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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Vielleicht von Poppaea Sabina, der neuen Favoritin des Kaisers. Vielleicht steckt sogar Seneca dahinter, obwohl der das weit von sich weist.«
    »Du hast mit ihm gesprochen?«
    »Gestern.«
    »Hm. Zunächst lass dich von mir vor Niger warnen. Ihm darfst du niemals trauen, denn er hat nur ein Ziel, und dem ordnet er alles unter.«
    »Du meinst die Sicherheit Agrippinas?«
    Horatius Pulcher lachte abschätzig.
    »Diesen Eindruck verbreitet er gerne. Nein, in Wahrheit geht es ihm nur darum, dass er in den Ritterstand aufsteigen möchte.«
    »Tullius Torquatus Niger möchte Ritter werden?« Valerius lehnte sich erstaunt nach vorne, das war ihm neu.
    »Ja, genau das. Um dieses Preises willen würde er seine Mutter verkaufen, ohne Zweifel. Aber mit dem Verkauf seiner Mutter wäre es nicht getan.« Horatius gab ein meckerndes Lachen von sich. Schnell verschwand sein Lächeln wieder, und er fuhr ernst fort: »Um Ritter zu werden, braucht er Einfluss und Geld, viel Geld.«
    »400 000 Sesterzen, ich weiß! Sollte man nicht glauben, dass die Augusta ihm seine loyalen Dienste entsprechend vergütet?«
    »Erstens, verehrter Tribun, ist Agrippina bei weitem nicht mehr so vermögend, wie manche glauben mögen. Schau dich nur in ihrem Stadtpalast um, und du findest das bestätigt. Und zweitens entscheidet über die Aufnahme in den Ritterstand nicht der Nachweis des Mindestvermögens, sondern ausschließlich der Kaiser. Nero aber mag ihn nicht und lässt sich außerdem den Ritterstand teuer bezahlen, wie ich neulich gehört habe. Und zur Zeit liegt der Tarif, wenn man den Gerüchten in den Fluren des Palastes glauben darf, bei mehr als 200 000 Sesterzen, die zusätzlich zum Mindestvermögen vorhanden sein müssen und direkt in die kaiserliche Schatulle fließen.«
    »Bei den Göttern, das ist ...«
    »Das ist noch nicht alles, Verehrter. Letztlich kommt es Niger nicht auf den Anulus aureus und die Tunica mit dem schmalen Purpurstreifen an. Der Ring bedeutet ihm ebenso wenig wie die Standeskleidung. Der Ritterstand dient ihm nur als Übergang zu höheren Rängen. Er möchte Senator werden. Dazu aber benötigt er 1 000 000 Sesterzen, und das wird er kaum jemals zusammenraffen können. Aber das ist sein Traum – du musst wissen, sein Vater war Fischhändler in Ostia –, und er wird alles tun, um aus diesem Traum Wirklichkeit werden zu lassen.«
    Valerius nahm ein Stück von dem köstlichen kalten Huhn und spülte es mit Wasser herunter.
    » Bene, soweit zu diesem unangenehmen Burschen. Glaubst du, dass die Befürchtungen Agrippinas berechtigt sind, und wenn ja, von wem könnte die Gefahr drohen?«
    »Nach meiner Meinung kann eine Gefahr nur vom Cäsar ausgehen. In dieser Stadt passiert nichts, hörst du, gar nichts, ohne dass Nero nichts davon wüsste. Weder Seneca noch Burrus oder einer der übrigen Hofschranzen könnten irgendetwas ins Werk setzen ohne Beteiligung Neros.«
    Der junge Mann hatte das sehr ernsthaft gesagt, und er erschien Valerius auf einmal viel älter und reifer als zuvor. Jetzt ergänzte er rasch: »Aber zugleich ist er feige. Wenn er Agrippina töten will, dann hat er diese Aufgabe irgendjemandem übertragen. Das ist die Person, die du finden musst!«
    »Das ist nicht meine Aufgabe«, schränkte Valerius ein. »Die Aufgabe, die man mir zuteilte, liegt in meiner neuen Heimatstadt.Aber dennoch frage ich mich: Warum sollte der Kaiser seine eigene Mutter töten? Sie hat ihm doch, und wer wüsste das besser als du, zum Thron verholfen. Ohne sie hätten wir jetzt einen Cäsar Britannicus, und Nero wäre vielleicht Vorsteher des Gartenpersonals.«
    Horatius lächelte. »Eine amüsante Vorstellung. Vielleicht wäre diese Lösung für das Imperium und die Palastgärten sogar besser. Aber im Ernst: Seine Mutterliebe ist erkaltet, inzwischen hasst er seine Mutter! Sie lässt es ihn täglich spüren, dass er von ihr abhängig ist, und jetzt stellt sie sich gegen Poppaea Sabina. Das kann tödlich sein, denn der Cäsar ist unsterblich verliebt.«
    »Bei Jupiter, dich hätte Agrippina zum Agenten werben sollen! Woher weißt du das alles?«
    »Ich sagte dir schon, ich habe meine Ohren überall. Fast ein Drittel des Palastpersonals sind Christen wie ich, und wir haben keine Geheimnisse voreinander, auch wenn uns das wie damals in große Gefahr bringen kann. Die Wände im Palast sind so löchrig wie das Gewand eines Bettlers am Forum Boarium, nichts bleibt interessierten Ohren verborgen. Und ich bin interessiert, sehr interessiert,

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