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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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der Liebe gehört hat, der mag selbst entscheiden, ob er sich uns anschließt oder nicht. Wie ist es mit dir, Valerius?«
    Valerius überlegte einen Augenblick. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet.
    »Dirana, mein Weib, ist, wie es scheint, eurer Lehre schon recht nahe. Ich weiß nicht so recht. Mir erscheint eure Lehre doch recht ... äh ... unrömisch.«
    »Unrömisch?« Petrus lachte so donnernd auf, dass sich alle verwundert zu ihm umdrehten. »So könnte man es tatsächlich nennen. An die Stelle von Hass und Verachtung wird die Liebe treten, Eroberung und Machtstreben werden von Freiheit und Brüderlichkeit abgelöst, der Tod vom ewigen Leben der Auserwählten.«
    »Wer aber ist auserwählt?«, wollte Valerius wissen.
    »Auserwählt sind alle«, Petrus betonte jedes einzelne Wort, »die sich unserem Herrn anvertrauen. Der Herr hat Geduld mit jedem und will nicht, dass eines seiner Schafe verloren geht. Wer Buße tut und seine Hoffnung auf ihn setzt, den wird er retten, wenn das letzte Gericht kommt. Denn der Herr wird kommen, unerwartet wie der Dieb in der Nacht. An diesem Tag werden die Himmel zergehen, die Elemente werden vor Hitze schmelzen und die Werke darauf verbrennen. Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf der nach seiner Verheißung die Gerechtigkeit wohnt.«
    »Hochedler Petrus, kannst du einen Augenblick zu uns kommen? Latinius hat da ein großes Problem, und wir brauchen deinen Rat!«
    Ein kleiner Mann in einer schwarzen Tunica hatte sich plötzlich zwischen die Redenden gedrängt und hob wie zur Entschuldigung die Hand.
    »Ich komme«, seufzte Simon Petrus. »Wollt ihr mich entschuldigen, teure Freunde? Und du, Valerius, willst du mir den Maternus herzlich grüßen? Ich werde dir einige Zeilen für ihn mitgeben. Marcus, darf ich dich einen Augenblick bemühen?«
    Und schon tauchte der gewaltige Mann unter in der Schar seiner Anhänger, die an seinen Lippen hingen und nach seinen Worten und Werken dürsteten.
    ***
    »Er ist schon ein beeindruckender Mann, euer ›Fels‹«, meinte Valerius zu Horatius, als sie sich auf dem Heimweg befanden. Es war stockdunkel, und sie hatten sich eine Fackel ausleihen müssen.
    »Er ist unser Hirt und wir sind seine Herde. Ich preise mich glücklich, dass ich seine Worte hören darf. Oh, hätte doch mein Großonkel ihn noch gekannt, sicher hätte er ihm ein treffliches Gedicht gewidmet.«
    »Soweit ich den großen Horatius Flaccus kannte, war er Anhänger Epikurs, nicht wahr? Das aber schließt den Glauben an einen Gott, wie auch immer er geartet ist, aus.«
    »Du irrst dich nicht, Marcus Valerius. Aber er war immer auch offen für neue Ideen. Und Petrus hätte ihn von unserem Glauben überzeugt.«
    Sie hatten gerade den Circus Maximus passiert, als eine Gruppe von vier Männern ihnen den Weg verstellte. Vigiles , wie die ärmliche Ausrüstung mit Sandeimern und Lappenstöcken anzeigte. Im Rom dieser Tage nahmen sie aber auch polizeiliche Aufgaben wahr – wer hätte das besser wissen können als Valerius, der eine solche Truppe gerade in der Ubierstadt aufgestellt hatte und sie befehligte? Einer der Männer herrschte sie in arrogantem Ton an: »Stehen bleiben! Wer seid ihr, und was habt ihr zu dieser Zeit hier zu suchen?«
    »Wir sind harmlose Spaziergänger«, antwortete Horatius Pulcher freundlich.
    »... auf dem Weg zu unserer Liebsten«, ergänzte Valerius betont freundlich, aber seine brennende Narbe signalisierte Aufregung und Gefahr.
    »Uns ist vor einigen Minuten ein Einbruch gemeldet worden«, war die knappe Antwort, »sagt uns eure Namen!«
    Das brachte Valerius in arge Verlegenheit. Sollte seine Tarnung so kurz vor dem Ende seines Aufenthalts in Rom auffliegen?
    »Decimus Batistus aus Narbo , ich bin Stoffhändler und Heereslieferant«, sagte er schnell, »hier ist meine Diploma. « Er reichte dem Mann das Schriftstück, das dieser im unruhigen Schein der Fackel überprüfte. »Gefälscht!«, sagte er, und zu seinen Kameraden gewandt: »Festnehmen, beide! Wir bringen sie zur Statio . Soll der Hauptmann entscheiden, was mit ihnen geschieht.«
    »Moment, bei den Göttern, so geht das nicht!«
    Valerius’ Stimme war voller Empörung. »Ihr könnt nicht so einfach friedliche Bürger verhaften. Was gibt euch das Recht dazu?«
    »Das hier!«, meinte ein anderer aus der Gruppe grinsend und zeigte auf sein Schwert, das verborgen unter dem Umhang baumelte. »Durchsucht sie nach Waffen!«, rief der Anführer, und blitzschnell hatten die

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