Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
Vom Netzwerk:
erkannte Argober. Mit einem kurzen Blick dankte er ihm, doch schon musste er sich gegen einen neuen Reiter wehren, ein junger Krieger, der sich wahrscheinlich damit brüsten wollte, einen römischen Tribun getötet zu haben. Aber es fehlte ihm an Kampferfahrung, wie Valerius rasch merkte, und eine Finte genügte, um dem jungen Germanen das Schwert tief in den Leib zu stoßen.
    Valerius’ Soldaten hatten inzwischen gute Arbeit geleistet und die Sugambrer mehr und mehr zurückgetrieben. Schließlich jagten sie in wilder Flucht davon, und die Römer sammelten sich. Der Kampf war gewonnen, für’s Erste! Eine erste Zählung ergab, dassValerius von seinen tausend Männern mehr als einhundert verloren hatte, dazu kamen zahlreiche Verletzte. Das Schlachtfeld aber war von toten Sugambrern übersät, darunter viele junge Männer. Wie der Legat am nächsten Tag mitteilte, hatte man etwa dreitausend tote Germanen gezählt, die gesamten Verluste der Römer lagen bei fast zwölfhundert. Schwer wog auch, dass die Auxiliarreiterei nahezu völlig aufgerieben war.
    »Wir sind noch nicht fertig!«, verkündete Iunius Silanus mit fester Stimme. »Es fängt erst an!«
    ***
    »Brüder und Schwester im Herrn! Uns allen hat diese Versammlung wieder Kraft gegeben, die Gefahren des Alltags zu bestehen. Tröstlich waren die Worte, die uns Petrus aus Rom gesandt hat. Möge der Herr über uns alle wachen! Wir tragen ein schreckliches Geheimnis in uns, das wir doch niemals preisgeben dürfen! Schwere Prüfungen hat uns der Herr auferlegt, aber zusammen werden wir sie bestehen. Beim nächsten Mal wird uns Eucharios von seiner letzten Begegnung mit dem Bruder Petrus berichten.« Maternus deutet auf den gut aussehenden, hoch gewachsenen Mann mit schwarzen, lockigen Haaren, der neben ihm steht. »So empfanget nun den Segen im Namen unseres Herrn Jesus Christus und gehet in Frieden nach Hause.« Laut schallt seine Stimme durch das Kellergewölbe im Süden der Ubierstadt. Die Menschen fassen sich an den Händen und wünschen sich den Segen ihres Herrn.
    »Bis zum nächsten Mal, Bruder.«
    »Gott sei mit dir, Schwester.«
    Leise verlassen sie den Versammlungsraum, schauen sich scheu um und kehren durch die dunkle kalte Nacht nach Hause zurück. Auch der junge Spurius Caecina. Es ist nicht weit bis zum Haus seiner Eltern, an den Thermen vorbei und dann in Richtung Westtor. Aber er muss allein gehen, denn in seinem Viertel wohnt niemand aus der kleinen Gemeinde. Er schlägt den Schal um den Hals, denn es ist kühl hier, viel kühler als in Rom. Obwohl er erst seit dreiMonaten in Colonia Agrippinensium wohnt, kennt er die kleine Stadt recht gut. Und sie gefällt ihn viel besser als das laute, schmutzige Rom. Freilich hat er alle seine Kameraden zurücklassen müssen, dafür aber schnell Anschluss an die kleine Gemeinde gefunden, die sich zu demselben Herrn bekennt wie er. Schon in Rom hat er sich zu diesem neuen Glauben bekannt, den seine Eltern einen orientalischen Aberglauben nennen. Aber sie lassen ihn gewähren, denn Toleranz ist ihr oberstes Erziehungsgebot. Und schließlich ist er schon siebzehn. Was soll er mit all den philosophischen Schulen, die ihm sein Vater, der ehemalige Aedil nahe zu bringen versucht hat? Stoiker, Epikuraeer, Cynicer, Academicer, Peripateticer oder Sophisten – sie alle schwappen aus Griechenland wie eine Pest nach Rom und behaupten, den einzig wahren Weg zum Glück zu kennen. Aber das ist nur Lug und Betrug. Doch die Menschen bemerken das nicht, sie sind geblendet von all den philosophischen Worthülsen. Und dann die alten Götter, die sich wie Menschen benehmen. Sie saufen, sie huren, sie töten. Wie kann mir so jemand Vorbild sein. Oder die anderen Götter, die im ganzen Reich Fuß gefasst haben: Isis, Mithras, Cybele, Astarte und wie sie alle heißen, sie lehren gar nichts, sind einfach nur da. Das ist zu wenig für einen Gott! Spurius schüttelt den Kopf und ballt die Faust. Das ist wahrer Aberglaube. Eine Religion und ihren wahren Wert erkennst du immer an dem, was sie lehrt, sagt Maternus. Und wer außer unserem Herrn Jesus Christus lehrt schon, den Nächsten zu lieben wie sich selbst? Selbst seine Feinde zu lieben, befiehlt er. Das ist überirdisch schön, wahrhaft göttlich. Ein Lächeln breitet sich auf den weichen Zügen des jungen Mannes aus. Vielleicht gelingt es ihm doch noch seine Eltern zu überzeugen. Freilich, der Vater ist ...
    Plötzlich sind hinter ihm Schritte zu hören, leise zwar, aber ... Spurius

Weitere Kostenlose Bücher