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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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kommen wir ungeschoren davon und können am End’ noch mehr Gäule als neulich mittreiben; wir hätten’s in Feldkirchen und Hohenbrunn auch gleich so machen sollen! Und jetzt los! Schiefgehen kann überhaupt nichts!“
    Wenig später schossen im Norden des Ortes die Funkengarben gen Himmel; das Huftrappeln im Süden ging im Alarmgeschrei und in der Panik der Dörper unter. Die Renegaten machten sich würmaufwärts davon, Planegg zu, glaubten sich samt ihrer Beute bereits in Sicherheit – bis dann plötzlich, aus dem Auengehölz hervorbrechend, andere Reiter auftauchten. Münchner waren es, Waffenknechte des Rates, die vom Magistrat vorsichtshalber zum Streifen abgestellt worden waren. Und in dieser Nacht hatte ihr Anführer, als er seine Leute in die Gräfelfinger Gegend gebracht hatte, eine außerordentlich glückliche Nase bewiesen.
    Der Zusammenstoß war nur kurz; der Münnhauser und sein Knecht waren den Bütteln hoffnungslos unterlegen. Etliche Schwerthiebe fielen, dann musste der Einschildner, derb von einem Lanzenschaft getroffen, auch schon den Sattel räumen. Um den Hals des Jackl zog sich im nächsten Augenblick eine Fangschlinge zusammen; mit einem geröchelten Fluch stürzte er ebenfalls. Nachdem die Räuber einiges an Püffen und Fußtritten hatten einstecken müssen, stellten die Ratsreiter sie wieder auf die Beine und fesselten ihnen die Hände.
    „Vier Mann fangen die gestohlenen Gäule ein und treiben sie zurück zu den Bauern!“, befahl der Waibel. „Ihr anderen nehmt die Hundsfötter zwischen eure eigenen Pferde, und wenn die Kerle auf dem Weg nach München einen Fluchtversuch machen, dann schont ihr sie nicht mehr; dann haut ihr sie auf der Stelle zusammen! Dann verrecken sie eben hier draußen, und der Henker in der Residenz kann sich die Arbeit sparen!“ Mit diesen Worten setzte der Führer der Streifschar sich erneut an die Spitze seiner kleinen Truppe, und während der folgenden drei Stunden hatten die Strauchritter wahrlich nichts zu lachen; sie mussten zwischen den Rössern rennen, bis sie vermeintlich die Engel im Himmel singen hörten.
    Kurz nach Sonnenaufgang erreichte der ungewöhnliche Haufe das westliche Stadttor der Residenz, das zu dieser Stunde den Eindruck machte, als würde es belagert. In Wahrheit aber waren es bloß Bauern, die sich dort drängten und durcheinanderrudelten, denn in München sollte an diesem Tag der regelmäßige Wochenmarkt stattfinden. Und nun, ehe die Dörper samt ihrem Klein- und Großvieh, samt ihren Karren, Schwingen 47 und Säcken durchgelassen werden konnten, hatten die Wächter alle Hände voll zu tun, um zuvor den vom Magistrat festgesetzten Zoll für die Handelswaren und Tiere einzuziehen.
    In dieses Tohuwabohu hinein gerieten nun die Büttel mit ihren beiden Gefangenen. Der Waibel begann zu schelten und nach seinem Kollegen von der Torwache zu rufen, damit der freie Bahn schaffen sollte. Gleichzeitig wurden die Landleute auf die Räuber aufmerksam, und das machte den Tumult jetzt noch ärger; die Stadtknechte mit ihrer menschlichen Beute sahen sich plötzlich von allen Seiten eingeschlossen, gepufft und gestoßen. Hochrufe auf den Magistrat und grausame Drohungen gegen die Verbrecher wurden laut; ein Sieg des Rechts über die Willkür wurde auf diese Weise spontan gefeiert – doch in Wahrheit erreichten die grölenden, tobenden und tanzenden Bauern damit genau das Gegenteil.
    Der Jackl sah den Augenblick gekommen, auf den er schon eine ganze Weile gelauert hatte. Während des Rennens durch die Nacht, trotz des gnadenlosen Vorwärtsgepeitschtwerdens, war es ihm gelungen, den Strick, der ihm die Gelenke zusammenschnürte, aufzuzwängen und allmählich immer mehr zu lockern, und jetzt, seine Chance nutzend, riss der Spießgeselle des Münnhausers seine Hände ganz aus der hänfenen Fessel. Ein paar Hautfetzen gingen mit, aber dann war er frei und wieder handlungsfähig – und in seiner Reichweite befand sich der Dolch eines der Reiter. Mit einem kühnen Griff brachte der Renegat die Waffe an sich; ein Stahlblitzen gegen den Einschildner hin – und schon waren auch dessen Bande zerschlitzt.
    Schon so manches Bravourstückchen hatten die beiden Strauchritter in der Vergangenheit geliefert; jetzt, nach der beherzten Tat des Jackl, setzten sie alldem die Krone auf. Den Büttel, der schon die Klinge hatte hergeben müssen, rissen sie vom Sattel; zwei, drei Herzschläge später war das verwegene Duo wieder beritten. Der Münnhauser dirigierte das

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