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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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entschlossener denn je gegen die Burgherren am Strom und drinnen im Wald in Schutz. Wann immer er erfuhr, dass einem Untertanen die bescheidenen Rechte beschnitten wurden von einem Wappenträger, griff er ein. Seine Kanzlei wies er an, überall im Straubinger Gäu die Abgaben der Unfreien an den ritterlichen Adel zu überprüfen; wurden Unregelmäßigkeiten zugunsten der Böckler entdeckt, stellte er sie rigoros ab. Zudem gewährte er Dutzenden von Landwirten und Gewerbetreibenden neue Privilegien und Freiheiten und ermunterte sie auf diese Weise, mehr zu leisten als bisher – freilich nicht zum Nutzen der raffgierigen Hochgeborenen, sondern zu dem der moderateren Staatskasse.
    „Ein anderer hätte das Land mit Krieg überzogen, du aber hast etwas sehr Gutes aus deiner vermeintlichen Niederlage auf der Haid gemacht“, sagte Agnes Bernauer im Februar 1435 einmal mit leuchtenden Augen zu ihm. „Und das meine nicht nur ich; auch die Menschen in der Stadt reden so! Sie behaupten, einen besseren Herrscher als dich hätte das nördliche Unterland nie besessen!“
    Der Dunkelhaarige nahm es hin; der leidige Tag im November des Vorjahres schien auf einmal sehr weit zurückzuliegen.
    Die Ritter jedoch, die sich damals zu Werkzeugen des Glotzäugigen hatten machen lassen, empfanden anders; Albrecht wusste es bloß noch nicht. Er konnte auch nicht ahnen, dass sein Vater neuerlich gegen ihn wühlte; dass Ernst eine Intrige gegen ihn ins Werk zu setzen gedachte, die ihn noch ungleich ärger treffen sollte als der Tort von Regensburg. Wiederum allzu blauäugig saß der jetzt knapp Vierunddreißigjährige im Straubinger Thronsaal, während auf den Burgen des Umlandes die Ränke geschmiedet wurden und die Boten der Böckler immer häufiger von einer Festung zur anderen ritten. Gegen Ende des Hornung versammelten sich fünf der einflussreichsten Wappenträger unter den Turnierbündlern auf der Altnußburg bei Viechtach, und dann kratzte dort eine Gänsefeder harsch übers Pergament.

STRAUBING/BOGEN
März bis April 1435

An montag umb essenzeit ain absagprief von
Peter Kamerawer, Jacoben Gewolf, Hermann und
Casparn den Nußpergern und Albrechten Nothaft
zu handen komen ist …
Sullen wir und unser lannd und lewt nu von seinen
wegn von den seinen bekriegt und beschedigt werden,
so versteht ewr lieb aber woll, daz uns darinn
gar ungutlichen beschicht.
Auszüge aus Briefen
Albrechts von Bayern-München an seinen Vater Ernst

    „Ein Fehdebrief, sagst du?!“ Schlagartig war der Statthalter erbleicht; sein Speisemesser zitterte plötzlich, schien in der Schwebe über dem Ochsenfleisch und den Brotbrocken hängengeblieben zu sein. Dann drehte sich die Spitze der Klinge, immer noch bebend, ganz langsam, wies zuletzt auf das zusammengerollte Pergament in der Hand des Vogts, und Albrecht setzte hinzu: „Von wem?!“
    „Es sind die Siegel des Chamerauers, des Gewolf, der beiden Nußberger Brüder sowie des Nothafft, die an der Schnur hängen“, erwiderte der Kastellan. „Doch der Bewaffnete, der den Wisch brachte und sofort wieder verschwand, rief den Torwachen über die Schulter noch einen höhnischen Gruß vom Böcklerbund allgemein zu.“
    „Die Hundsfötter“, brach es aus dem Wittelsbacher heraus, „suchen also schon wieder den Streit! Nun gut, gib den Fetzen her!“
    Während der Vogt mit zusammengepressten Lippen wartete, Agnes mit großen Augen starrte und das Kind in seiner Unschuld weiter an einer eingeweichten Semmel saugte, durchschnitt der Dunkelhaarige die Siegelschnur und überflog sodann hastig die kruden Schriftzeichen. Zuletzt hieb er das Pergament unter der Faust auf den Tisch und erklärte mit belegter Stimme mehr zu seinem Weib als zum Kastellan hin: „Sie schieben die Opfer vor, die sie angeblich beim Kampf gegen die Hussiten gebracht haben. Schreiben von immensen Summen an Gold und Silber, die sie für die Feldzüge aufgewendet hätten. Dadurch seien sie jetzt alle tief verschuldet, und ich – weil ich ein paar Bauern und Handwerker von ungerechten Verpflichtungen befreit habe! – würde sie durch mein adelsfeindliches Regieren noch völlig in den Ruin treiben. Deswegen müssten sie mir die Gefolgschaft aufkündigen, die Fehde ansagen und sich an den herzoglichen Marktflecken und Dörfern schadlos halten!“
    „Das ist der Gipfel an Infamie!“, schnaubte der Vogt. „Ihr habt das Straubinger Land in die Höhe gebracht, Herzog, und auf die Dauer werden auch die Kleinadligen davon profitieren, auch wenn

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