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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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begleitet von den Trommeln, die so lange geschwiegen haben. Die Menschen fassen sich bei den Händen und tanzen um die Feuer, die inzwischen an allen Orten entfacht wurden. Gesang ertönt und Lachen im ganzen Tal der Linden. Ein verlockender Bratenduft gerösteten Fleisches zieht durch den heiligen Hain. Die Rinder, Schafe und Schweine, die an den Spießen hängen, werden heruntergenommen und an die hungrigen Feiernden verteilt. Dazu fließt Met und Cervisia in Strömen.
    ***
    Nicht weit von dem Festort wartete die Mietkutsche, die sie zurück nach Colonia Agrippinensium brachte.
    »Wer war diese Priesterin?« Dirana stand noch ganz unter dem Eindruck der Keltenfeier.
    »Keine Ahnung!«, murmelte Valerius und blickte in die vorbeiziehende nächtliche Dunkelheit.
    »Veleda!«
    »Wer?«
    »Sie heißt Veleda«, sagte Gaius Tullius, »ist Priesterin und Seherin. Sie hat viel Macht bei den Stämmen. Sie gehört zum Stamm der Bructerer und wohnt in einem Turm an der Lupia. «
    »In einem Turm an der Lupia ? Ist das nicht ziemlich weit weg? Was tut sie dann hier?«
    Diranas Frage schien nur zu berechtigt. Immerhin war dieser Fluss eine Tagesreise entfernt.
    »Sie ist eine Art Oberpriesterin«, erklärte Gaius geduldig. »Sie reist durch das ganze Land, von Stamm zu Stamm.«
    »Was sie gesagt hat, klang nach Aufruhr, fandest du nicht, Gaius?«
    »Du hast Recht, Valerius. Noch ist sie zu jung, und ihre Macht liegt mehr im religiösen Bereich. Aber wenn sie es versteht, ihre Position zu festigen und die Stammesführer zu beeinflussen, kann sie zu einer Gefahr für uns werden.«
    »Und ich habe geglaubt, diese Provinz sei für alle Zeiten befriedet«, warf Antonia nachdenklich ein.
    »Du hörst ja, meine Liebe, die Zeiten ändern sich wie die Winde. Aber im Ernst, die Ubier sind schon seit langem ein friedfertiges Volk, von dem uns keine Gefahr droht. Das gilt aber nicht für alle Stämme. Es gibt etliche unter ihnen, die davon träumen, das römische Joch abzuschütteln und wieder ihre alte Freiheit zu erlangen.«
    »Aber es geht ihnen doch gut unter unserer Herrschaft, nicht wahr?«
    »Es geht ihnen gut«, meinte Dirana, »aber nichts ersetzt die Freiheit. Wohlstand, gute Verwaltung, vernünftige Straßen, ja selbst Sicherheit vor germanischen Übergriffen, nichts kommt der Freiheit gleich. Wer könnte das besser beurteilen als eine ehemalige Sklavin wie ich?«
    Valerius nickte zustimmend. »Du hast Recht, Muscula . Aber wir Römer müssen das anders sehen! Was wir mit dem Blut unserer Legionäre erobert haben, das dürfen wir nicht aus der Hand geben. Und schließlich haben wir ihnen unsere Kultur und Zivilisation gebracht, etwas, was sie ohne uns in all ihrer Freiheit nie erlangt hätten.«
    »Stimmt, mein Freund!«, gab Gaius nachdenklich zurück. »Aber haben wir sie jemals gefragt, ob sie das wollten? Ich meine, haben wir sie jemals vor die Wahl gestellt, Freiheit oder Kultur?«
    Eine Zeit lang herrschte betretenes Schweigen, während die nächtliche Landschaft in völliger Stille vorbeizog. Nach einer Weile ergriff Valerius wieder das Wort: »Veleda ist eine gefährliche Frau. Gefährlich für unsere römischen Interessen. Man müsste sie beobachten lassen.«
    Gaius lachte. »Was glaubst du, warum ich hier bin?«
    »Ich dachte ... ich dachte, weil wir mal wieder nach langer Zeit etwas Gemeinsames unternehmen wollten.«
    »Du irrst, mein Freund. Ich hatte vom Legaten den dienstlichen Auftrag, an dieser Feier teilzunehmen. Und alles, was ich dort gesehen und gehört habe, werde ich ihm morgen mitteilen. Wir haben schon eine ziemlich dicke Akte über sie.«
    »So? Nun, umso besser. Aber sag, mein Freund, wie macht sich dein Dienst in Novaesium ?«
    »Wir haben einen neuen Legaten!«
    »Kenne ich ihn?«
    »Lucius Cornelius Piso, sagt dir der Name etwas?«
    Valerius schüttelte den Kopf. »Ein Cornelier? Aha! Immerhin ein Vertreter eines großen alten Namens. Nun, so schlimm wie sein Vorgänger Septimius Varonus kann er kaum sein, oder?«
    Gaius schmunzelte. »Mit dem haben wir unsere eigenen Erfahrungen gemacht, nicht wahr? Aber du hast Recht. Der Mann ist umgänglich und versteht etwas vom Militärwesen, was man nicht von allen Legaten sagen kann. Ansonsten herrscht die übliche Lagerroutine, nichts Besonderes. Appelle, Übungen, Besprechungen, kleine Manöver, Wachdienst, das Übliche. Und was macht deine Polizeitruppe in Ara Ubiorum ?«
    »Seit wann nennst du die Stadt so, wie die Ubier sie nennen?«
    »Seit ich auf

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