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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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tobt noch ärger als im vorigen Herbst, spricht dem Wein so stark zu, dass es ihm schadet, stößt im Rausch entsetzliche Drohungen gegen Ingolstadt aus – und meint damit möglicherweise Straubing! Seid auf der Hut – das rate ich euch als einer der wenigen Freunde, die euch in der Residenz noch geblieben sind!“
    „Wenn mein Vater trinkt, wird er sich zu wirklich gefährlichen Aktionen nicht aufraffen können; ich kenne ihn!“, versuchte Albrecht sich selbst und seine verstörte Gattin zu trösten. „Führte er wirklich etwas Schlimmes im Schilde, so hätte er mich längst als Statthalter abgelöst. Doch er kann den offenen Bruch mit mir nicht riskieren; es würde seine eigene Reputation im Herzogtum und im Reich zu sehr ins Wanken bringen. Dass er wegen des Neugeborenen belfert, muss man verstehen! Das Wissen darum, dass die Erblinie damit nun anderweitig fortgeführt wird, kommt ihn eben verflucht hart an! Aber letztlich ist der Säugling seines Bruders Kind, ist damit immer noch ein enger Verwandter von ihm. Irgendwann wird er das einsehen und wird sich abfinden. Hauptsache ist doch, dass die Macht in der Sippe bleibt und nicht an ein fremdes Geschlecht fällt! Wenn ihm das erst klar ist, wird man womöglich auch wieder mit ihm reden können. Bis dahin wollen wir uns still verhalten hier in Straubing; an meiner Regentschaft kann er nichts aussetzen, und ich werde zusehen, dass ich das Land noch weiter in die Höhe bringe. – Glaub mir, Agnes, irgendwann wird sich’s einrenken zwischen uns und ihm; wir müssen ihm bloß ausreichend Zeit lassen, damit er all das verkraften kann, was jetzt auf ihn eingestürmt ist!“
    „Ich hoffe so sehr, dass du recht hast!“, erwiderte die Blonde, wirkte dabei jedoch seltsam geistesabwesend. Der Wittelsbacher spürte es; spürte aber auch, dass er jetzt besser nicht weiter in sie drang. So nahm er sie lediglich in die Arme und versuchte ihr die Beklemmung durch seine Zärtlichkeit zu vertreiben, bis zuletzt das Kind schrie und Agnes ihren Mutterpflichten nachkommen musste. Leise stahl sich der Statthalter aus dem Raum; in der Kanzlei diktierte er einen Brief an den Sedlec, dass der ihn weiterhin auf dem Laufenden halten solle, anschließend inspizierte Albrecht die Wachen auf den Wällen. Scharf tat er es, auf Vordermann brachte er die Landsknechte; jedem einzelnen befahl er, bei der geringsten Unregelmäßigkeit sofort Alarm zu schlagen. Auch gab er dem Vogt Order, in der nächsten Zeit Streifscharen in südwestlicher Richtung auszusenden; München zu. All dies beruhigte ihn immerhin ein wenig in seiner heimlichen Furcht; gegenüber Agnes hatte er die Dinge zu verharmlosen versucht, doch seine eigene Angst hatte er damit kaum einlullen können. Denn er hatte im vergangenen Herbst den Hass in Ernsts Augen gesehen – und er war erschrocken vor diesem blutunterlaufenen Blick; erschrocken bis ins Mark!
    Fast wider Erwarten tauchte jedoch nichts Böses auf unter dem südwestlichen Horizont; ruhig blieb es dort, während die Tage dem Frühjahr zu nun allmählich länger wurden. Das Gefühl, dass es sich um einen trügerischen Frieden handelte, wollte freilich weder aus dem Herzen Albrechts noch aus der Ahnung der Blonden weichen. Jeder trug die Last für sich, um den anderen damit nicht zusätzlich zu quälen; auch Agnes hatte sich im Hornung durch die Worte ihres Gatten nicht wirklich von ihren unterschwelligen Befürchtungen abbringen lassen. Als schließlich der Auswärts 61 mit Macht einzog, zeigte die Mooräugige auf das Blühen und neue Erwachen des Lebens eine Reaktion, die ihr selbst im Grunde unbegreiflich war.
    „Hättest du etwas dagegen, wenn ich im Kreuzgang des hiesigen Karmeliterklosters einen Altar stiften würde?“, erkundigte sie sich bei ihrem Gatten.
    „Wenn es dir Freude macht …“, erwiderte der Wittelsbacher erstaunt.
    Die Blonde dankte ihm, schon wenige Tage später verhandelte sie mit der Äbtissin; bis zum Maiende dann war der Stein aufgerichtet und konnte vom Pfarrer der Jakobskirche geweiht werden. Die Bernauerin, dreiundzwanzigjährig inzwischen, wohnte der Zeremonie bei; die ganze Zeit über hielt sie dabei Sibylla auf dem Arm.
    Sie sieht bedrückt aus, die Morganatische, dachte die Priorin insgeheim. Höher ist sie gestiegen als je irgendein Weib aus dem Volk, dennoch scheint etwas inwendig an ihrer Seele zu nagen. Als Agnes nach dem Tedeum noch um eine Unterredung unter vier Augen bat, wunderte die Äbtissin sich deswegen nicht

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