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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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sich selbst zu ruhen scheint. Ich glaube, die Bauern, die hier leben, können sich sehr geborgen fühlen …“
    „Ich freue mich, dass du es so siehst“, sagte der Wittelsbacher leise. „Ich freue mich von Herzen, denn es bedeutet, dass du den Hof mögen wirst. Schau, dort drüben, direkt in der Verlängerung des Kirchturms von Menzing, das ist er. Eine ganze Hube 54 an Äckern, Weiden und Auwald gehört dazu; es ist eines der schönsten Anwesen weit und breit.“ Er gab dem Kutscher einen Wink, das Gefährt rollte wieder an, und in das Mahlen und Knirschen der Räder hinein sprach Albrecht weiter: „Die Lehensleute, anständige und gutartige Menschen sind es, erwarten uns bereits. Oder besser: Sie erwarten dich als ihre neue Herrin!“
    „Du hast …?!“ Die vage Ahnung der Blonden war plötzlich zur Gewissheit geworden, trotzdem konnte sie es offensichtlich noch nicht fassen.
    „Ja, ich habe das Gut kürzlich von der Propstei zu Laim, die bis dahin Eigentümerin war, in deinem Namen gekauft“, bestätigte der Dunkelhaarige. „Unter Zeugenschaft des Propstes selbst und dazu des Aubinger Pfarrers wurde die Urkunde ausgestellt; du wirst sie nachher, wenn wir im Haus sind, von mir bekommen. Der Hof gehört dir und allen deinen Erben auf ewige Zeiten!“ 55
    „Auf ewig …“, murmelte Agnes. „Das ist ein großes Wort …“ Dann lag sie auf einmal in seinen Armen; nach der zärtlichen Liebkosung flüsterte sie: „Warum hast du das bloß getan? Es wäre doch überhaupt nicht nötig gewesen …“
    „Das Gut soll meine Morgengabe an dich sein“, erwiderte der junge Herzog von Bayern-München. „Du wirst schöne Einkünfte aus der Arbeit der Pächter ziehen können, jedes Jahr, und außerdem haben wir von nun an in Menzing auch eine Zufluchtsstätte, wenn ich Pflichten am Hof erfüllen muss; es ist ja nur eine halbe Galoppstunde von hier bis zur Residenz!“
    Erst da erkannte die Mooräugige das volle Ausmaß des Geschenks; er hatte ihr, einmal mehr, etwas gegeben, das weit über das Materielle hinausging. „Dann wird Sibylla ja immer in deiner Nähe sein können, egal, ob du dich in Vohburg aufhältst oder an der Isar!“, jubelte sie.
    „Nicht nur meine Tochter, sondern auch mein Weib!“, verbesserte er sie, zog sie dabei voller Begehren in seine Arme – und dann wurde ihnen die Zeit, bis sie unter dem Dach des vierseitigen Hofes endlich allein waren, beinahe unerträglich lang.
*
    Eine volle Woche genossen sie das einfache Leben. Das Wetter hielt sich immer noch seltsam mild; der weiche Himmel über dem Auenland und den abgeernteten Feldern entsprach ihrer gelösten, innigen Stimmung. Die Lehensleute zeigten sich taktvoll, sie wussten, wen sie beherbergten; nichts schien den Frieden, den Agnes und Albrecht nach ihrer heimlichen Hochzeit im Menzinger Refugium gefunden hatten, stören zu können. Allein ihre Liebe hegten sie, kümmerten sich dazu um ihr Kind; andere Bedürfnisse hatten sie nicht, sie waren glücklich. Nur einmal, in der winters so unsicheren Stunde zwischen Dämmerung und Nacht, schreckte die Blonde jäh wie aus einem Traum auf. „Dein Vater!“, flüsterte sie mit verspannten Lippen. „Er ist so nahe! Fast war es mir soeben, als käme er zur Tür herein!“
    „Du musst keine Angst haben!“, entgegnete der Dunkelhaarige. „Dies ist unser Reich, nicht seines! Niemand wird uns hier belästigen. Nur der Sedlec in München weiß, wo wir uns aufhalten …“
    „Und doch könnte dein Vater es erfahren!“, beharrte Agnes. „Das mit dem Gut – und auch, dass du mir den Ehering angesteckt hast!“
    „Selbst wenn es ihm zu Ohren käme – er könnte nichts mehr dagegen tun!“, versicherte Albrecht. „Aber wer sollte ihm etwas sagen? Ohnehin ginge es dann nur um die Hochzeit, und bei der war bloß der Betzwieser Zeuge; ansonsten waren allein noch der Sedlec und sein Weib eingeweiht. Von denen aber haben wir gewiss nichts zu befürchten; die können alle drei schweigen wie die Toten. Nein, mein Herz, du machst dir ganz unnötig Sorgen! Und jetzt komm wieder her; ich will jeden Augenblick mit dir genießen, bis ich übermorgen zum Bankett und zur Christmette nach München reiten muss!“
    Also flüchtete die Blonde sich erneut in den Schutz seiner Arme; zwei Tage später dann blickte sie ihm nach, wie er unter jetzt schneeträchtigem Himmel in Richtung auf die Residenz davonjagte.
    Dass dort, in der Alten und Neuen Veste, längst die Gerüchte schwirrten, wusste der Thronerbe nicht;

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