Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
Vom Netzwerk:
unwillig die Nase.
    »Ich weiß, Herr«, beeilte sich Argober zu versichern, »aber hier darf man vom Geruch nicht auf die Qualität der Speisen schließen. Ich will froh sein, wenn wir überhaupt einen Tisch bekommen.«
    Ein unförmiger Mann mit langen rotblonden Haaren watschelte auf sie zu und hob voller Begeisterung die Arme. »Argober! Und das ist sicher dein Tribun!« Er verbeugte sich und schlug nach Soldatenart seine Faust gegen die Brust, was ihm einen herben Hustenanfall eintrug.
    »Verzeih, edler Tribun«, schnaufte er und griff hastig nach dem Becher einer seiner Gäste. »Willkommen in meiner bescheidenen Taberna . Argober hat dir den richtigen Weg gewiesen.« Ratlos sah er sich um, dann fiel sein Blick auf einen kleinen Tisch in der Ecke, an dem zwei Gäste mehr lagen als saßen.
    »Gaseon! Rugobald! Unnützes Gesindel! Trunkenbolde! Macht den Tisch frei für zwei edle Gäste!« Ohne Zögern packte der Wirt die beiden Betrunkenen am Kragen – einer von ihnen war der Sklave des verstorbenen Lucius Poblicius, wie Valerius erkannte – und schleifte sie vor die Tür, was die anderen Gäste mit lautem Gelächter quittierten.
    »Nur gut, dass ich schon kassiert habe. Jetzt ist Platz, ihr Herren!« Er wischte mit einem kaum sauber zu nennenden Tuch über den Tisch und rückte die wackligen Holzstühle zurecht.
    »Was steht zu Diensten?«
    »Wir haben Hunger, Wirt, hoffen aber zugleich, dass die Küche sauberer ist als der Rest des Hauses.«
    Für einen Augenblick machte der Wirt ein betrübtes Gesicht. Dann hellten sich seine Züge auf. »Möchte der edle Tribun dieKüche sehen? Dem steht nichts im Wege. Fulvius hat nichts zu verbergen.«
    Valerius nahm das Angebot an, denn er wusste, dass er nur dann hier etwas herunterbekommen würde, wenn sich die Küche in erheblich besserem zustand befand als der Schankraum. Der Wirt führte ihn quer durch das Lokal in die dahinter liegende Küche. Valerius staunte nicht schlecht. Die Coquina war überraschend sauber. Der kleine Raum wurde von einer riesigen Kochstelle beherrscht, die die gesamte Hinterwand einnahm. In einer riesigen Pfanne brutzelte ein gewaltiger, braun gebratener Schweinebraten, der Valerius das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. In einer rundgemauerten Nische unter der Kochstelle waren Brennvorräte eingelagert. Auf eisernen Rosten standen Töpfe aus Ton, an den Wänden hingen Regale mit Vorratsgefäßen, kleinen Amphoren und Fässern. Alles blinkte, als wäre es eben erst geputzt worden. Eine dickliche Frau in einer sauberen Tunika hantierte mit einigen Töpfen und blickte überrascht auf.
    »Mein Weib Terentia!«, stellte der Wirt voller Stolz vor. Die Frau wischte ihre Hände an der Schürze ab und verbeugte sich.
    »Wieder ein Gast, der die Küche sehen will, damit es ihm schmeckt. Wie oft hab’ ich dir gesagt, Fulvius, dass dein Schankraum so blitzen muss wie meine Küche.« Sie wandte sich Valerius zu: »Aber ich rede bei diesem Mann wie gegen eine Wand!«
    Der Tribun lächelte und trat den Rückzug an. Am Tisch angekommen, lachte ihn Argober strahlend an: »Überrascht? Der Gauner Fulvius führt alle neuen Gäste in die Küche, und alle haben nachher tüchtig zugelangt, nicht wahr, Fulvius? Vor allem, wenn man den Braten erspäht hat.«
    Fulvius nickte, und sein rötliches Gesicht glänzte. » Unsere Spezialität! Porcellus oenococtus – Schweinebraten mit Weinsoße.«
    » Bene! Überredet! Zwei ordentliche Portionen für hungrige Mägen. Dazu Brot und Gemüse. Welchen Wein kannst du anbieten?«
    »Falerner hab’ ich nicht. Auch keinen Caecuber oder Marmertinus. Aber einen ordentlichen Landwein von den Hängen des Rhenus , nicht zu süß. Der passt zum Braten!«
    Valerius nickte. Der Wirt verschwand. Der Tribun sah sich aufmerksam um. Einige Gäste waren mit Würfelspiel beschäftigt,andere mit ihrem Essen, einige diskutierten lauthals über die letzte Steuererhöhung. Die meisten Männer waren eher ärmlich gekleidet, ganz offensichtlich bevorzugten auch Sklaven diese Kneipe. Fulvius brachte zwei große Becher und goss aus einer kleinen Amphore ein. Gespannt wartete er auf das Urteil seiner Gäste. Der Wein war leicht gekühlt und mit Wasser versetzt. Der herbe Geschmack zog im ersten Augenblick den Mund zusammen, hinterließ aber einen frischen, leicht fruchtigen Geschmack. Fulvius zog sich zurück, um wenig später schon den Schweinebraten aufzutischen – ein riesiges Stück, umlegt mit einer Unmenge Zwiebeln, Eier, Lauch und

Weitere Kostenlose Bücher