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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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musste sich mit einem hinteren Platz begnügen, von dem man den weiteren Verlauf allenfalls ahnen konnte. Priester, Ritter und Prätorianer hatten am gestrigen Tag vor dem Mausoleum einen Scheiterhaufen errichtet, der aus goldbestickten Teppichen, prächtigen Gewändern, kostbaren Statuen und Reliefs sowie prächtigem Schmuck nach Art eines pyramidenförmigenAltars aufgeschichtet worden war. Die Stoffe waren mit den teuersten Wohlgerüchen Arabiens und Indiens getränkt, und weithin verbreitete sich der Geruch ätherischer Öle wie Narde, Myrrhe, Zimt, Safran, Krokus und Lotos.
    Nachdem die Priester ihre Gebete gesprochen hatten und die Musik der Tubabläser, Hornisten und Flötisten verstummte, schritt Nero wortlos zu dem aufgebahrten Leichnam, öffnete ihm ein letztes Mal die Augen und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Agrippina stand in unmittelbarer Nähe und verfolgte das Geschehen scheinbar ungerührt. Dann entzündete Nero mit abgewandtem Gesicht den Scheiterhaufen und trat zurück. Es folgte eine riesige Stichflamme, die so hoch aufschoss, dass auch Valerius sie gut sehen konnte. Ein Raunen ging durch die sichtlich ergriffene Zuschauermenge, als der prunkvolle Scheiterhaufen und alle ihn umgebenden Kostbarkeiten ein Raub der Flammen wurden. Schon bald danach machten sich viele Zuschauer wieder auf den Heimweg. Das Spektakel war beendet.
    ***
    Das etrurische Landgut der Valerier lag bei Tarquinii, der alten etruskischen Königsstadt, kaum mehr als eine Tagesreise von Rom entfernt. Valerius holte sein Pferd, das er in einem Mietstall am Forum Boarium untergestellt hatte, und folgte der großzügig ausgebauten Via Clodia . Seine Sachen ließ er im Gasthaus zurück. Betrübt hatte Valerius feststellen müssen, dass der Abschied von seinen Gardekameraden mehr als kühl ausfiel: kaum ein freundliches Wort, kein Wort des Bedauerns über sein Ausscheiden. Valerius war binnen kurzem zur Persona non grata geworden. Man ging ihm aus dem Weg wie den aussätzigen Sklaven auf der Krankeninsel im Tiber. Seine Uniform als Militärtribun half ihm allerdings, alle Straßenkontrollen anstandslos hinter sich zu bringen. Hier wusste niemand davon, dass er bei dem neuen Cäsar in Ungnade gefallen war, und man brachte ihm den angemessenen Respekt entgegen.
    Am späten Abend lagen die weitläufigen Gebäude des elterlichen Landgutes vor ihm. Tarentios, der betagte Gutsverwalter, wäre ihm vor Freude fast um den Hals gefallen, als er den jungen Herrn erkannte.
    »Welche Freude! Der junge Herr gibt uns die Ehre! Und wie werden sich der Herr und die Herrin freuen!«
    In der Tat! Voller Rührung umarmte der alte Marcus Valerius Messala seinen Sohn, und der Mutter, Gaia Valeria, rannen die Freudentränen von den Wangen. Während des Gastmahls, das eilends aufgetischt wurde, musste Valerius immer wieder von seiner Mission in Germanien erzählen, von den Geschehnissen in Rom (die Sache mit dem zerrissenen Todesurteil ließ er allerdings ebenso unerwähnt wie die Exildrohung für die Eltern) – und natürlich von Dirana!
    »Eine ehemalige Sklavin? Du hast sie freigelassen und … willst sie später gar heiraten?« Nur mit Mühe verdaute der traditionsbewusste Vater diese Neuigkeit. Dergleichen war im alten Geschlecht der Valerier noch nie vorgekommen.
    » Was spielt es für eine Rolle, ob sie Sklavin war oder nicht?«, lenkte die Mutter ein und blickte ihren Sohn voller Stolz und Zärtlichkeit an. »Es gibt unter jenen ebenso gute Frauen, wie es unter unseresgleichen schlechte gibt, nicht wahr? Wenn sie dein Herz erobert hat, muss sie schon eine bemerkenswerte Frau sein. Aber erzähl! Wie lebt man in diesem Städtchen Colonia Agrippinensium ? Ist es nicht furchtbar kalt dort? Und all die ungewaschenen und bärtigen Barbaren! Wie kann man da überhaupt leben?«
    »Man kann, Mutter, und es ist gar nicht einmal so übel. Gaius, von dem ich euch herzlich grüßen soll, zieht das Leben dort dem Leben hier sogar vor. Die Einwohner sind freundlicher und offener als in Rom. Es ist ein buntes Gemisch aus allen Ländern, das sich dort am Ufer des Rhenus zusammengefunden hat, aber doch musst du die römische Kultur nicht vermissen. Es ist nicht so, dass Bären und Auerochsen über die Straßen laufen. Eher ist das Ubierstädtchen so etwas wie ein kleines Rom, nur nicht so laut und schmutzig.«
    Nach dem Essen begaben sich Vater und Sohn ins Tablinum , wo ein guter Falernerwein auf sie wartete.
    »Was erwartest du von unserem neuen Cäsar?«, fragte

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