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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Bruder Caligula hat sie geschlafen. Wer weiß, ob das immer gegen ihren Willen geschah, wie sie später behauptet hat?«
    »Du hasst Agrippina, nicht wahr?«, fragte Valerius nach einer kurzen Pause und blickte sein Gegenüber durchdringend an.
    »Ich verabscheue sie, das ist etwas anderes. Sie, die Patrizierin aus uraltem julisch-claudischen Geschlecht, sie ist verdorben bis ins Mark und bringt Schande über ihre edle Familie, über ihren ganzen Stand. Keiner zählt die Morde, die sie schon befohlen hat, keiner die Tränen, die sie verursachte. Und für diese Frau arbeitest du, Marcus Valerius?«
    Valerius griff nach dem Weinbecher, stellte ihn aber wieder hin. Auch die Köstlichkeiten auf dem Tisch blieben unberührt. Der Appetit war ihm vergangen!
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Dann brach es aus ihm heraus.
    »Was soll ich denn tun? Sie hat mir einst das Leben gerettet. Unter dem Todesurteil stand schon mein Name, sie hat es zerrissen! Schulde ich ihr dafür nicht meine Treue? Außerdem«, er hatte sich wieder gefasst, und seine Miene versuchte Überlegenheit auszudrücken, »außerdem sagst du selbst, es handelt sich lediglich um Gerüchte. Fama volat, nicht wahr, das Gerücht eilt! Wer sagt mir, dass es wahr ist, was die närrischen Klatschmäuler auf den Gassen tratschen? Ich habe die Augusta selbst kennen gelernt. Sicher weiß ich um ihre Kälte und die Rücksichtslosigkeit, mit der sie ihre Ziele manchmal verfolgt. Aber das andere, das mag ich nicht glauben. Sie ist eine ehrbare Frau. Es ist Narrensache, jedem flüchtigen Gerücht hinterherzulaufen!«
    »Tu es oder lass es«, sagte Horatius ziemlich kühl und blickte angelegentlich auf seine fein manikürten Fingernägel. »Ich wollte dich nicht verletzen. Du selbst hast nach den Gerüchten gefragt, nun schelte mich nicht, wenn dir die Antwort nicht gefällt.«

IX.
Martial – der Spötter von Rom
    Schweigend hingen die Männer ihren Gedanken nach. Plötzlich öffnete sich leise die Tür, und das mürrisch-müde Gesicht des Fuscus erschien im Rahmen.
    »Empfängst du zu so später Stunde noch weiteren Besuch, Herr?« Der Blick des Alten drückte ein Höchstmaß an Missbilligung aus.
    »Wer ist es?«
    »Der junge Martialis, Herr. Soll ich ihn wegschicken? Ich meine, es ist immerhin schon ...«
    »Auf keinen Fall, närrischer Alter! Martialis ist hier immer willkommen. Bring noch einen Becher und lass ihn herein. Lasst uns lachen!« Und zu Valerius gewandt rief er: »Kennst du den jungen Martialis, die neue große Hoffnung Roms am Dichterhimmel? Übrigens ein Namensvetter von dir. Mit vollem Namen heißt er Marcus Valerius Martialis.«
    Valerius musste verneinen. »Nie gehört! Ein Valerier? Stammt er aus meiner Gens ?«
    »Sicher nicht! Er kommt aus Bilbilis in Hispania. Ich glaube kaum, dass eure Familie dort eine Seitenlinie hat. Ist wohl eher Zufall. Zur Zeit ist er bei seiner Tante hier auf dem Quirinal zu Besuch.«
    Wenig später stürmte ein schlanker junger Mann mit kurzem schwarzen Haarschopf ungestüm herein, das spitzbübische Gesicht zu einem Grinsen verzogen. Als er Valerius sah, rief er unbekümmert: »Ach, du hast schon einen Besucher ... Ich wollte nicht stören. Ich komme gerade vom Convivium bei Pullonius, du weißt schon, gerade um die Ecke.«
    Ehe der Hausherr noch antworten konnte, sprudelte es weiter aus dem jungen Gast heraus.
    »Ich dachte, ich komme noch auf einen kleinen Vinum bei dir vorbei. Den Wein des Pullonius kann man nicht trinken. Wäre soviel Essig im Salat wie in seinem Wein, wäre wenigstens der Salat schmackhaft. Aber wenn ich störe, will ich ...«
    Horatius lachte. »Du störst nicht, Lieber, gewiss nicht. Darf ich dir den Tribun Marcus Valerius Aviola vorstellen, aus der Stadt der Ubier, die da heißt, wie heißt sie noch, Valerius?«
    » Colonia Claudia Ara Agrippinensium. «
    » Sic, genau so heißt sie.«
    Der junge Ankömmling musterte den Tribun interessiert und sagte dann spöttisch: »Ein Tribun? Ein Valerier? Ein Tribun mit Bart und meinem Namen? Bei den unsterblichen Göttern, aussehen tut er aber eher wie ein gallischer Pferdehändler.«
    »Ich muss um Verzeihung bitten für meinen jungen Gast«, meinte Horatius entschuldigend und warf einen bösen Blick auf Martialis, »es ist nicht so gemeint, aber der gute Martialis ist in ganz Rom wegen seiner spitzen Zunge gefürchtet.«
    »Ich kann einen Scherz vertragen«, sagte Valerius lächelnd. Der junge Mann gefiel ihm in seiner frechen Frische.
    »Dann

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