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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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versucht gewesen, aufzufahren, den Kleriker in seine Schranken zu weisen. Doch gleich darauf hatte er gespürt, dass der Pfarrer den bewussten Satz – „… auch wenn sie vor der Welt nicht Gatte und Gattin sind!“ – keinesfalls abwertend oder zynisch gemeint hatte. Und jetzt, nach dem wochenlangen Nachdenken, wollte es dem Wittelsbacher eher so scheinen, als hätte der Betzwieser ihm einen Anstoß geben, ihn auf versteckte Weise zu etwas auffordern wollen. Das, was er für die Geliebte, die heimliche Verlobte, seit der Geburt noch stärker denn je empfand, kam hinzu; nicht zuletzt spielte das Antlitz des unschuldigen Kindes eine Rolle. Gegen Ende Oktober dann, die Donauauen lagen jetzt schon wieder herbstlich und oft neblig da, suchte Albrecht den Priester unangemeldet auf; nicht als Fürst tat er es, sondern als einer, der Rat von einem Freund brauchte.
    Der alte Pfarrer, den harmlosen weltlichen Freuden durchaus nicht abgeneigt, saß in seiner Stube über der Sakristei beim Wein. Als der Vohburger Graf hereinplatzte, schien der Seelsorger sich gar nicht sonderlich zu wundern, bot vielmehr seinem weltlichen Herrn einen Schemel und dazu einen Humpen an, sagte sodann mit feinem Lächeln: „Lange habt Ihr gebraucht, bis Ihr Euch aufgerafft habt, aber zuletzt seid Ihr jetzt doch zu mir gekommen …“
    Der Wittelsbacher trank; er glaubte dabei Agnes zu sehen, wie sie in der Stunde nach der Geburt das kleine Wesen im Wickelkissen in den Armen gehalten hatte. Mit dem nächsten Schluck lichtelte ihm dieses Bild weg, und er schien wieder mit ihr und Sibylla neben dem Taufstein zu stehen; neuerlich schienen die Worte des Alten ihm von dort aus entgegenzuschlagen. Vor allem das war ihm jetzt unendlich wichtig, was der Betzwieser damals über die Liebe gesagt hatte.
    „Es geht mir nicht um die Gesetze der Welt und auch nicht um die der Kirche“, murmelte Albrecht. „Über die einen könnte ich mich als Herzog hinwegsetzen, die anderen bedeuten mir seit Taus nicht mehr sehr viel! Es geht mir allein um die, welche vor Gott schon lange mein Weib ist, und ebenso viel zählt unser gemeinsames Kind! Wenn Ihr mir das zugestehen könnt, Betzwieser, dann können wir weitersprechen! Wenn nicht, wenn Ihr nichts weiter als ein Theologe sein wollt, verlasse ich Euch besser gleich wieder …“
    „Ihr wisst, dass mir nicht das Kirchenrecht am Herzen liegt, sondern stets die Menschen“, erwiderte der Priester. „Alle, ob arm oder mächtig, die leiden oder suchen; die allein nicht weiterfinden können auf ihrem Lebensweg. Ihr wisst es, Herzog, sonst hätte es Euch nicht hergetrieben zu mir! Ihr seid gekommen, weil Ihr das Gefühl habt, Euer Weib und Euer Kind dürften mehr von Euch erwarten, als Ihr ihnen bisher gegeben habt!“
    „Also bezeichnet Ihr sie als mein Weib?“, fragte der Dunkelhaarige; seine Stimme zitterte kaum merklich dabei.
    „Sie ist dein Weib – weil sie deine einzige Liebe ist!“, beschied ihn der Alte.
    Albrecht nahm die vertrauliche Anrede wie selbstverständlich hin, griff sie nun auch selbst auf: „Für dieses Wort danke ich dir, Betzwieser! Du machst es mir sehr viel leichter damit! Denn jetzt kann ich dich auch fragen, ob …“
    „Du täuschst dich! Nichts wird leichter werden dadurch!“, unterbrach ihn der Pfarrer. „Du wirst dir die Feindschaft des Hochadels und vor allen Dingen die deiner eigenen Sippe zuziehen, wenn du das tust, was dein Herz dir befiehlt! Und dennoch wirst du es tun – und dennoch rate ich dir dazu! Du hast gewollt, dass ich nicht als Theologe, sondern als Priester zu dir spreche – deswegen kann ich dir gar keinen anderen Weg aufzeigen als den, dass du deinem Herzen gehorchen sollst! Nichts zählt, Albrecht, als das Menschenherz; ich schwöre dir: Dies und nichts anderes ist Gottes größtes und einziges Gebot! Nimm also deine Agnes an der Hand und führe sie zum Altar! Aber nicht um der Menschen oder um eines Sakramentes willen, sondern deswegen, weil du ihr damit Geborgenheit, Wärme und Sicherheit schenkst! Weil sie mit deinem Ring dann das Zeichen deines Bekennens zu ihr, das Symbol deiner unabdingbaren Liebe trägt! Und weil du ihr damit auch zeigst, dass du zu dem stehst, was aus eurer Verbundenheit heraus Fleisch und Blut geworden ist!“
    „Sage ihr und mir genau dies noch einmal, wenn du uns traust … Vater!“, bat der Herzog. „Du hast ausgesprochen, was in meinem Inwendigen aufgekeimt war seit dem Tag der Geburt Sibyllas. Doch ich hätte es nicht so in

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