Ahnentanz
genommen.“
„Sicher. Das ist möglich. Aber ich glaube, dass sie tot ist, so wie Jenny Trent und ich weiß nicht wie viele andere. Mindestens neun.“ Er beugte sich über den Schreibtisch. „Ein Serienkiller treibt sich herum, Jonas. Ein kaltblütiger Mörder, der jeden Zug mit außergewöhnlicher Umsicht plant.“
Jonas erwiderte seinen Blick. „Wir haben keine Leichen.“ „Wir haben Knochen – oder hatten sie zumindest. Die Knochen, die ich gefunden habe. Jonas, ich werde dir Zeit geben, Matty alles zu erzählen. Und morgen gehst du mit der Brieftasche zur Polizei und erklärst ihnen alles.“
Jonas wirkte ausgelaugt. „Ich werde meine Frau verlieren und vielleicht meinen Job“, sagte er.
„Jonas, du wirst deinen Job nicht wegen einer Affäre verlieren, aber vielleicht, wenn du Beweismaterial zurückhältst. Und wenn du deine Ehe retten willst, musst du tun, was richtig ist.“Sie waren da drin, in ihrer Wohnung. So nah und doch so fern.
Er hätte heute Nacht fast einen Fehler begangen, also hatte er es laufen lassen. Hatte sie laufen lassen.
Schon mit Sheila hatte er einen dummen Fehler begangen. Dumme kleine Sheila, so eingebildet und immer für einen Flirt zu haben – außer mit ihm. Er hatte wirklich hart arbeiten müssen, um sie nach da draußen zu locken, doch schließlich hatte seine List gewirkt. Dennoch war es falsch gewesen, nichts, was ein Genie hätte tun sollen.
Aber was sollte es? Sie würden nach Sheila suchen, sie jedoch nicht finden.
Und selbst wenn sie es irgendwann taten, was konnten sie beweisen? Nichts.
Doch er fühlte sich ruhelos, während er das Haus beobachtete, und er wusste, dass er sich beruhigen musste, weil Unruhe zu Fehlern führte.
Kendall wäre ein Fehler, sie würde vermisst werden.
Doch er hatte keine Wahl, denn sie war bereits ein Fehler, einer, den er beheben musste. Sie hörte Dinge, wusste Dinge. Sie konnte in die Zukunft sehen.
Nein, das war unmöglich. Trotzdem war sie gefährlich, und er würde das Risiko eingehen müssen, sie loszuwerden.
Doch sie war nicht allein. Nicht heute Nacht. Er würde es extrem raffiniert anstellen müssen, sie aus dem Weg zu schaffen. Was selbstverständlich keine Mühe sein sollte, da er ein Genie war. Er musste nur den richtigen Augenblick abwarten, allerdings auch nicht zu lange warten. Immer wieder drangen Gerüchte über sie an sein Ohr, von ihren Fähigkeiten, und er durfte ihr keine Gelegenheit mehr geben, sie einzusetzen.
Heute Nacht konnte er nichts tun, und sich nur hier im Schatten zu verbergen war gefährlich. Wie würde er seine Anwesenheit erklären, wenn man ihn sah?
Sie würden ihn niemals schnappen – und selbst wenn, würde er sich eine Ausrede einfallen lassen. Heute Nacht jedoch …Er konnte ihr heute Nacht nicht nahe kommen. Bald, versprach er sich selbst. Sehr bald.
Sie musste sterben.
Bevor sie es sah.
„Ich weiß, du hältst mich für verrückt“, sagte Kendall zu Jeremy.
Sein Blick wich ihr aus, doch er wollte ihr nicht sagen, dass ihre Fantasie mit ihr durchging. Nicht nach dem, was sie heute Abend durchgemacht hatte.
„Das glaube ich ganz und gar nicht, Kendall. Ich halte dich für intelligent, charmant und extrem talentiert und außerdem für das Beste, was meinem Bruder seit … Jahren passiert ist. Aber lass uns zugeben, es geschehen bereits eine Menge merkwürdige Dinge, und dann heute Abend …“
„Jeremy, ich glaube, dass mein Fehler darin besteht, alles zu rationalisieren.“ Sie zögerte. „Ich denke, dass wir nicht die Dinge sehen, die wir sehen sollten. Aus diesem Grund versuchen uns die Geister zu helfen – oder unser Unterbewusstsein spricht in unseren Träumen zu uns, wenn du es lieber so sehen möchtest. Die Sache ist die – wer weiß, was ein Geist eigentlich ist? Eine Erinnerung? Energie? Energie stirbt nicht, sagen die Wissenschaftler. Vielleicht kommen Geister zu uns, wenn wir schlafen, weil wir im Schlaf offener sind, empfänglicher.“ Sie konnte gerade noch an sich halten, um ihm nicht zu erzählen, dass ihre Erfahrungen mit Geistern sich nicht nur auf ihre Träume beschränkten. Sie wusste jetzt, dass der Geist von Henry LeBlanc auf der Plantage und in der Bar herumspukte. Er war ein guter Mensch gewesen. Er hatte das letzte Mitglied der Familie gerettet, und wenn er jetzt hier war, geschah das nicht, um jemandem zu schaden. Er wollte helfen.
Vielleicht versuchte er im Hideaway mögliche Opfer zu warnen. Henry wusste, dass ein Mörder – ein böser
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