Agrippina - Kaiserin von Rom
Sellerie, dazu in einer irdenen Schüssel einen großen Laib dunkel gebackenes Brot. »Ich wünsche einen guten Appetit, ihr Herren«, sagte Fulvius schmunzelnd und ging zum Nebentisch, wo drei Gäste zahlen wollten.
Argober hatte nicht zu viel versprochen. Der Braten schmeckte einfach köstlich, Valerius war begeistert. »Lange nicht mehr so gut gegessen«, sagte er zufrieden und schaufelte eine Ladung Sellerie in sich hinein.
»Ich hatte gehofft, dass es dir schmecken würde.« Argober nickte erleichtert.
»Der Wirt muss mir unbedingt das Rezept verraten. Das wird er doch, oder?«
»Fragen wir ihn«, antwortete Argober, der sich beim Essen merklich zurückhielt und seinem Herrn ein weiteres Stück Braten zuschob.
»He, Fulvius!«
Eilfertig watschelte der Wirt herbei.
»Mein Herr wüsste gern das Rezept dieses ausgezeichneten Bratens.«
»Das Rezept?«, murmelte der Wirt. »Eigentlich ein Geschäftsgeheimnis. Aber für einen edlen Tribun aus Rom will ich eine Ausnahme machen. Also, hmm ... man braucht Olivenöl, süßen Wein, Lauch, Koriander, Sardellenpaste, Pfeffer, eh ... Liebstöckel, Kümmel, einen Hauch Oregano.« Einen Augenblick geriet er ins Stocken. Dann fuhr er fort: »Dann noch wilden Majoran, Sellerie, Mehl und ... und natürlich Defrutum. «
»Defrutum? «
»Das ist eingedickter Most, also der rote Saft der Trauben, der durch Kochen eingedickt wird. Ich hoffe, ich hab’ nichts vergessen. In den Topf kommt nun Wasser, Wein und Öl. Der Koriander wird darüber gestreut und später das Ganze mit dem Defrutum übergossen. Inzwischen stellt man aus den anderen Zutaten eine Gewürzmischung her, gibt etwas von dem Bratensaft dazu, füllt mit Wein auf und begießt damit den Braten. Und fertig ist der Schweinebraten mit Weinsoße!«
Valerius hatte inzwischen seine Mahlzeit beendet und fühlte sich angenehm gesättigt. Der Geschmack des Bratens beherrschte immer noch seinen Gaumen. Genießerisch leckte er sich über die Lippen.
»Wie wär’s mit einer kleinen Nachspeise?«
»Kein Platz!« Valerius deutete auf seinen Bauch, der sich deutlich unter der Tunika wölbte. »Aber etwas Wein kannst du noch bringen.«
Nachdem Fulvius nachgeschenkt hatte, deutete Valerius auf den freien Stuhl.
»Du warst Legionär?«
»Jawohl, Tribun! Legio IV Macedonica – 4. Macedonische Legion, Standort Hispania . Dort habe ich fünfzehn Jahre gedient. Unser göttlicher Cäsar – die Götter mögen ihn schützen! – hat die Legion dann nach Mogontiacum verlegt, wo ich noch einmal vier Jahre gedient habe. Von dem gesparten Sold und der Abfindung hab’ ich mir als Veteran diese Taberna hier gekauft. Letzter Dienstgrad Decurio !«
»Und was hast du alles erlebt?«
»In Hispania war es ruhig. Manchmal hatten wir es mit Piraten zu tun. Einige Male sind wir auch nach Afrika übergesetzt und haben die dortigen Truppen im Mauretanienfeldzug unterstützt. Dabei haben mir die schwarzen Barbaren den Arm aufgeschlitzt.« Stolz wies er auf eine tiefe Narbe, die sich vom Ellenbogen bis in den Schulterbereich erstreckte.
»In Mogontiacum war es weniger gemütlich. Dauernde Überfälle durch Chatten oder Cherusker. War nicht ungefährlich, Tribun. Da hab’ ich mir auch meine Beförderung zum Decurio verdient. Hab’ in einem Gefecht sieben Germanen niedergestreckt!«
»Letztes Mal waren es noch sechs«, lachte Argober.
»Sechs oder sieben. Wer kann in einer solchen Schlacht schon zählen, du Dummkopf ? Jedenfalls bin ich befördert worden!«
Valerius hatte einen Blick durch die schmalen Fenster geworfen. Es war dunkel geworden, und er begann müde zu werden.
»Das nächste Mal musst du mehr erzählen, Decurio . Jetzt bring erst einmal die Rechnung!«
Der Tribun zahlte, nicht ohne ein ordentliches Trinkgeld zu geben, und dann machten sie sich auf den Heimweg.
»Eine wirklich gute Empfehlung, Argober. Ein toller Braten! Das muss wiederholt werden.«
»Ich freue mich, dass es dir geschmeckt hat. Fulvius hat aber ...«
»Pscht!«, unterbrach Valerius den Sklaven. »Leise! Den Mann da vorne habe ich schon einmal gesehen. Aber wo nur?« Er deutete auf einen langen hageren Mann in einem schwarzen Mantel, der jetzt in eine kleine Seitengasse abbog.
»Wo denn, Herr?«
Zu spät. Der Mann war verschwunden.
XVI.
Die Rache des Germanen
Tullius Torquatus Niger war tatsächlich rein zufällig im gleichen Viertel unterwegs wie Valerius, den er im Übrigen auch gar nicht bemerkt hatte, und suchte nach einer guten Mahlzeit. Sein
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