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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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in die Kemenate lassen müsse, denn sie sei eine Schönheit, wie man sie selten finde. Reiches, rabenschwarzes Haar habe sie, dazu einen Leib wie eine Prachtsünderin, und mehr als einem Mann habe sie mit solch göttlicher oder vielleicht auch teuflischer Fülle bereits den Kopf verdreht.
    Diese Schilderungen waren durchaus zutreffend gewesen! Anlässlich eines spontanen Ritts nach Heidelberg in Gesellschaft weniger verschworener Freunde hatte Albrecht sich im Spätherbst 1427 höchstpersönlich davon überzeugen können. Mehr noch: Die Erbin von Württemberg hatte ihm auf sein Balzen und Lautenschlagen hin (in letztgenannter Kunst galt der junge Münchner Herzog als Meister) sogar ein heimliches Schäferstündchen gewährt. Als der siegreiche Kämpe des Augsburger Turniers sich nun die näheren Umstände des Stelldicheins ins Gedächtnis zurückrief, beutelte es ihn innerlich dermaßen, dass er den Weinpokal, den man ihm zwischenzeitlich kredenzt hatte, auf einen einzigen jähen Zug leerte. Gleich darauf, unter dem Einfluss des Alkohols, vermeinte er sich tatsächlich noch einmal im Kaminzimmer Elisabeths aufzuhalten.
    In seiner Fantasie sah er sie wieder vor sich, wie sie sich auf dem Pfühl räkelte. Ihr zu Füßen balgten sich die beiden Schoßhündchen. Zuerst zierte sie sich noch ein wenig, ließ sich die niedlichen Zehen, die Waden bloß von den Tierchen lecken; ließ ihn selbst, den Herzog, dadurch umso mehr schmoren. Aber schon bald, gerade als er glaubte, es um keinen Preis mehr aushalten zu können, ließ sie ihn dann doch in ihr Bett. Weil er so romantisch sei und das Instrument so wundersam zupfen könne, wie sie ihm flüsterte. Auch gefalle ihr sein schlanker, harter Körper und dazu sein dunkles, lockiges Haar. Von seinem gut geschnittenen Antlitz und seinen bezwingenden blauen Augen gar nicht zu reden; dies alles zusammen könne eine Jungfrau durchaus um den Verstand bringen. Die letzten Worte raunte sie ihm bereits sehr erregt zu; er sagte ihr daraufhin, dass es mehr noch als auf die äußeren Reize auf die heimlichen Künste ankomme, die ein Kavalier beherrsche. Welche das denn im Einzelnen seien, wollte sie nun von ihm wissen, und er gab ihr die Antwort; freilich alsbald nicht mehr mit Worten. Zuerst noch zärtlich, dann immer leidenschaftlicher liebten sie sich, während die Schoßhündchen jetzt außerhalb des Lotterlagers winselten. Später dann, als der Rausch vorübergehend abgeklungen war, besprachen sie unter vier Augen auch das Dynastische; Albrecht von Bayern-München glaubte jetzt felsenfest, in Elisabeth von Württemberg die geeignete Herzogin für seine spätere Regentschaft gefunden zu haben. Wie sehr er sich darin getäuscht hatte, konnte er nicht ahnen in jener verzauberten Heidelberger Nacht, in der draußen schon der Schneewind ums Schloss fauchte.
    „Wein!“, schrie er nun, im Bischofspalast von Augsburg, seine Knappen an. Nachdem ihm aufgetragen worden war, trank er wiederum unmäßiger als gewöhnlich, und dann resümierte er auch den Rest der leidigen Geschichte.
    Voller Hoffnungen, verliebt wie ein Narr dazu, war er zurückgeritten nach Oberbayern. Noch in den Reisekleidern war er bei seinem Vater vorstellig geworden und hatte ihm klipp und klar eröffnet, dass er sich mit Elisabeth von Württemberg weit übers Politische hinaus einig geworden sei. Jetzt müsse die Hochzeit so schnell wie möglich ins Werk gesetzt werden, denn er verzehre sich nach der Rabenschwarzen und wolle deswegen keinen Tag länger mehr warten als nötig.
    Der alte Herzog hatte dies hingenommen, wenn auch verworfen grinsend; in der Folge dann hatten die jeweiligen Unterhändler wie aufgestörte Hummeln zwischen München und Heidelberg zu schwirren begonnen. Am 15. Januar des neuen Jahres 1428 hatte der Heiratskontrakt reif zur Paraphierung vorgelegen; im Schloss über dem Neckar war er sowohl wittelsbachisch als auch württembergisch besiegelt worden. 30.000 Gulden sollten mit dem Ringtausch an Albrecht bezahlt werden; im Gegenzug wurde Elisabeth im Fall ihrer Witwenschaft die gleiche Summe vom oberbayerischen Hof zugestanden. Sollte eine Partei hingegen das Verlöbnis brechen, hatte sie den anderen Teil mit 10.000 Gulden Buße zumindest materiell schadlos zu halten. Die Hochzeit selbst war für die Tage nach Pfingsten 1428 vereinbart worden; nicht nur die vorösterliche Fastenzeit hätte Albrecht bis dahin also noch durchzustehen gehabt.
    Eine lange Frist für einen Verliebten, einen vor Brunst

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