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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Er hat offensichtlich seine Familie wieder gefunden und lebt mit ihr zusammen, irgendwo bei Divodurum . Du hattest wohl nicht zufällig deine Finger im Spiel?«
    Valerius lehnte sich entspannt zurück und lächelte zufrieden. »Ich habe dem Schicksal etwas nachgeholfen.«
    »Hast du eigentlich schon eine Unterkunft? Im Gästezimmer des Prätoriums wirst du auf Dauer nicht wohnen können.«
    Valerius schüttelte den Kopf. »Ich werde mir eine kleine Wohnung suchen. So teuer wie in Rom werden sie ja wohl nicht sein.«
    »Du wirst dich noch wundern!«

    ***
    Der Schnee knirschte unter dem Schritt ihrer Füße. Zum ersten Mal gingen Valerius und Dirana Hand in Hand durch die Ubierstadt. Die eisige Kälte hatte die Händler in ihre Läden vertrieben, und so luden die verschneiten Straßen und Gassen in ungewohnter Breite zum Flanieren ein. Aber wer konnte, verkroch sich zu Hause hinter den Kohlebecken oder trank in einer der Kneipen einen Becher heißen Mulsum.
    »Hier irgendwo muss es sein«, sagte Dirana und schenkte Valerius ein strahlendes Lächeln. Sie verließen den Decumanus Maximus und bogen kurz hinter den Thermen in eine der Seitengassen ein. Dann schien es Dirana plötzlich eilig zu haben, sie zog Valerius geradezu hinter sich her, bis sie schließlich stehen blieb und aufgeregt rief: »Siehst du, da ist es! Ich wusste es. Es ist immer noch frei!« Aus früheren Tagen wusste Dirana, dass in dieser Gasse ein Geschäftslokal angeboten wurde, und in der Tat zeigte die Kreideanschrift an der Wand, dass es noch nicht vermietet war:

    Mietblock Pulchra Habitantia
    Eigentum des Sosimus Gavinius
    Ab November sind zu vermieten: Ladenlokal mit Loggia und
    Kelleraum sowie eine elegante Wohnung mit eigener Kochstelle.
    Interessenten wenden sich an Syrnophax, den Sklaven des
    Sosimus Gavinius

    Valerius zog seinen Offiziersmantel zu. Dankbar registrierte er, dass der dicke Wollstoff Nässe und Kälte gleichermaßen abhielt.
    »Meinst du nicht, dass die Mieten zu hoch sein werden? Immerhin steht es schon seit einigen Wochen leer.« Fragend blickte Dirana Valerius an und küsste ihn plötzlich auf die Wange.
    »Wir werden sehen. Gleich morgen gehen wir hin.«
    »Und die Wohnung? Wäre das nicht etwas für dich? Nicht zu weit vom Prätorium und in einer ruhigen Lage. Du würdest oben wohnen, und ich würde mit Antonia unten Wein verkaufen. Und in den Pausen käme ich nach oben ...«
    »Wenn euer Laden geöffnet ist, werde ich auf meiner Dienststelle sein, vergiss das nicht. Aber immerhin, die Idee ist gar nichtso schlecht.« Er warf einen prüfenden Blick durch die Gasse. Einige Schritte weiter befand sich eine Bäckerei, daneben ein Laden mit Ton- und Glaswaren, dann ein Goldschmied und an der Ecke eine einladende Caupona.
    »Komm, lass uns noch ein paar Schritte durch die herrliche Winterluft gehen. Wie lange habe ich es vermisst, einen einfachen Spaziergang mit dir zu machen!« Dirana wickelte das Wolltuch, das sie über der Palla trug, um ihre roten Ohren und zog Valerius weiter. Am Tempel des Jupiter Dolichenus vorbei gingen sie an der Stadtmauer entlang, die immer noch von Gerüsten umgeben war. Jetzt im Winter ruhte jede Bautätigkeit. Ein Gruppe zerlumpt aussehender Gestalten in schäbigen, abgewetzten Mänteln näherte sich ihnen, gestützt auf knotige, grobe Holzstöcke. Haare und Bärte waren lang und ungepflegt, die Füße trotz der Kälte nur mit schmutzigen Lappen umwickelt. Einer von ihnen blieb kurz stehen und urinierte ungeniert gegen ein Haus.
    »Was sind das für eklige Leute?«, fragte Dirana angewidert und schüttelte sich. Je näher die Männer kamen, umso beißender war der Geruch von Moder und Urin, den sie verströmten.
    »Das sind Cynicer «, lachte Valerius und nahm ein paar Geldmünzen aus einem Beutel.
    » Cynicer ?«
    »Ja. Offensichtlich haben sie auch schon ihren Weg in die Provinzen gefunden. Es ist eine Philosophensekte, die ich von Rom kenne. Sie sehen in Bedürfnislosigkeit und völliger Askese ihr höchstes Ziel. Zweifellos haben sie die Geringschätzung des Materiellen, die Sokrates einst lehrte, auf die Spitze getrieben. Wo sie in Rom auftauchen, werden sie sofort von Menschentrauben umlagert. Zu lustig ist das, was sie manchmal machen. Dazu verkünden sie absurde philosophische Ideen, die keiner ernst nimmt, wahrscheinlich nicht einmal sie selbst.«
    »Aber ist es auch philosophisch, so streng zu riechen und gegen die Häuser zu urinieren?«
    Während Valerius einem der Männer einige

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