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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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denkt an die Warnung, die ihm die anderen mitgegeben haben. Morde hat es in dieser schönen Stadt gegeben, und alle Opfer stammten aus der kleinen Gemeinde, und Spurius weiß ja auch warum! Man muss aufpassen! Die Hand des jungen Mannes umschließt fest den Dolch, den ihm der Vater zugesteckt hat. Aber hat nicht der Herr gesagt, wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, so halte ihm auch die rechte hin? Spurius seufzt. Wenn man die Lehren des Herrn beherzigt, wird man doch sehr schwach!
    Wieder die Schritte. Spurius bleibt stehen und dreht sich betont langsam um. Niemand braucht zu wissen, dass die nackte Angst langsam in ihm heraufkriecht.
    Aber die Straße ist menschenleer. Erneut sind die Schritte zu hören. Sie kommen aus einer kleinen Seitengasse. Es ist ein Bettler, stellt Spurius erleichtert fest. Zerlumpt und ärmlich taumelt er auf den jungen Mann zu, ein Bild, das sein Mitleid erregt.
    Geben ist seliger als nehmen! Spurius wird die Lehre des Herrn beherzigen und kramt in seiner schmalen Geldbörse nach ein paar Assen. Jetzt ist der Bettler an ihn herangetreten, sein Kopf ist wegen der Kälte verhüllt. Er streckt seine gichtige linke Hand aus.
    »So spät noch unterwegs?«, fragt Spurius freundlich und drückt ihm die Geldmünzen in die Hand. Zu spät sieht er die Sica – bevor er überhaupt zurückzucken kann, dringt der kurze Dolch blitzschnell in seine Eingeweide. Spurius bricht zusammen und spürt nur noch, wie der Vermummte ihm mit seiner Waffe seine Stirn ritzt ...
    ***
    Die Verwundeten waren gepflegt, die Toten bestattet worden. »Wir werden die Sugambrer verfolgen«, ordnete Iunius Silanus an. Zwei Wochen lang zogen die Römer hinter den Germanen her, ohne mehr als ihre Spuren im feuchten Waldboden zu sehen. Dann aber konnten sie die Sugambrer endgültig stellen! Der ganze Treck, Frauen und Kinder eingeschlossen, hatte sich in ein undurchdringliches Waldgebiet zurückgezogen, das von einem lang gestreckten Sumpfgebiet umschlossen war. Nur ein schmaler Zugang führte ins Innere des Waldes.
    »Hier sind uns die Germanen überlegen«, meinte Valerius zu Gaius während einer Rast, »sie sind mit dem Gelände hier bestens vertraut, wir nicht.«
    »Hm, da könntest du Recht haben, es sieht nach einer Falle aus!«
    Der Legat beschloss, für die Nacht erst einmal das übliche Lager zu errichten. Und dann, mitten während des Lagerbaus, kamen sie aus den Sümpfen – zu Tausenden! Sie waren überall und fielen mitbarbarischem Geschrei über die Römer her. Die Wachposten, die zur Absicherung rings um das abgesteckte Lager verteilt worden waren, wurden genauso überrascht wie die Soldaten, die gerade die Gräben aushoben. In aller Eile riefen die Kriegshörner die Männer, sich zu sammeln und die gewohnte Schlachtformation einzunehmen. Jetzt rächte sich der weitgehende Ausfall der Reiterei. Die Angreifer zu umzingeln war ausgeschlossen.
    Es wurde erbittert gekämpft. Gleich zu Beginn erlitt Valerius durch einen germanischen Speer eine schmerzhafte Fleischwunde im linken Oberschenkel, aber nachdem die Wunde notdürftig verbunden worden war, biss er die Zähne zusammen und kämpfte weiter. Immer wieder trieb er seine Männer an und wehrte an der Spitze seiner Kohorten die Feinde ab, die voller Wut gegen die Römer anstürmten. Die untergehende Sonne tauchte den Kampfplatz allmählich in fahles Zwielicht, Freund und Feind waren kaum noch auseinander zu halten.
    Plötzlich war Valerius von seinen Soldaten getrennt! Eine Gruppe von sieben Sugambrern umringte ihn. Ein Speer bohrte sich tief in die Flanke seines Hengstes. Ein Zittern durchlief den Gaul, dann brach Ignis mit einem klagenden Ton zusammen. Valerius stürzte herab und sah aus den Augenwinkeln, dass die Germanen mit Äxten und Schwertern über die Leichen ihrer gefallenen Kameraden stiegen, um sich auf ihn zu stürzen.
    »Helft dem Tribun! – Marcus, pass auf!« Ein hünenhafter, blau bemalter Krieger war aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht, das wütende Gesicht zur Fratze verzogen. Mit der Axt zielte er auf den Kopf des Tribuns. Der warnende Schrei von Gaius Tullius gellte noch in seinen Ohren, dann wurde alles um ihn herum schwarz.
    ***
    Ein pochender Schmerz im Oberschenkel weckte ihn, dazu Kopfschmerzen, als ob eine ganze Legion mit Trommeln und Trompeten durch seinen Kopf zöge. Seine Zunge schmeckte dick und pelzig. Nachtkalter Wind zog über sein Gesicht.
    »Wo bin ich?« Valerius versuchte, den Oberkörper aufzurichten, doch eine Hand

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