Ahnentanz
spürte starke Arme, die sie umfingen. Sie blinzelte und war dann hellwach. Aidan hielt sie fest im Arm. Er sah sie eindringlich an, Sorge und Zärtlichkeit standen in seinen Augen.
Albträume.
Waren sie dazu verdammt, hier von ihnen heimgesucht zu werden?
Er hatte seinen Traum rasch abgeschüttelt. Sie fühlte sich noch immer, als ob der graue Nebel sie umfing, als ob sie die Bedeutung und die Botschaft des Traumes entschlüsseln musste. Würde er sie immer noch so zärtlich ansehen, wenn er wüsste, dass sie kurz davor stand, verrückt zu werden? Dass sie glaubte, im Traum in die Vergangenheit eindringen, in einen anderen Körper schlüpfen zu können?
„Tut mir leid. Ich glaube, jetzt war ich mit einem Albtraum dran“, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. Sie hob die Hand und strich ihm übers Haar. „Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
„Kein Problem. Aber was war los? Was hast du geträumt?“ Sie hatte keine Gelegenheit zu antworten. Ein Truck hupte, während er auf das Grundstück fuhr, und Aidan verzog das Gesicht. „Die Arbeiter“, sagte er.
Sie sah ihn an und schenkte ihm ein Lächeln – das diesmal schon echter ausfiel. „Dann schlage ich vor, du gehst zuerst unter die Dusche.“
„Erinnerst du dich an deinen Traum?“, fragte er und war offenbar unsicher, ob es ihr wirklich gut ging.
„Nein“, log sie.
Er musterte besorgt ihr Gesicht, küsste sie und erhob sich, um ins Badezimmer zu gehen. Als sie das Wasser laufen hörte, war sie versucht, ihm nachzulaufen und mit unter die Dusche zu gehen. Vielleicht würde das die Überreste des Traumes fortwaschen, die ihr noch immer anhafteten wie der Gifthauch der Furcht.
Als ihr Fuß zwickte, langte sie hinunter, um sich zu kratzen. Ihre Finger berührten etwas Sandiges, woraufhin sie nach unten sah.
Ihre Füße waren schmutzig, als ob sie barfuß draußen herumgelaufen wäre.
Auf einem Friedhof?
Ohne weiter darüber nachzudenken, lief sie ins Badezimmer zu Aidan unter die Dusche. Möglicherweise war er überrascht, doch selbstverständlich hatte er nichts einzuwenden. Sie schlüpfte in seine Arme und ließ das Wasser auf sie beide hinabprasseln. Wenn er sie festhielt, konnte sie in der Magie des realen Augenblicks die Träume vergessen.
Es tat gut, einfach nur unter der heißen Dusche zu stehen, das Gefühl nasser Haut an nasser Haut zu genießen und sichum nichts anderes zu kümmern als die körperliche Befriedigung, sich zu lieben.
Als sie fertig waren, zog er sich Jeans und T-Shirt an und ging nach unten zu den Arbeitern, während sie sich die Haare föhnte.
Sobald er fort war, griff sie in ihre Tasche und fand das Tagebuch, das sie beim Packen hineingestopft hatte.
Der Duft, der die Treppe hochzog, verriet ihr, dass er Kaffee gekocht hatte. Sie ging nach unten, schenkte sich einen Becher ein und stieg dann hinauf auf den Dachboden, wo sie so gerne im Schaukelstuhl gesessen und gelesen hatte, als Amelia noch lebte.
Wenige Minuten nach den Arbeitern trafen auch Jeremy und Zach ein. Aidan begrüßte sie unten, und gemeinsam gingen sie noch einmal die Pläne des Bauleiters durch. Der Strom musste für den ganzen Montag abgestellt werden, ebenso das Wasser. Doch gegen Ende der Woche würde das Haus laut Plan bis auf einige Details fertig renoviert sein. Eine neue Küche, die sie mit der Zeit sicherlich haben wollten, würde zu einem späteren Zeitpunkt mindestens eine Woche dauern, da alle Tresen, Schränke und Regale eigens hergestellt werden mussten. Ein Reinigungsunternehmen war bereits beauftragt, die Ställe herzurichten, die mit zum Partygelände gehören sollten.
Gerade als sie mit ihrer Besprechung fertig waren, kam ein Wagen die Auffahrt herauf. Aidan, der seine Augen mit der Hand vor der grellen Sonne schützte, sah, dass Vinnie am Steuer saß. Ein Bandmitglied und Mason begleiteten ihn.
„Gut, dass ihr alle hier seid“, sagte Vinnie und sprang aus dem Wagen. Mason folgte ihm und musterte eingehend das Haus. Als Letzter kam das Bandmitglied – Gary, wie Aidan sich zu erinnern glaubte.
„Ganz schön früh auf den Beinen“, sagte Aidan, der mit seinen Brüdern zu den Ankömmlingen hinüberschlenderte.
„Wir wollen nicht nerven“, sagte Gary rasch, während er Aidans Hand nahm und Jeremy und Zach angrinste. „Wir wollen nur den Gig.“
„Den Gig?“, fragte Zach.
„Bei der Benefizparty spielen“, sagte Gary.
Vinnies Gesicht leuchtete leicht rot gefleckt, doch er fiel rasch ein. „Ich habe Aidan
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