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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Pferd noch zum Mietstall gebracht werden, und danndürste ich nach einem kurzen Besuch in den Thermen bei Vironius. Und sei unbesorgt, den Bart werde ich dort lassen. Aber zuvor will ich noch kurz nach unserem Titus sehen.«
    Leise öffnete Dirana die Tür des Nebenraumes, und Valerius warf einen Blick voller Zärtlichkeit auf den kleinen Knaben, der da selig in seinem Bettchen lag und träumte. Sie nahmen sich in den Arm und betrachteten liebevoll ihren Sprössling.
    »Ach, könnte es nur in aller Welt so friedlich sein wie in diesem Raume«, murmelte Valerius ergriffen.
    »So friedlich ist es aber wohl nur hier«, antwortete Dirana und gab ihm einen nicht enden wollenden Kuss.
    »Die Wirklichkeit wird dich schnell wieder einholen. Für dich ist eine Nachricht vom Curator gekommen, die sehr dringend zu sein scheint. Er will dich am gleichen Tag deiner Rückkehr sehen.«
    Sie gingen zurück in die Wohnstube, wo Dirana aus einem Regal eine kleine Wachstafel holte.

    Dem Tribun Marcus Valerius einen Gruß!
    Bitte melde dich nach deiner Rückkehr umgehend bei mir.
    Die Sache ist von höchster Dringlichkeit!

    Gaius Volturcius Crassus
Kaiserlicher Curator

    » Der kann warten bis morgen!«, murmelte Valerius. »Du hast Vorrang!«
    ***
    »Ich hätte dich fast nicht erkannt«, hatte Vironius beim Anblick des Tribuns ausgerufen.
    »Beim dreiköpfigen Cerberus , was kann ein Bart doch einen Menschen verändern. Aber gleichwohl, es soll dir an nichts fehlen. Polynios, Cassix, auf ihr beiden! Wir haben hohen Besuch. Lasst es an nichts fehlen. Ich möchte, dass der Tribun sich bei uns wohl fühlt. Mich musst du entschuldigen, edler Tribun, ich bin morgen Abend zu einem Gastmahl eingeladen und bedarf selbst der pfleglichen Vorbereitung. Damit kann man nicht früh genug anfangen.«
    »Zu einem Gastmahl?«
    »Ja, beim Curator höchst persönlich. Bei allen Göttern, welch eine Ehre, nicht wahr? Das hat man nicht alle Tage.«
    ***
    Mit Wonne fuhren Valerius’ Finger über die glatt rasierten Wangen. Welch eine Erleichterung, endlich den barbarischen Bart los zu sein! Dirana meinte, er sehe nun zehn Jahre jünger aus. Das Kompliment gefiel ihm, und er vergalt es mit viel Zärtlichkeit.
    Nun aber rief ihn die Pflicht, und er war auf dem Weg zu Gaius Volturcius Crassus, dem Curator der Ubierstadt. Eine klare kalte Wintersonne lag an diesem Morgen über der Stadt, schenkte aber keine Wärme. Es war kalt, eiskalt. Valerius war die Kälte schon nicht mehr gewöhnt, und trotz des warmen Umhangs, den er über seiner Tribunenuniform trug, fror er erbärmlich. Wenig später betrat er das Amtszimmer des kaiserlichen Beamten. Aber welch ein Schreck durchfuhr ihn, als er den Volturcius Crassus sah. Fast hätte er seinen Vorgesetzten nicht wieder erkannt. Der einstmals kräftige Mann hing mit herabhängenden Schultern in seinem Sessel. Das eingefallene Gesicht, die tiefen Ränder unter den Augen, dazu das kahle Haupt – das alles erinnerte mehr an einen Toten als einen Mann auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft.Die schwarzen Bartstoppeln zeugten davon, dass er das Rasiermesser seit Tagen nicht gesehen hatte, und ließen ihn ungepflegt und älter aussehen.
    Ächzend stand Volturcius auf und ging mit schwankenden Schritten auf den Tribun zu.
    »Bist du krank, Curator ?«, entfuhr es Valerius.
    Volturcius rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Krank? So könnte man es nennen. Aber es ist wohl eher eine Krankheit der Seele als des Körpers.«
    »Wie ... wie ... darf ich das verstehen?«
    »Erspar mir für den Augenblick eine Erklärung. Ich ringe mit einer schweren Entscheidung. Es wird der Zeitpunkt kommen, da sollst du alles erfahren. Vielleicht sind es auch nur die Vorbereitungen für das heutige Gastmahl, die mich so anstrengen. Ja, wenn man ein Weib hätte ...«
    »Gastmahl? Ich habe davon gehört.«
    »Von wem?«
    »Von Vironius, dem Thermenpächter. Er hat mir beim Besuch seiner Thermen voller Stolz davon erzählt.«
    »Vironius ist ein wichtiger Mann, aber manchmal zu schwatzhaft. Er gehört auch zu uns!«
    »Vironius steht in Agrippinas Diensten?«
    »Freilich. Das ist sehr wichtig, denn du glaubst nicht, was die Menschen in den Thermen unter den Händen ihres Masseurs so alles erzählen. Und Informationen sind das Wichtigste für uns. Aber nun zu dir. Bitte nimm Platz. Was konntest du in Rom erfahren? Befindet sich die Augusta wohl?«
    Valerius berichtete von seinen Gesprächen mit Agrippina, Tullius Torquatus Niger und Seneca und

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