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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Außer einem langen alten Holztisch und vier Stühlen war es leer. Sie wuchteten den betrunkenen Germanen auf einen der Stühle. Während Aulus das Wasser holte, betrachtete Niger ihn näher. Er war von gedrungener, aber kräftiger Gestalt. Unter seinem löchrigen Gewand spannten sich gewaltige Muskeln. Das schlafende Gesicht wurde von langen, dunkelblonden Haaren umrahmt, die schweißverklebt in Strähnen herabhingen. »Hier ist das Wasser«, murmelte Aulus, »das Essen kommt gleich.«
    »Gut, und jetzt raus mit dir!«
    Der Wirt verließ schleunigst das dunkle Hinterzimmer. Hier waren schon manche dunklen Geschäfte getätigt worden. Diebe trafen sich hier mit ihren Hehlern, Einbrüche wurden verabredet, und mancher Totschläger hatte in diesem Raum Auftrag und Honorar empfangen. Auch die Dirnen nahmen ihn gerne für ihre Liebesdienste in Anspruch.
    Niger packte den Eimer und schüttete das Wasser in einem einzigen Schwall über den Kopf des Germanen.
    » Wal di son kan? «, brüllte der und ruderte wild mit den Armen.
    »Schon gut. Du bist bei Freunden. Aber da du eingeschlafen bist, mussten wir dich wecken.«
    Der Germane stierte wild um sich und schien sich auf den hageren Schwarzen stürzen zu wollen.
    »Lass das! Niemand rückt dir hier zu Leibe. Im Gegenteil, ich lade dich zu einem Becher Wein ein, wenn du willst auch zu einem Essen, und du erzählst mir etwas über den römischen Tribun, den du suchst. Bestimmt kann ich dir helfen.« Die Tür öffnete sich, und Aulus brachte den bestellten Imbiss.
    »Für meinen Freund hier auch eine Portion, und wie ich seinen Appetit einschätze«, grinste Niger, während seine Blicke bewundernd über die muskulöse Figur des Germanen wanderten, »darf sie auch etwas größer sein.«
    Aulus brachte die zweite Portion wenig später, und der Germane machte sich mit Heißhunger über das Essen her. Niger wartete in Ruhe ab, bis der Mann seinen kalten Braten verschlungen hatte. Er musste völlig ausgehungert sein. Er selbst nippte nur bedächtig an dem unverdünnten Wein, der wieder einmal viel zu sauer war, und nahm kleine Häppchen Fleisch zu sich. Als der Fremde sein Mahl beendet hatte, leerte er seinen Weinbecher in einem Zug, rülpste vernehmlich und wischte sich mit der Hand über den fettglänzenden Mund. Argwöhnisch sah er sein Gegenüber an.
    »Und? Was willst du von mir?« Seine Augen fuhren gierig über den leeren Teller.
    »Du hast etwas von einem römischen Tribun erzählt, einem Prätorianer. So etwas ist hier selten. Es könnte sich um einen ... na, sagen wir gemeinsamen Feind handeln. Aber sag mir vorweg: Wie heißt du, und woher kommst du?«
    »Warum willst du das wissen? Und wer bist du überhaupt?«
    »Mein Name ist Tullius Torquatus Niger, römischer Bürger. Du scheinst die Römer nicht besonders zu lieben?«
    »Ich hasse sie«, brach es aus dem Germanen heraus, »alle. Und da du auch einer von ihnen bist, hasse ich dich auch.«
    »Dazu besteht kein Grund. Im Gegenteil, es könnte sein, dass wir gut zusammenarbeiten. Wie ist dein Name?«
    »Ich bin Catuvolcus, der Eburone!«, verkündete der Germane stolz. »Die elenden Sugambrer haben mir das Gastrecht aufgekündigt. So hab’ ich mich aufgemacht, um ihn zu finden.«
    »Ihn? Wen?«
    »Den römischen Tribun, den Hund!«
    »Kennst du seinen Namen?«
    »Angeblich heißt er Marcus Petronius und kommt aus Mogontiacum . Aber ich bin sicher, jedes Wort ist gelogen. Alle Römer lügen wie die Nattern.«
    Niger schmunzelte. »Beschreib ihn!«
    Alles passte nur zu gut auf Marcus Valerius Aviola. »Wie kam er in eure Gewalt, und wie konnte er entkommen?«
    Catuvolcus berichtete ausschweifend von der Gefangennahme und Flucht des römischen Offiziers. »Ich bin sicher, die alte Hexe hat ihm geholfen«, beendete er seine Erzählung.
    »Vielleicht«, antwortete Niger nachdenklich, »aber sei’s drum. Wichtiger ist, wie du Rache nehmen kannst, denn wisse, diesen Mann möchte auch ich gar zu gerne tot sehen. Und wenn du mir die Arbeit abnimmst, wird es dein Schaden nicht sein.«
    »Was heißt das genau?«
    Niger holte aus seinem schwarzen Mantel einen Beutel hervor und warf ihn auf den Tisch. »Hier, Eburone, zähl nach. Das sind tausend Denar, dafür muss ein Landarbeiter vierzig Tage arbeiten.«
    Catuvolcus lachte geringschätzig: »Ich bin keiner von euren armseligen Landarbeitern, und euer Geld interessiert mich nicht! Es hat mich schon in Rom nicht interessiert.«
    »Du warst in Rom?«
    »Ich war Gladiator, einer

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