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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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geben.
    Die Stahlklingen verbissen sich ineinander, das Metall begann zu schrillen und satanisch zu singen. Die ersten Schläge über verlief der Zweikampf scheinbar ausgeglichen; plötzlich aber spürte Albrecht, dass ihm die Kraft schwand. Wie Wasser aus einem vielfach durchlöcherten Schlauch schien sie aus seinem Leib zu rinnen; der Dunkelhaarige brach in die Knie, sah sich auf einmal rettungslos in der Defensive. Verzweifelt klammerte er sich noch mit beiden Händen am Heft seiner Waffe fest, doch dann wurde ihm das Schwert weggeprellt – und fast aus derselben Bewegung heraus, nur ein kurz aufblitzender Halbkreisschwung lag dazwischen, natterte die Spitze der gegnerischen Klinge auf seine Herzgrube zu.
*
    Agnes Bernauer griff sich ans Herz, krallte die Nägel in den Miederstoff, ins Brustfleisch; schrie.
    Direkt aus den Mauern der Kemenate heraus schien das grauenhafte Bild zu quellen und auf sie einzudringen. Im Staub, im Dreck, auf dem hartkantigen Pflaster sah sie den Körper des Geliebten, des Gatten sich winden. Blutversudelt war sein Antlitz; der eine Schulterriemen seines leichten Brustharnischs war abgerissen oder zerhauen, die stählerne Halbschale vermochte ihn kaum noch zu schützen. Auch das Koller darunter war zerfetzt; durchs klaffend Ledrige hindurch glaubte die Blonde einen zuckenden Muskel zu erkennen – und dann flirrte stahlscharf etwas heran und zielte direkt auf Albrechts Leben.
    „Nein!“, schrie Agnes Bernauer; sie schrie es heraus wie eine Agonische, im nächsten Moment brach sie zusammen.
*
    „Nein!“, hörte Albrecht von Bayern-München eine zwittrige Stimme aus seiner Kehle gellen.
    Gleichzeitig versuchte er, die unaufhaltsame Bahn des feindlichen Schwertes mit bloßen Händen dennoch zu hemmen. Mit dem nächsten gehetzten Lidschlag aber sah er, wie die Klinge tief ins Fleisch glitt, wie eine Rippe barst; wie der hellrote, heiße Strom aufsprang, gleich einer Fontäne. Er fiel zurück, er wusste von nichts mehr; trotzdem war eine ungeheuerliche Erlösung jenseits des Bewussten da.
    Der andere Gepanzerte riss die Waffe aus der Brust des Toten, dann wandte er sich – über den leblosen Körper des Straubinger Statthalters hinwegsetzend – seinem nächsten Gegner zu. Wieder schrillte der Stahl auf, ein weiterer Mann fiel; sein Helm kollerte weg und traf unsanft den Schädel des Wittelsbachers. Albrecht kam zu sich, begriff zunächst gar nicht, dass er noch lebte – bis sein Blick auf den fiel, der ihn hatte schlachten wollen; der jetzt plötzlich tot in seinem eigenen Blut lag. Und dann sah der Dunkelhaarige das Grüppchen der eigenen Leute, angeführt von dem, der ihn gerettet hatte; sie waren ihm durchs Tor gefolgt, wider alle Vernunft, und hatten sich todesmutig der Übermacht der Rebellen gestellt.
    Der Wittelsbacher richtete sich auf, spürte die flache Ritzwunde auf der Brust brennen, tastete nach seinem Schwert und rief – sehr ernüchtert jetzt – seinen Reisigen zu, dass sie sich zurückziehen sollten. Mit beidhändigen Schlägen, als sie nicht gehorchten, brach er sich Bahn zu ihnen und fauchte den Befehl noch einmal heraus. Doch wiederum schienen sie ihn nicht zu hören – oder ihn nicht hören zu wollen; sie scharten sich bloß enger um ihn und fochten mit doppelter Wut. Notgedrungen tat der Statthalter daraufhin auch wieder das Seine; erst als von der anderen Seite her die Steine flogen, die Armbrustbolzen und Pfeile zu zischen und zu zwitschern begannen, verstand er, warum sein Häuflein sich scheinbar so irrsinnig verhalten hatte: Die Bogener Bürger, Hunderte an der Zahl, waren vom Wallfahrtsberg heruntergeeilt, hatten sich blitzschnell bewaffnet und griffen nun auf breiter Front die aufständischen Ritter und deren Knechte an.
    Der Kampf flackerte zunächst noch heftiger auf; verflachte aber dann, als sich außerhalb der Mauern jetzt endlich das Gros der Straubinger Truppen zeigte, jäh. Die Böckler, zehn oder zwölf Tote und Schwerverwundete zurücklassend, flohen durchs Nordtor und dann weiter in Richtung auf den Vorwald. Albrecht verzichtete darauf, sie verfolgen zu lassen, sandte ihnen lediglich etliche Späher nach; für eine längere Hetzjagd waren weder seine eigenen Truppen noch die Bogener Bürger ausgerüstet, außerdem hatten die Aufständischen ohnehin einen erklecklichen Blutzoll entrichten müssen.
    Auch unter den Herzoglichen waren mehrere Erschlagene zu beklagen. Der Dunkelhaarige ließ die Leichen auf Bahren legen und sie zurück in die

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