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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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und hatte die Situation immerhin so gerettet, dass es noch zu einem ehrenvollen Rückzug gereicht hatte. Wie viele Jahre war das jetzt her?
    »Tribun? Äh ... verzeih!«
    »Ach ja, ich ... ich war wohl weit weg. Also der alte Sallustius hat so einen Nachttopf auf die Rübe bekommen? Schadet ihm nicht!«
    »Wie?«
    »Ich meine, das ist natürlich eine Unverschämtheit. Hat man ... äh ... hat man den Täter erwischen können?«
    »War wieder einmal der alte Sopholios, Gesangslehrer aus zweitem Stock!«
    »Ach der!« (Nie gehört!)
    »Aber jetzt ... jetzt bist du sicher fertig, mein Phaidon, oder?«
    »Noch nicht ganz, Tribun, ein Letztes noch! Hier ist Bericht von Gatruvius und Selex über befohlene Beobachtung orientalischer Sekte. Haben sich wieder getroffen. Diesmal im Hause einer ...«, er warf einen Blick auf das Schriftstück, das er in der Hand trug, und ergänzte, »Flavia Spatiatica. Mehr als dreißig Personen haben sich ...«
    Plötzlich hatte der Bericht die Aufmerksamkeit des Zuhörers gewonnen. »Moment, Phaidon! Sagtest du Flavia Spatiatica? Und was ist das für eine orientalische Sekte, von der du da sprichst?« Doch während er das sagte, ahnte er schon die Antwort.
    Phaidon blickte erneut auf seinen Bericht. » Recte, Tribun. Flavia Spatiatica. Witwe von Gewürzhändler. Haus wurde befehlsgemäß überwacht. Sektenanhänger nennen sich Christiani . Führer gewisser«, wieder ein sichernder Blick, »Führer gewisser Malernus.«
    »Du meinst Maternus?«
    Ein weiterer Blick auf die Rolle. »Verzeihung, ja, Maternus. Handschrift von Gatruvius furchtbar!«
    »Und wieso wird diese ... äh ... Sekte überwacht? Befehlsgemäß? Was? Wer gab den Befehl? Ich jedenfalls nicht. Ich weiß ja nicht einmal davon! Unerhört ist das! Bei Jupiter! Unerhört! Da werden hier harmlose Bürger von meinen Vigiles überwacht, und ich, der vorgesetzte Offizier, ich weiß nichts davon. Da hört sich doch alles auf!« Valerius war zornig aufgesprungen und hatte mit der Faust auf den Schreibtisch geschlagen. Staub wirbelte durcheinander, und einige Papierstücke verließen fluchtartig die Tischplatte.
    Phaidon blieb völlig unbeeindruckt. Er hob die Papiere mit ruhiger Hand auf und legte sie ordentlich zurück auf den Tisch. Dann antwortete er mit gelassener Stimme: »Verzeih, Tribun! Befehl kam vorige Woche aus Rom! Unterzeichnet von Tigellinus persönlich! Du ... du hast ihn wohl noch nicht gelesen. Lag unter Papieren hier auf Schreibtisch! Castus hat ihn in deiner Vertretung gelesen und entsprechende Anordnungen erteilt! Überwachen seit drei Tagen. Haben jede Woche Bericht nach Rom zu erstatten!«
    Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen. Vieles ging Valerius durch den Kopf. Man überwachte die harmlosen Nazarener, die auch Christen genannt wurden. Man schnüffelte hinter Maternus her, einem Mann, der die Güte in Person darstellte. Der Befehl dazu war aus Rom gekommen, unterzeichnet von Tigellinus, dem Bluthund. Das ließ nichts Gutes ahnen. Aber warum nur? Auch Dirana sympathisierte mit dieser jungen Bewegung, auch sie könnte in Gefahr geraten, wenn diese Menschen in Rom als Gefahr angesehen würden. Aber warum nur, bei allen Göttern? Welche Gefahr konnte dem mächtigen Kaiser von Rom von dieser kleinen Gruppe drohen, die Liebe und Vergebung predigte? Valerius beschloss, sich darum zu kümmern. Aber zuerst musste er ...
    Beschwichtigend legte er seine Hand auf Phaidons Schulter. »Tut mir Leid, dass ich so aufbrausend war. Aber es ist im Augenblick alles ein bisschen viel für mich. Man kommt zu nichts mehr. Die Papiere der letzten Wochen stapeln sich hier, und ich habe noch keinen Blick darauf geworfen. Gut, dass Castus wenigstens ... ich meine, dass habt ihr gut gemacht. Was ist nun mit dieser ... Sekte?«
    »Steht alles im Bericht, Tribun!« Lächelnd übergab Phaidon seinem Vorgesetzten die kleine Schriftrolle.
    »Danke. Ich werde sie später einschauen! Fürs Erste wollen wir ...«
    Ein zaghaftes Klopfen an der Tür unterbrach die weiteren Ausführungen des Tribuns. Der Wutausbruch des Tribuns war in der Wachstube wohl gehört worden. Zögernd schob sich ein schmales, lockenumrahmtes Gesicht durch die Tür.
    »Cassius? Was ...?«
    »Verzeihung, Tribun!« Dem Wachhabenden war es anzusehen, dass er ungern hereinplatzte. Er druckste einen Augenblick herum, fasste dann Mut und sagte mit trotziger Miene: »Aber soeben kam ein Eilbote aus Durnomagus. « Er stockte wieder und sah hilfesuchend zu Phaidon.
    »Ja?

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