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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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ihren eigenen bescheidenen Mitteln finanziert sie für ihre Männer die nötige Winterkleidung. Es soll niemand sagen, dass die Soldaten ihrer Stadt ungenügend ausgerüstet sind und deshalb ihrer Pflicht gegenüber dem Imperium nicht nachkommen können.«
    Wieder begeistertes Nicken auf der anderen Seite des Tisches.
    »Schließlich hat jeder der Barbaren dort seinen stattlichen Pelz, und da sollen unsere Jungs frieren?« Das Letzte hatte Valerius ganz im pathetischen Stolz des Provinzbewohners gesagt und damit den richtigen Ton getroffen.
    Den Agenten schien es zu gefallen. Sie zauberten jedenfalls ein breites Lächeln der Zufriedenheit auf ihre derben dümmlichen Gesichter.
    »Dann nichts für ungut, Decimus Batistus. Du musst verstehen, es treibt sich viel lichtscheues Gesindel in diesen Tagen in Rom herum. Tagediebe und Beutelschneider, Betrüger und Falschwechsler, aber auch Spitzel und Agenten finsterer Mächte. Da kann man nicht genug aufpassen. Der Cäsar wünscht, dass sich alle Bewohner sicher fühlen. Und besonders liegt ihm natürlich das Wohlergehen seiner verehrten Mutter am Herzen. Und damit also niemand der edlen Augusta einen Schaden zufügt, überwachen wir ihr Domizil und kümmern uns etwas um ihre Besucher. So bist du in unsere Augen geraten. Verzeih also die Belästigung!«
    Valerius versprach, dass er die Angelegenheit nicht übel nehme und vollstes Verständnis für solche Maßnahmen habe. Wenn im Übrigen hier einmal Bedarf an preisgünstiger, aber hochwertiger Kleidung bestehe, räume er Bediensteten des kaiserlichen Hauses selbstverständlich besondere Konditionen ein.
    Die Männer versprachen freundlich, darüber nachzudenken. Mit den herzlichsten Beteuerungen gegenseitiger Wertschätzung gingen die drei Agenten auseinander.
    Draußen vor der Tür konnte Valerius nur mit Mühe einen Ausbruch ungezügelter Heiterkeit vermeiden. Er begnügte sich stattdessen mit einem unauffälligen Schmunzeln und setzte seinen Weg fort. Ohne weitere Vorfälle gelangte Valerius zur Station der Kaiserlichen Post und bestieg unter Vorweisung seiner Vollmacht eine geräumige Reisekutsche, die ihn in aller Bequemlichkeit zurück auf den Weg in seine neue Heimat bringen sollte, nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium.

XI.
Ein weiterer Unfall
    Anfang März des Jahres 59 n.Chr.
    Gaius Fulvius Petrusius war nicht das, was man einen schönen Mann nennt. Selbst in anspruchslosen Augen musste er als ausgesprochen hässlich gelten. Der viel zu kurz geratene dünne Oberkörper ruhte auf stelzenartigen langen Beinen, was seinem Gang stets etwas Storchenartiges verlieh. Dünnes rötliches Haar umrahmte ein mondförmiges Gesicht, das in völligem Kontrast zu seinem schwächlichen Körper stand. Dazu war zu seinem Leidwesen das Gesicht ständig mit roten, eiternden Pusteln übersät, was er unter einem kargen Bärtchen zu vertuschen suchte. Gallier von Geburt, hatte er schon vor der Gründung der römischen Ubierstadt das römische Bürgerrecht erworben. Denn auch wenn die Natur ihn arg benachteiligt hatte, verfügte er doch über etwas, was diesen Nachteil – auch in den Augen seiner Mitbürger – mehr als wettmachte: Er war reich. Sehr reich. Genau genommen war er der reichste Mann von Colonia Claudia Ara Agrippinensium, und das schloss die nähere und weitere Umgebung fraglos mit ein.
    So jemand wohnt nicht, er residiert, und zwar in einem Anwesen in der nahen Umgebung der Stadt, das in seiner Grundfläche die Fläche der Stadt um ein Mehrfaches übertrifft. Vierhundert Sklaven arbeiten in den Häusern, Ställen und Scheunen, auf den Wiesen und Feldern und versorgen vor allem die zahllosen Pferde, denn der Handel mit Pferden bildet die Grundlage für den unermesslichen Reichtum ihres Besitzers. Fulvius Petrusius ist es gelungen, das Monopol für alle Pferdelieferungen an das römische Militär innerhalb der Provinz zu erwerben, wofür allerdings manche Goldmünze in den Beutel der zuständigen Beamten floss.
    Böse Zungen behaupten jedoch neuerdings, dass niemand mit Pferdehandel allein so reich werden könne. Und tatsächlich hat Fulvius Petrusius einen kleinen Nebenerwerb. Er verleiht Geld zuüberhöhtem Zinssatz an die Bauern der Umgebung, vor allem dann, wenn sie durch Einberufung zum Wehrdienst in der römischen Armee vorübergehend an der Bestellung der Felder gehindert sind. Wenn dann, wie es häufig vorkommt, die Rückzahlung der Kredite ausbleibt, weil der Militärdienst länger als geplant dauert oder die

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