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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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einer unter ihnen, der die Bauern in seiner Herrschaft übel drückt. – Wann wirst du denn aufbrechen müssen nach Regensburg?“
    „In vier Wochen ungefähr“, antwortete der Dunkelhaarige. „Das Stechen findet am 23. November statt.“ Mit frivolem Unterton setzte er hinzu: „Bis dahin können wir beide ja vielleicht noch die eine oder andere Lanze ganz privatissime brechen …“
    Agnes errötete auf sehr entzückende Weise und hielt ihm glücklich vor: „Du bist doch wirklich unersättlich und liederlich, mein Schatz! Andere Ritter, das habe ich jedenfalls läuten hören, achten darauf, vor einem Turnier keusch zu leben. Doch du …“
    „Andere haben einen Besen daheim, ich jedoch eine Fee“, versetzte Albrecht und machte Anstalten, sie auf seinen Schoß zu ziehen. „Außerdem liebe ich dich! Wenn du freilich darauf bestehst, dass wir bis zu meiner Rückkehr aus der Reichsstadt …“
    „Untersteh dich!“, empörte sich die Blonde mit einem verführerischen Funkeln in den dunklen Augen; gleich darauf bewies sie ihm durch einen heißen Kuss, dass er offene Türen bei ihr eingerannt hatte.
    Der Abschiedskuss dann, einen Monat später, fiel züchtiger aus. Der Herzog saß bereits im Sattel bei dieser Gelegenheit, nahebei scharrten und stampften die Rösser der Kavalkade auf dem Pflaster des Burghofes. „Bis in drei Tagen also – und achte darauf, dass du heil wieder nach Hause kommst!“, murmelte die Dreiundzwanzigjährige, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte. „Das werde ich!“, versprach der Dunkelhaarige, streichelte ihr noch einmal zärtlich über die Wange und richtete sich dann endgültig in den Bügeln auf. Der Rappe trabte an, der Statthalter lenkte ihn an die Spitze des Trupps; in geschlossener Formation zogen die Reiter, gefolgt von den Knappen mit den Packtieren, durch das Tor davon. Ein prächtiges Bild gab die Kavalkade ab; dennoch verspürte Agnes plötzlich ein Frösteln: Der Anblick erinnerte sie unvermittelt an einen anderen Aufbruch des Geliebten; an den Tag, da er in den Krieg nach Böhmen gezogen war.
    Albrecht hingegen freute sich auf das Turnier. Noch nicht einmal der Nieselregen, der auf halbem Weg einsetzte, vermochte ihm die Laune zu verderben. Fast genau ein Jahr war nun vergangen, seit es zum Streit und fast zum Bruch mit dem Vater in München gekommen war. Doch seit dem August schienen die Dinge sich tatsächlich wieder eingerenkt zu haben; Ernst schien mittlerweile eine Art Burgfrieden akzeptieren zu wollen. Und auch die Lehensleute aus dem Donaugäu und dem Wald hatten wohl ihre früheren Vorurteile zumindest teilweise begraben; falls nicht, hätten sie den Straubinger Statthalter wohl kaum zu ihrem Stechen gebeten. Dies alles ging dem Wittelsbacher durch den Kopf, während die Kavalkade an den bischöflichen Festungen Wörth und Stauff 63 vorüberkam, und zuletzt tauchten über dem diesigen Auenland die mächtigen Quaderwälle, Patriziertürme und Kirchengiebel der freien Reichsstadt auf; der Metropole mit der Steinernen Brücke, die in ganz Deutschland als ein Wunderwerk angesehen wurde. 64
    Die Straubinger freilich, die dem rechten Donauufer gefolgt waren, passierten das Ostentor und gelangten von dort nach wenigen Hundert Metern zum Herzogshof, der dem doppeltürmigen Dom schräg gegenüberlag. Der Regensburger Rat hatte im Prunksaal bereits ein Mahl auftragen lassen; Albrecht, nachdem er ein heißes Bad genossen hatte, konnte sich sofort an die Tafel setzen, und in Gesellschaft der eigenen Gefolgsleute sowie der weltläufigen Stadtadligen verging der Abend wie im Fluge.
    Am folgenden Vormittag trabte der Thronfolger des Teilherzogtums Bayern-München an der Spitze seiner Kavalkade auf die Haid 65 westlich des Domplatzes; er und diejenigen seiner Begleitung, die ebenfalls turnieren sollten, waren bereits gepanzert. Die Helme, Lanzen und Schilde allerdings wurden ihnen von den Knappen nachgetragen, und so konnte der Dunkelhaarige unbehindert den Anblick genießen, der sich ihm nun auf der Stechwiese und in ihrem Umkreis bot. Die eigentliche Kampfbahn war zwischen der Kaiserherberge 66 und dem Kaufherrenhof „Zur Arch“ abgesteckt; außerhalb der Schranken, die gesperrten Zugänge ausgenommen, hatten sich die Schaulustigen aus der Stadt und ihrem Umland versammelt. Die breit hingelagerten Paläste schlossen die Szenerie gegen den heute aufgeklarten Himmel hin fast lückenlos ab; als Albrecht nun sein Ross in die Gasse zwischen dem Gasthof „Zur Waag“ und dem

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