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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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und Pergamentbögen vergrub er sich, baute damit einen Wall zwischen sich und seiner Verwirrung auf.
    Ums Straubinger Land stritten seit Jahren die Herzöge von Landshut, Ingolstadt und selbstverständlich auch München. Restlos verfahren schien die Situation zu sein, seit die holländische Linie der Wittelsbacher, die das Territorium an der Donau und im Bayerischen Wald bis 1425 regiert hatte, im Mannesstamm ausgestorben war. Albrecht verlor sich in dynastischen Linien, zwielichtigen Erbregelungen, Intrigen, Spitzfindigkeiten, kaiserlichen sowie kirchlichen Gutachten und vorläufigen Verfügungen, bis ihm der Kopf schwirrte. Bis er verprellt floh aus dem Kanzleimief, um dann, ein paar Stunden später, doch zurückzukehren und sich eines anderen Problems anzunehmen; versuchsweise immerhin: des Krieges, der seit 1420 in Böhmen schwelte; wegen der Hussiten dort.
    Im Juli 1415 war Jan Hus, Kritiker eines zutiefst verderbten Papsttums, Reformator und Rektor der Prager Universität, im Verlauf des Konzils von Konstanz auf dem Scheiterhaufen zu Tode gekommen. Als Ketzer hatte die katholische Kirche ihn verbrannt; seine Asche hatte sie in den Rhein streuen lassen in ihrer allumfassenden und ungeheuerlichen Verneinung der Wahrheit und der Nächstenliebe – doch den Geist und die Botschaft des slawischen Predigers hatte sie dadurch nicht auszutilgen vermocht. „Der Papst, die Kardinäle und Bischöfe sind nicht die Nachfolger der Apostel; es sei denn, sie lebten wie diese!“, hatte der Hingemeuchelte gesagt, und dieses Wort hatte über den gotteslästerlichen Rauch von Konstanz triumphiert; die Böhmischen, mehr denn je, hatten sich die rebellische und befreiende Botschaft zu Herzen genommen. Konsolidiert hatte sich die hussitische Bewegung während der folgenden fünf Jahre, unter der Asche von Konstanz war zudem das Glimmen des gerechten Zorns niemals abgestorben; zuletzt, 1420, hatten die Anhänger des Jan Hus mutig und unverblümt ihre Forderungen vor den Thron König Sigismunds getragen.
    Dass alle Christen, egal ob Priester oder Laien, gleichberechtigt die Kommunion empfangen könnten, hatten sie verlangt; nicht im Sinne des Jesus von Nazareth sei es, dass sich, wie bisher, allein der Klerus aus dem Abendmahlskelch delektieren dürfe. Auch müsse endlich die Freiheit der Predigt in den Kirchen gewährleistet sein; seinem Gewissen müsse der Pfarrer folgen dürfen, ungeachtet der Dogmen aus Rom. Weiter hätten die raffgierigen Pfaffen – und solche gebe es allüberall in der Christenheit zum Säuefüttern – ihren Besitz den Armen zurückzuerstatten. Nicht mehr sollten sie zur Notdurft des Leibes ihr eigen nennen dürfen als jeder andere Mensch auch; so nämlich hätten die Apostel es einst in der frühen Kirche vorgelebt. Schließlich müsse auch ein Ende gemacht werden mit der besonderen Rechtsprechung hinsichtlich klerikaler Untaten. So ein Priester bisher gemordet, vergewaltigt, geraubt oder betrogen habe, sei er vor dem zuständigen pfäffischen Gericht zumeist völlig ungeschoren davongekommen, denn es hacke bekanntermaßen keine Krähe der anderen ein Auge aus. Nun aber sollten auch gegenüber dem Klerus die weltlichen Gesetze gelten, denn wie es in den Evangelien geschrieben stehe, seien vor Gott alle Menschen gleich.
    Sigismund, dem Reich, dem Hochadel und nicht zuletzt Rom verpflichtet anstatt den einfachen Menschen, hatte diese vier Forderungen brüsk abgelehnt und hatte damit den bewaffneten Aufstand der Hussiten provoziert. Noch im Sommer 1420 war der Krieg ausgebrochen; haufenweise waren romhörige Priester aus Böhmen verjagt worden; hatten die Utraquisten und Taboriten 16 deren Hab und Gut unter die Bedürftigen verteilt. Kurz hatte es so ausgesehen, als könne sich der reformierte Glaube durchsetzen jenseits der bayerischen Grenzen. Doch dann hatte der Papst das Reich vehement zum Eingreifen gedrängt; einig war er sich darin gewesen mit dem bereits halb abgehalfterten Sigismund, und schon wenige Wochen später war es zu einer ersten Belagerung Prags durch katholische Truppen gekommen. Unter Führung des hussitischen Feldherrn Žižka war der Sturm jedoch abgeschlagen worden; ebenso der nächste Angriff der Römischen im Herbst 1420. Auch 1421 hatte Žižka triumphiert; der zweite Kreuzzug der Katholischen hatte bei Saaz im Debakel geendet. Dennoch hatte die Papstkirche nicht eingelenkt, und so waren in den folgenden Jahren weitere blutige und hasserfüllte Aktionen zu verzeichnen gewesen: 1422 bei

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