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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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Streit zwischen uns und den Patriziern aber geht dich nichts an, Vogt! Außer du willst dich zum Trottel des Magistrats machen und willst die Pfeffersäcke anstelle Albrechts als deine Herren ansehen! Aber das kann nicht deine Absicht sein, gell, und deswegen denke ich, du wirst mich und den Jackl letztlich ungeschoren lassen in unserem Dachsbau!“
    Daran hatte der Oberkommandierende draußen nunmehr mächtig zu kauen. Denn der Münnhauser hatte seinen Finger in der Tat genau auf den wunden Punkt gelegt. Der Streithandel zwischen der Stadt und dem Raubritter betraf die herzogliche Hofhaltung tatsächlich nicht. Wenn die Renegaten keine wittelsbachischen Untertanen beraubt hatten, war auch die wittelsbachische Justiz nicht zuständig. Dann konnte nur der Magistrat mit seinen Bütteln einschreiten; die jedoch durften wiederum in der Alten Veste nicht tätig werden. Das Lumpenpack, das räuberische, hatte also wirklich ein Mauseloch gefunden. Hinzu kam, dass die herzogliche und die städtische Rechtssprechung sowieso aus Tradition wie Hund und Katz zueinander standen. Falls er, der Vogt, jetzt die Büttel des Rates unterstützte, dann konnte er später auch dann in Teufels Küche kommen, wenn es wider Erwarten keine Toten oder Verletzten unter seinen Leuten geben sollte. Gerade der glotzäugige Ernst ließ kaum jemals die Gelegenheit ungenutzt, wenn er den Patriziern eins auswischen konnte. – Nein, dachte der Oberkommandierende, ich darf jetzt auf keinen Fall den Fehler machen, dass ich den Herzögen vorgreife! Der Hundsfott dort drinnen hat schon recht: Es könnte mich den eigenen Hals oder zumindest den Posten kosten! Sollen die Wittelsbacher doch selber entscheiden, was mit den Strauchrittern geschehen soll! Wenn sie von Straubing zurückkommen, wird ihnen schon was einfallen! Und bis dahin sitzen die Halunken in ihrem Kellerloch gut …
    „Schert euch vom Hof!“, schrie er den Waibel der städtischen Rotte an. „Hier gilt der Burgfriede des Herzogs Albrecht, und ihr habt hier gar nichts verloren! Ich mach’ euch nicht den Narren, weil ihr nicht fähig gewesen seid, das Lumpenpack in eurem eigenen Revier aufzuhängen!“
    „Das wird ein Nachspiel haben!“, drohte der Feldwebel. „Den Patriziern werd’ ich’s melden! Und die Münchner Bevölkerung, die Bauern aus der Umgebung dazu werden den Tort auch nicht so einfach hinnehmen, den Ihr ihnen angetan habt, Herr!“
    „Ja, und du kannst mich im Arsche lecken!“, polterte der Vogt. Endgültig hatte er sich damit verrannt, und insgeheim spürte er es auch, doch einlenken konnte er jetzt beim besten Willen nicht mehr. Missmutig sah er zu, wie die Streifbüttel abzogen; nachdem sie verschwunden waren, schnauzte er zum Münnhauser hinein: „Wenn du glaubst, dass du nun in deinem Dachsbau friedlich alt werden kannst, hast du dich verrechnet; Saubeutel, du! Wenn der Herzog Albrecht erst zurück ist, werden andere Saiten aufgezogen werden!“
    Doch der Raubritter lachte nur; er hatte viel Verwandtschaft im Oberland, nicht alle waren so heruntergekommen wie er, und darauf konnte er jetzt setzen: dass der Wittelsbacher sich lieber nicht mit dem Kleinadel in der Gegend anlegen würde. „Einen Krug Wein her!“, wandte sich der Einschildner deswegen aufgeräumt an seinen Knecht, und während der Vogt draußen ein paar Wachen aufziehen ließ, fügte der Münnhauser hinzu: „Spricht schließlich nichts dagegen, dass wir uns die Gefangenschaft so angenehm wie möglich machen; allzu lange wird sie sowieso nicht dauern!“
    In der Folge drang ab und zu ein trunkenes Grölen auf den Hof hinaus; die herzoglichen Hellebardiere, welche die Sache allmählich von der menschlichen Seite zu nehmen begannen, amüsierten sich darüber. Jenseits der Mauer der Alten Veste aber, wohin der Magistrat etliche Rotten befohlen hatte, herrschten das Fluchen und die Verbitterung vor. Im Lauf des Tages dann stimmten auch zahlreiche Bürger in die Verwünschungen gegen eine zwielichtige oder gar volksfeindliche Justiz ein, und für die erste Nachtstunde wurde auf dem Rathaus eine Sitzung anberaumt, in deren Verlauf sehr harsche Worte gegen die wittelsbachische Willkür fielen. Während der nächsten Tage wurde die Stimmung in der Münchner Stadt immer erregter, und dann sah sich auch Agnes Bernauer damit konfrontiert.
    Die Blonde hatte den Vorfall im Schlosshof nur am Rande mitbekommen, hatte ihm weiter auch keine Beachtung geschenkt; ihre Sehnsucht nach Albrecht, die Handarbeiten für das

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