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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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halbe Meile weiter war es so weit, der Wittelsbacher zügelte das Tier, ließ es im leichten Trab weitergehen, und dann ließ er die wüste Zeit, die hinter ihm lag, noch einmal in der Erinnerung aufleben.
    Offenbar hatte der Alte während des Weihnachtsfestes alles bereits bis in die letzte Einzelheit geplant gehabt. Kaum waren Albrecht, Agnes und das Kind nach Vohburg zurückgekehrt, hatte sich dort auch schon der Kurier aus der Residenz eingefunden. Ernsts Botschaft war knapp und zynisch gewesen: Die Metze und ihr Bankert seien nun ja im Bannkreis der Blutenburg versorgt. Dort sollten sie auf der Stelle wieder Wohnung nehmen; in Vohburg nämlich sei ihres Aufenthalts nicht länger! Zwar werde Albrecht der dortige Graf bleiben, doch solle die Herrschaft künftig von einem Verweser verwaltet werden; für den Thronerben gebe es in Straubing eine wichtigere Aufgabe. Die Ernennung zum dortigen Statthalter solle in der Jännermitte über die Bühne gehen; er, Ernst, werde selbst an die Donau kommen, um den Sohn in sein neues Amt einzuführen! Und dann hatte noch ein Nachsatz auf dem Pergament gestanden: Dass der Stellvertreter des regierenden Herzogs im Gäu jetzt ein anständigeres Leben als bisher zu führen habe, verstehe sich ja wohl von selbst!
    Der Dunkelhaarige, immer weiter den Treidelpfad hinuntertrabend, schien wieder seine damalige Enttäuschung, die Wut, das Aufbegehrenwollen zu spüren. Der Statthalterposten bedeutete ihm nichts, gar nichts, wenn er dafür die Gattin und das Kind aufzugeben hatte! Immer nur dies und nichts anderes hatte er denken können, nachdem er das verfluchte Pergament gelesen hatte. Und allein dies – er wusste es, er fühlte es, und er hätte den Glotzäugigen erwürgen können dafür – war auch die wahre Absicht Ernsts bei der ganzen Sache gewesen! Getrennt werden sollte er von der Blonden und von Sibylla, indem man ihm die zweitwichtigste Herrschaft im Teilherzogtum hinwarf. Macht, Gold, Prunk bot man ihm an, damit er auf die Liebe und die Vaterfreude verzichten sollte! Etwas Lebendiges sollte er fahren lassen, um des toten Protzes willen! In den ersten Tagen war Albrecht versucht gewesen, den Befehl des Vaters einfach zu ignorieren, sich offen und mit allen Konsequenzen gegen den regierenden Herzog zu stellen. Sich zu seiner Ehe, zu seinem Weib und Kind zu bekennen; mochte dabei herauskommen, was wollte. Doch dann hatte er begriffen, dass Ernst ihm letztlich selbst diesen Ausweg nicht gelassen hatte. Schlug er, der Erbe, nämlich die Straubinger Herrschaft aus, dann stempelte er sich selbst als ungeeignet auch für die spätere Thronfolge ab. Dann brauchte sein Oheim Wilhelm (und ohnehin schien in dieser Richtung etwas vorzugehen) bloß noch einmal zu heiraten und endlich Kinder zu zeugen, damit er selbst, der Sohn Ernsts, dynastisch ins Hintertreffen geriet. Der endgültige Bruch mit dem Vater wäre auf diese Weise unabwendbar geworden; nie würde der Glotzäugige es verwinden, dass die Herrschaft über das Teilherzogtum dann irgendwann auf die Nebenlinie übergehen musste. Und vor diesem Gedanken, dass es zum absoluten Zerstrittensein mit dem Vater kommen könnte, war der Dunkelhaarige letztlich zurückgeschreckt. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, sozusagen den Fehdehandschuh aufzunehmen und dann selbst die äußersten Konsequenzen zu tragen. Dass auch Agnes den offenen Krieg nicht gewollt hatte, hatte ihn noch zusätzlich in seinem bitteren Entschluss bestärkt.
    „Es ist besser, ich gehe mit Sibylla zurück nach Menzing; vorerst zumindest!“, hatte sie zu ihm gesagt. „Und du trittst die Statthalterstelle in Straubing erst einmal an!“ Tapfer gelächelt hatte sie dabei und hinzugefügt: „Du erinnerst dich, ich habe früher oft in der Küche gestanden, und von daher weiß ich, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Vielleicht finden wir ja doch wieder einen Ausweg, so wie ganz am Anfang in Augsburg und dann später, als wir in die Grafschaft kamen. Du darfst deinen Vater bloß nicht jetzt auf der Stelle brüskieren. Und wir dürfen andererseits die Hoffnung nicht aufgeben; müssen auf die Kraft unserer Liebe vertrauen!“
    So hatte er es eingesehen und hatte dabeigestanden, als Agnes mit dem Kind auf dem Arm erneut die Kutsche bestiegen hatte. Das Schluchzen hatte er hinuntergerotzt in den Rachen, und dann war er selbst nach Straubing geritten und hatte – wenn auch mörderisch besoffen – die Amtseinführung durchgestanden. Der Alkohol hatte

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