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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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hier die Tatsache Misstrauen, dass du offensichtlich
    sehr eng mit dem dortigen Prätor zusammenarbeitest,
    denn er gehört nicht unbedingt zum Kreis der Vertrauten
    unseres Cäsars.
    Wir erwarten umgehend deinen Bericht!

    gegeben zu Rom
    a. d. XX. Id. Aprilis, anno 807 a. u. c.

    Syphronius, 1. Kanzleisekretär
    Noch viel unruhiger wäre man in Rom, dachte Valerius schmunzelnd, wenn man wüsste, dass ausgerechnet der Prätor der Ubierstadt der Vertraute der Kaiserin ist.
    Das Siegel des dritten Briefes war unleserlich und gab keinen Hinweis auf seinen Absender:

    An den Tribun Marcus Valerius Aviola in Colonia Claudia Ara
    Agrippinensium

    Ein unbekannter Freund grüßt dich!
    Wer ich bin, muss dich nicht interessieren, jedenfalls jetzt noch
    nicht. Doch höre: Du bist in Gefahr, und zwar vor allem durch
    die, die dich schickten. Und am größten wird die Gefahr für dich
    sein, wenn du erfolgreich bist! So tust du am besten daran,
    nichts von dem aufzudecken, was du untersuchen sollst.
    Ein Freund!

    Nachdenklich betrachtete Valerius die Papierrolle. Die Schrift kam ihm bekannt vor. Es durchfuhr ihn siedend heiß: Es war die gleiche Schrift wie auf jenem Zettel, den ihm der Unbekannte im kaiserlichen Palast zugesteckt hatte. »Trau der Kaiserin nicht! Ein Freund!«
    Dass er in Gefahr war, hatten die Anschläge auf sein Leben nur allzu deutlich gemacht. Die Gefahr gehe von denen aus, die ihn gesandt hätten, so der Unbekannte. Wenn er beide Warnungen ernst nahm, konnte nur die Kaiserin gemeint sein. Aber es blieb erneut die Frage, welches Interesse Agrippina daran haben könnte, ihn zuerst in die Ubierstadt zu schicken und ihn dann zu töten ... Valerius versteckte die Briefe sorgsam unter der Strohmatte seines Lagers und verließ das Gästehaus des Prätoriums.
    » Argober!«
    »Ja, Herr?« Der Sklave hatte sich vor der Tür mit der Wache unterhalten.
    »Komm, wir gehen essen!«
    ***
    Seine Waffen hatte Valerius bei den Germanen eingebüßt. Vor allem um das prachtvolle Schwert, ein Geschenk seines verstorbenen Vaters und unschätzbares Andenken an ihn, tat es ihm Leid. Auch die Tribunenuniform war dahin, und so trug er heute eine blassblaue Tunika aus dem Bestand des Prätoriums.
    Für das Essen vertraute er auf eine Empfehlung seines Sklaven. »Wenn du zu einem fairen Preis etwas essen willst, musst du zu Fulvius gehen. Eigentlich heißt er anders, aber alle nennen ihn wegen seiner rotblonden Haare so. Er war früher Legionssoldat, ist viel in der Welt herumgekommen. Wenn er in Laune ist, erzählt er stundenlang davon. Ich esse öfter bei ihm, für Sklaven macht er Sonderpreise. Und keiner hat einen besseren Schweinebraten. Du wirst schon sehen.«
    Die Taberna befand sich im Westteil der Stadt, den der Offizier bisher am wenigsten kannte. Sie verließen den Decumanus und bogen in eine Seitengasse ein. Das Viertel machte einen verlassenen Eindruck. Streunende Hunde und Berge herumliegenden Abfalls komplettierten den düsteren Eindruck.
    »Hier wohnen die ärmeren Leute, Herr«, sagte Argober wie zur Entschuldigung. Das Stirnrunzeln seines Herrn war ihm nicht entgangen. »Du siehst es an den Häusern.« Tatsächlich machten die Holzhäuser einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Einige schienen gänzlich unbewohnt, andere waren offenbar seit Jahren nicht gestrichen oder ausgebessert worden. Als sie eine Latrina publica passierten, kam ihnen ein hoch mit Bauholz beladener Karren entgegen und zwang sie in der engen Gasse zum Ausweichen. Der strenge Geruch der Toilettenanlage zog beißend in ihre Nasen.
    »Jetzt wird es besser. Das ist der Tempel von Jupiter Dolichenus «, erklärte Argober, »gleich sind wir da.«
    »Das hoffe ich doch sehr«, erwiderte Valerius mit leichter Ungeduld.
    »Hier ist es!« Der Sklave wies auf einen niedrigen, eingeschossigen Holzbau, der sich mit seiner Rückwand an die Stadtmauer anzulehnen schien. Schon von weitem signalisierten Rauch und fetter Bratengeruch eine intakte Küche. Ein verwittertes Schild über dem Eingang hieß den Gast willkommen. Es stellte einen Legionärssoldaten in voller Rüstung dar und trug die Inschrift:
    Hier speisest du wie in der Hauptstadt und zahlst wie in der
    Provinz!

    Ein Witzbold hatte in krakeliger Schrift an der Wand ergänzt:

    Läufst du sehr schnell, zahlst du gar nichts!

    Der Sklave öffnete die massive Tür, und sofort schlug ihnen eine Dunstwolke aus Wein, Essensgeruch und den Ausdünstungen vieler Menschen entgegen. Valerius verzog

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