Agrippina - Kaiserin von Rom
Tribunus deputatus arbeiten. Näheres erfährst du, wenn du dort ankommst. Wer weiß, wenn die Götter es wollen, werden sich unsere Wege noch einmal kreuzen ... Vielleicht wirst du sogar einmal für mich arbeiten, wenn sich dein Hass auf die vermeintlich Niederträchtige gelegt hat.«
Sie lächelte erneut und biss herzhaft in einen Apfel. »Wir haben noch Großes vor mit Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Nach dem Ablauf deiner Dienstzeit magst du dann deine Freigelassene ehelichen, wenn dir noch danach ist. Sie muss, nach allem was ich gehört habe, eine reizende kleine Person sein. Leider hat mein Sohn hier in der Garde keine Verwendung mehr für dich. Du wirst das sicher verstehen. So, und nun geh. Aber geh ohne Hass und Rachegedanken, und sieh in mir nicht das mordende Ungeheuer, sondern nur die liebende Mutter und die gnädige Augusta. Eine Mutter, die ihren Sohn nicht weniger als das Wohl Roms liebt und die keinen im Stich lässt, der für sie arbeitet.«
Valerius erhob sich schweigend, die Audienz schien beendet.
»Eins noch, Tribun! Schweige über alles, was du erfahren hast, und erst recht über alles, was du glaubst, erfahren zu haben. Schweige und lebe! Die Alternative ist die Arena. Du kannst jetzt gehen, dein Arrest ist beendet. Dein Freund Gaius wartet bereits auf dich. Ihr habt acht Wochen Urlaub, danach erwarten wir euch zurück zum Dienst in Colonia Agrippinensium . Ich denke, dass dies eine großzügige Regelung ist, nicht wahr?«
Valerius verließ wortlos den Raum. Erleichterung und Zorn tobten gleichermaßen in ihm. Mit raschen Schritten eilte er zum Ausgang des Palastes. Die Gänge vor den kaiserlichen Audienzräumen waren wie immer gefüllt mit aller Art von Bittstellern und Besuchern, die nicht schnell genug dem neuen Kaiser ihre Aufwartung machen konnten. Valerius hatte den Eindruck, dass viele von ihnen ihren Blick abwandten, wenn sie den Tribun sahen. Offenbar hatte es sich herumgesprochen, dass er in Ungnade gefallen war. Nur die Gründe kannte keiner, aber sie interessierten wohl auch nicht.
Kurz vor dem Ausgang traf er auf Afranius Burrus, seinen ehemaligen Vorgesetzten. Burrus schien die Augen verschämt zu senken, als er Valerius erblickte, ließ sich aber dann doch zu einem Gruß herab. In einem Aufwall von Zorn packte Valerius seinen Arm und zog ihn in eine Nische.
»Ist das alles hier mit deiner Billigung abgelaufen? Hast du nicht wie ich einen Eid auf den Cäsar geleistet? Kannst du mir noch in die Augen sehen, Afranius Burrus?«
Mit einem Ruck riss sich Burrus los. »Vergiss dich nicht, Tribun. Du sprichst mit dem Präfekten! Es gab hier nichts, was ich hätte ändern können. Glaub mir, Marcus Valerius, in einem Spiel wie diesem hier, wo es um die Belange eines Weltreiches geht, sind Männer wie wir nur ganz kleine Rädchen. Wir haben zu gehorchen und zu funktionieren, sonst wechselt man die Rädchen aus. So einfach ist das!«
»So einfach ist das nicht!«, empörte sich Valerius. »Du hast bei diesem abgekarteten Spiel mitgemacht, und am Ende dieses Spiels war ein Kaiser tot, und ein Tribun wurde aus der Garde entlassen!«
»Pscht!« Burrus legte seine Hand auf den Mund des Tribuns. »Bei den Göttern, du musst verrückt sein, hier so zu sprechen! Möchtest du in der Arena gegen ein Rudel ausgehungerter Löwen kämpfen? Der neue Cäsar hat nach meiner Einschätzung weniger Geduld mit Männern, die aufsässige Reden führen, als der alte.«
»Und so jemandem hast du auf den Thron geholfen?«
»Du irrst, Tribun. Nicht ich war es! Ich habe lediglich den Befehlen gehorcht, die man mir gab.«
»Deine Aufgabe wäre es gewesen, das Leben des Cäsars zu schützen, wie du es geschworen hast.«
»Willst du mich über meine Aufgaben belehren?« Die Stimme des Präfekten schwoll an. »Sei froh, dass du das Palatium als freier Mann verlassen kannst!« Doch dann wurde er wieder versöhnlicher: »Glaub mir, ich bedaure, einen so fähigen Offizier zu verlieren. Wenn es nach mir gegangen wäre ... aber manchmal ... vielleicht ändern sich die Zeiten noch einmal.« Er druckste hilflos herum und hatte seine ganze aufgesetzte Selbstsicherheit verloren. Zornig ließ Valerius ihn stehen. Ohne sich umzusehen, verließ er den Palast.
»Tribun! Tribun Marcus Valerius Aviola! Bitte warte!«
Ein junger Mann stürmte hinter ihm die Treppen herab, ein römischer Ritter. »Auf ein Wort! Gehen wir ein paar Schritte!« Er zog Valerius in einen kleinen Park, der an den Palast grenzte. Es hatte
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