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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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Worten ausdrücken können, wie du es getan hast!“
    „Aber du hast es erspürt, und dies ist mehr wert“, antwortete der Alte. „Deswegen auch kann ich euch guten Gewissens den Segen geben. Dass dein Weib nicht anders denkt als du, weiß ich ja ohnehin schon lange …“
    „So hat auch Agnes bereits mit dir gesprochen?“, wollte der Wittelsbacher erstaunt wissen.
    „Das hätte sie nie getan; nie hätte sie irgendetwas unternommen, um dich zu drängen“, versetzte der Priester. „Doch ich habe den Wunsch in ihren Augen gesehen, immer wieder …“
    Albrecht nickte. „Kannst du alles in der Kapelle vorbereiten, für den morgigen Tag schon?“, fragte er; bat er fast.
    „Ich erwarte euch dort in der Abendstunde“, bestätigte Betzwieser. Als er merkte, dass der Wittelsbacher noch zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, lächelte er und fügte hinzu: „Ja, auch die Sibylla bringt ihr mit, das ist doch selbstverständlich.“
    „Ich danke dir für alles!“, sagte der Dunkelhaarige, reichte dem Pfarrer die Hand, drückte sie kräftig.
    Auf dem Rückweg zum Palas dachte er daran, wie gut es doch gewesen war, dass er mit dem Goldschmied unten in Vohburg bereits vor Tagen wegen eines Ringes für die Blonde einig geworden war. Wenn jetzt gleich noch ein Bote in die Stadt lief und der Handwerker die Nacht über arbeitete, dann konnte es gerade noch rechtzeitig fertig werden, das Kleinod; der Reif, der unterbewusst ohnehin nie als verspätetes Taufgeschenk gedacht gewesen war, sondern von allem Anfang an viel mehr hatte symbolisieren sollen …
*
    „Und so seid ihr nun Mann und Frau, bis der Tod euch dereinst scheiden wird!“
    Der alte Betzwieser, in der dämmrigen Kapelle vor dem Altar stehend, sagte den Satz eher leise. Dennoch schien er nachzuhallen und nachzubeben im geduckten romanischen Gewölbe; schien die beiden Kerzen zum Flackern zu bringen, die links und rechts des Tabernakels in ihren bronzenen Haltern auf dem Altartuch standen.
    Sie hätte es anders verdient; feierlicher, prächtiger!, dachte der Wittelsbacher. Irgendwie schmerzte es ihn plötzlich wie eine Wunde, dass es so heimlich geschehen war; so im Halbdunkel. Doch dann wurde das alles unwichtig; seine und Agnes’ Augen hatten sich getroffen, und das Glänzen in der moordunklen, samtigen Feuchte zeigte ihm an, wie glücklich sie trotz der Ärmlichkeit der Zeremonie war. Auch das Kind in den Armen der Blonden schien die ungeheuerliche seelische Erfüllung seiner Mutter zu spüren; ganz still verhielt sich Sibylla auf einmal, und auch in ihren, noch verschleierten Pupillen lag etwas Unbeschreibliches.
    „Ich liebe euch! Mein Gott, wie sehr ich euch liebe!“ Albrecht flüsterte die Worte, gleichzeitig war jeder Laut Seele, Fleisch und Blut von ihm selbst. Aus der Seelentiefe von Agnes’ Antlitz heraus empfing er die Antwort, und dann reichte der Priester ihm auf der flachen silbernen Schale den Ring. Der Herzog nahm ihn; seine Linke und die der Blonden berührten sich im nun gemeinsamen Festhalten des Mädchens, gleich darauf glitt der Reif über den vierten Finger der anderen Hand der Braut. Mit dem Unterpfand ihrer heimlichen Verlobung, die fast genau ein Jahr zuvor erfolgt war, traf er sich dort; „… bis der Tod euch dereinst scheiden wird!“, glaubte Albrecht im selben Moment noch einmal die Stimme des alten Betzwieser zu vernehmen. Einen Herzschlag lang fühlte der Herzog erneut den vagen Schmerz, aber dann schob er die Anwandlung entschlossen beiseite, berührte die beiden Ringe 53 und sagte zärtlich zu seiner Gattin: „Nun wirst du sie immer tragen; einen für dich, einen für mich, beide zusammen für Sibylla!“
    „Für unsere Familie“, erwiderte Agnes; mit der letzten Silbe bot sie ihm ihre Lippen, und in den Kuss hinein flüsterte sie fast tonlos, nur für ihn, ihren Dank.
    Mit einem Gebet schloss der Priester sodann die ungewöhnliche Zeremonie ab. Kein Zeuge außer dem Weißhaarigen war zugegen gewesen; diese Ehe, so dachte der alte Betzwieser, ist wahrhaft vor Gott geschlossen worden. „Geht!“, sagte er zuletzt, nach dem Amen. „Geht mit Gott in euer neues Leben hinein; er möge euch gnädig sein!“
    Als sie auf den Burghof hinaustraten, wurde sich Albrecht bewusst, dass die Kirche schon in wenigen Tagen das Allerseelenfest begehen würde. Zum dritten Mal in dieser Stunde schien den Wittelsbacher etwas quälend zu berühren, ihn zu klemmen, doch zum dritten Mal war Agnes da und vertrieb durch ihre Gegenwart die

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