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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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kaum noch ohne ihn aushalten!
    „Spätestens in drei Tagen werden wir seine Antwort haben“, beschied die Blonde, nachdem das Pergament versiegelt worden war, die dankbaren Ratsherren und den nicht weniger erleichterten Sedlec; mit dem ersten Morgenlicht dann sprengte der Eilbote nach Straubing davon.
    Albrecht wiederum reagierte schneller, als Agnes gedacht hatte. Schon am Abend des zweiten Tages war ein anderer Kurier mit dem herzoglichen Bescheid zurück; zwei Depeschen überreichte er der Hochschwangeren – die eine war privat, die andere offiziell. „Ich bin stolz auf dich, mein Herz!“, stand auf dem einen Blatt in Albrechts Handschrift. Das andere Pergament war von einem Kanzlisten abgefasst worden; der Thronfolger ordnete an, dass der Raubritter und sein Knecht auf der Stelle dem Münchner Magistrat ausgeliefert werden müssten, und dann solle von Seiten des Rates der Spruch in der leidigen Sache gefällt werden!
    Die Kunde von der Entscheidung des jungen Herzogs lief in Windeseile durch die Stadt. Die Wut der Bürger auf das Haus Wittelsbach schlug in Jubel um, und plötzlich war es auch nicht mehr schwierig, den Münnhauser und den Jackl aus ihrem Rattenloch herauszuholen. Etliche Landsknechte verrammelten im Handstreich die bewusste Schießscharte neben der Kellerpforte von außen, gleichzeitig wurde der Rammbock eingesetzt, und ehe die besoffenen Strauchritter sich zu ernsthaftem Widerstand aufraffen konnten, waren sie bereits überwältigt. Gefesselt und unter Spottrufen brachte man sie in die Schergenstube 50 unter dem Rathaus, wo sie nun bei deutlich kargerer Kost auf ihre Aburteilung und damit vermutlich auf den Henker warten konnten.
    Agnes Bernauer aber war die Heldin des Tages. Ihr Name war auf einmal in aller Munde; nicht die eitle Pfalzgräfin Beatrix, der dies doch eigentlich zugekommen wäre, hatte den Frieden in der Münchner Stadt wiederhergestellt, sondern die wunderschöne Geliebte des jungen Herzogs, die noch dazu sein Kind unter dem Herzen trug. So mancher Bürger hatte bis vor Kurzem noch die moralischen Sauglocken geläutet 51 hinsichtlich der Badhur’, doch nun hatte das Blatt sich gewendet; jetzt hieß es: „Die Bernauerin, das ist eine von uns! Die versteht die kleinen Leute und hat einen Sinn für Gerechtigkeit; bloß ihr haben wir es zu verdanken, dass es wegen des Münnhauser nicht zum Blutvergießen gekommen ist! Einen guten Griff hat der Albrecht getan mit ihr! Schade nur, dass sie bloß seine Mätresse ist und nie die Herrin werden kann im Oberland; dabei wäre ihr genau das zu gönnen – und den Untertanen auch!“
    So also klang des Volkes Stimme in den Tagen nach der Festnahme der Raubgesellen; in der Neuen Veste jedoch, wo in Vertretung Ernsts und Wilhelms die Pfalzgräfin residierte, waren ganz andere Töne zu hören. Beatrix, die bis dahin so hilflos und untätig gewesen war, fühlte sich nun auf einmal beleidigt und gereizt durch die Zuneigung, die der ohnehin stets verachteten Blonden entgegenschlug. Dass das „Pöbelweib“, wie sie schnaubte, sie vermeintlich frech übergangen hatte, kam hinzu, und nachdem die Wittelsbacherin sich von ihren Schranzen noch weiter hatte aufstacheln lassen, brütete sie zuletzt einen sehr infamen Plan aus, der sodann auf der Stelle in die Tat umgesetzt wurde.
    Ein Bote der Pfalzgräfin tauchte in der Alten Veste auf und lud Agnes Bernauer für den gleichen Abend zu einem feierlichen Bankett in die neue Residenz ein. Schließlich müsse man sich doch einmal gründlicher beschnuppern als bisher, ließ Beatrix der Hochschwangeren ausrichten; das Verdienst, das sich die Augsburgerin um die Hauptstadt erworben habe, sei der geeignete Anlass dazu. „Seid vorsichtig!“, warnte der Sedlec seine Schutzbefohlene. „Der Ton, in dem die Botschaft gehalten ist, erscheint mir ein wenig zu süßlich!“
    „Dann meint Ihr also, dass ich besser nicht hingehen soll?“, versetzte Agnes. „Große Lust dazu verspüre ich sowieso nicht; die Schwangerschaft macht mir mehr denn je zu schaffen, nach all den Aufregungen …“
    „Ihr könnt es ihr nicht abschlagen“, erwiderte der Hofmeister. „Aber seid auf der Hut, lasst Euch nicht provozieren, spielt am besten die Unterwürfige, auch wenn’s Euch schwerfällt!“
    Die Bernauerin presste die Lippen zusammen, doch dann nickte sie, und wenige Stunden später fuhr die Kalesche vor, die sie das kurze Stück Wegs bringen sollte. Eingeschnürt und unbehaglich fühlte die heimliche Verlobte des

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