwas leisten! Heimlich im Schwäbischen drüben, ja! Da hat kein Hahn danach gekräht! Aber wenn du sie dir hier im eigenen Schloss halten würdest, dann könnt’s am End’ sogar noch zu einem Aufstand in deinem und Herzog Ernsts Erbland kommen! Von München würd’s ausgehen, und würden dann gar noch die Pfaffen das Hetzen von ihren Kanzeln herunter anfangen, hier und draußen in den Provinzen, dann hätten wir zum Schluss eine veritable Rebellion am Hals! – Komm zur Besinnung, Albrecht, und befolge meinen Rat! Noch in dieser Stunde, so dir danach ist, kannst du eine andere zu deinem Vergnügen stechen! Musst nur einen Ton sagen! Ich hol’ dir eine Willige her, auf der Stelle! Dann wirst du schon merken, dass in der Nacht alle Katzen grau – und alle Weiberärsche gleich wonnig sind!“
    „Du bist ein Grobklotz!“, lallte der Dunkelhaarige. „Ich hätte mit dir überhaupt nicht reden sollen über die Agnes! Hätte es bewahren und hüten müssen in meinem Inneren, was gewesen ist! Jetzt …“ Mit wegwerfender, fahriger Gebärde brach der Herzog ab, griff erneut nach dem Pokal, der von einem Lakaien zwischenzeitlich wieder aufgefüllt worden war, und trank noch unmäßiger als zuvor.
    Jan von Sedlec sah ein, dass es sinnlos gewesen wäre, dem Verrannten jetzt noch weiter zuzureden. Schweigend

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