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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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Herzog ihr nun – ohne dass es ihm vom Verstand her unbedingt bewusst gewesen wäre – einen Teil seines Dankes ab.
    Im August dann schien eine höhere Macht den Dunkelhaarigen und die Mooräugige für ihre Standhaftigkeit belohnen zu wollen. Völlig überraschend gelangte die Nachricht nach Straubing, dass der Konflikt zwischen den bayerischen Teilherzogtümern sich wieder entschärft habe. Kaiser Sigismund hatte gegenüber dem Ingolstädter doch noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Der Gebartete war wieder eingesetzt worden in seine Fürstenwürde, sollte lediglich eine erträgliche Buße an diejenigen bezahlen, die er in der Vergangenheit geschädigt hatte.
    „Damit ist in gewisser Weise auch der Erbfolgestreit zwischen meinem Vater und Onkel Wilhelm vom Tisch!“, erklärte Albrecht, aufgeräumt wie schon lange nicht mehr, seinem Weib. „Wenn Ludwig jetzt wieder unangefochten in Ingolstadt herrschen kann, brauchen sich die Münchner Löwen nicht länger um sein Fell zu balgen! Sie müssen sich wieder mit dem bescheiden, was sie selbst ererbt haben, und aus diesem Grund werden sich nun hoffentlich auch die Rivalitäten untereinander abdämpfen. Ich denke, dass damit wieder die Vernunft Einzug halten wird in den Köpfen der oberländischen Sippschaft, und wir, Agnes, dürfen zu guter Letzt auf Frieden und die Duldung unserer Ehe durch Ernst hoffen. Er hat ja doch bloß so gewütet, weil er glaubte, der Ingolstädter Bissen entgehe ihm ohne dynastische Enkel, doch nun liegen die Dinge völlig anders; nun ist’s aus mit der Großmachtpolitik, und wir können davon nur profitieren!“
    „Dies walte Gott!“, erwiderte die Blonde. „Und ich sehe auch ein, dass wir sehr dankbar für diese Entwicklung sein müssen! Trotzdem fürchte ich, dass deinem Vater der Stachel im Fleisch sitzen bleibt. Zwar braucht er für Ingolstadt keine legitimen Enkel mehr, aber für München allemal. Und die kannst du ihm nicht schenken, solange die Ehe zwischen dir und mir besteht …“
    „Wenn sich einmal die Nachfolgefrage stellt, bin zunächst ich der Erbe!“, fiel der Statthalter ihr ins Wort. „Und auf alles, was dann geschieht, kann ein Verstorbener keinen Einfluss mehr nehmen! Als regierender Herzog könnte ich dich zum Beispiel zur Gräfin und damit vor den Augen der Welt standesgemäß machen … – Doch lassen wir das jetzt! Ich wünsche dem Alten den Tod nicht, hoffe vielmehr, dass bis dahin noch viel Wasser die Donau hinunterrinnt. Im Augenblick zählt nur, dass der leidige Streit mit dem Gebarteten ausgestanden ist. – Und jetzt komm, mein Herz, wir wollen uns um Sibylla kümmern; sie soll sich freuen dürfen mit uns!“
    „Du hast ihr schon vergangene Woche eine Zillenfahrt auf dem Altwasser versprochen“, sagte Agnes lächelnd, „und dann hast du es wieder vergessen! Was glaubst du, wie sie mich deswegen gelöchert hat …“
    „Ach ja, ich weiß schon, dass ich noch viel lernen muss als Vater“, gab der Wittelsbacher mit gespielter Zerknirschung zu.
    „Nein, das musst du nicht! Du bist schon fast perfekt!“, versicherte die Blonde mit leuchtenden Augen, dann nahm sie ihn an der Hand und zog ihn aus dem Raum; beide wirkten dabei selbst fast wieder wie Kinder.
*
    „Nach Regensburg zum Stechen haben sie dich eingeladen? Ich hoffe, du bleibst mir treu in der Reichsstadt!“ Die Morganatische sagte es scherzend. Im weichen Licht des noch einmal sonnigen Oktobertages stand sie da, ihr Gesichtsausdruck wirkte gelöst; nichts mehr in ihren Zügen erinnerte an den Kummer, den sie bis zum Sommer hatte tragen müssen.
    „Wenn du willst, kannst du mitkommen“, erwiderte Albrecht. „Ich hätte nichts dagegen, Tag und Nacht von dir beaufsichtigt zu werden. Bloß beim Turnier selbst müsstest du mich vorübergehend von der Leine lassen …“
    „Nun ja, ich glaube, ich darf dir auch so vertrauen“, setzte Agnes das Spiel fort. „Länger als zwei oder drei Tage wirst du schließlich nicht abwesend sein, was kann da schon groß passieren?“
    „Gar nichts!“, beteuerte der Herzog. „Außer dass ich etliche Böckler 62 aus dem Sattel zu räumen gedenke. Sie haben mich geschnitten bei meiner Amtseinführung damals, haben sich auch später immer wieder ruppig gezeigt; jetzt kann ich es ihnen auf ritterliche und anständige Weise heimzahlen und kann ihnen zeigen, wer ihr Herr ist!“
    „Nun, das schadet ihnen vermutlich nicht“, nickte die Blonde. Ihre Stimme klang jetzt wieder ernst. „Es ist mehr als

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