Ahnentanz
fand oder nicht, Sheila war tot.
Sie wusste es, weil sie im Traum an ihrer Stelle gewesen war. „Amelia kam letzte Nacht wieder zu mir“, sagte Miss Ady ernst.
„Ach?“
„Sie sagte, dass sie sich große Sorgen um Sie macht.“
„Bitte, wenn Sie ihr jemals antworten können, sagen Sie ihr, dass es mir gut geht.“
„Ziehen Sie eine Karte“, sagte Miss Ady und deutete auf den Stapel Tarotkarten auf dem Tisch.
„Was?“, fragte Kendall überrascht.
„Mischen Sie die Karten. Ziehen Sie eine.“
„Oh Miss Ady, das ist albern.“
„Bitte. Tun Sie einer alten Lady den Gefallen.“
Kendall seufzte. Sie wollte es nicht tun, aber sie sah keinen Ausweg. Sie mischte die Karten erst einmal, dann erneut. Und noch einmal. Schließlich wusste sie, dass sie es nicht länger hinausschieben konnte, und zog eine Karte.
Der Tod. Aber immerhin lachte er nicht. Er war einfach nur da.
„Das bedeutet nur einen neuen Anfang, Miss Ady“, sagte sie, auch wenn sie nicht sicher war, wen sie damit eigentlich beruhigen wollte.
„Und wenn wir an eine höhere Macht glauben, ist es dann nicht genau das, was der Tod bedeutet?“, fragte Ady.
Kendall zwang sich zu einem Lächeln. „Vielleicht bedeutet er nur, dass ich mein Leben als Einzelgängerin aufgegeben habe und mich nun auf einen neuen Weg mit Aidan Flynn mache. Vielleicht hat mir Amelia etwas viel Besseres vermacht als eine Plantage; vielleicht wusste sie irgendwie, dass Aidan und ich uns gut verstehen würden.“
Sie hatte erwartet, dass Miss Ady lächeln würde, doch das tat sie nicht, sondern sie musterte Kendall mit todernster Miene.
„Gehen Sie nirgendwo allein hin, hören Sie? Und gehen Sie auch nicht in der Dunkelheit raus. Sehen Sie zu, dass Sie die ganze Zeit bei ihrem Flynn-Jungen sind, verstehen Sie mich?“
„Okay, Miss Ady, das mache ich“, versprach Kendall ihr.
Aidans erster Halt war die Polizeistation.
Hal war da und sah ihn sofort.
„Haben Sie noch irgendwas über den Einbruch in der Gerichtsmedizin herausbekommen?“, fragte Aidan.
„Ja, wir haben einen Lieferanten. Er hat eine Schachtel mit Chemikalien dagelassen.“
„Das ist alles?“
„Und wir haben einen Schatten. Ich kann ihn Ihnen zeigen, wenn Sie möchten.“
„Na, das ist doch mal ein Film, den ich gerne sehen würde“, erwiderte Aidan.
Hal rief jemanden an, und gemeinsam gingen sie ins Computerlabor, wo ihnen der Techniker das aufbereitete Sicherheitsband vorspielte. Wie Hal gesagt hatte, sahen sie einen Lieferantenam Hintereingang. Er klingelte, schaute sich um, als niemand antwortete, stellte die Schachtel ab, zuckte die Achseln und ging zurück zu seinem Wagen.
Der Techniker spulte vor, bis sie den von Hal erwähnten Schatten sahen, wie er sich der Hintertür näherte. Eine menschliche Gestalt, doch es gab keinerlei Anzeichen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Das Gesicht war verdunkelt, und die Person schien einen schwarzen Umhang mit Kapuze zu tragen.
„Wie Sie sehen, macht es den Eindruck, als ob der Sensenmann der Gerichtsmedizin einen Besuch abgestattet hat“, sagte Hal trocken.
Aidan bedankte sich, dass er ihm das Band gezeigt hatte, und fragte dann nach Neuigkeiten im Fall Sheila Anderson.
„Sie hat das Flugzeug niemals bestiegen“, sagte Hal. „Wir überprüfen ihre Kreditkarte, aber ich baue nicht darauf, dass etwas dabei herauskommt. In der Zwischenzeit nimmt sich die Spurensicherung ihren Wagen, ihr Haus und ihren Garten vor. Bisher wissen wir nur, dass die Stromleitung mit einem scharfen Instrument durchtrennt wurde. Ach ja, und Jonas war heute Morgen hier. Er hat die Brieftasche der Frau vorbeigebracht. Erzählte mir, dass sie eine Affäre gehabt hätten und dass sie sie in seinem Auto verloren habe.“
„Und was halten Sie davon?“
„Was ich davon halte? Nun, Sie sind befreundet mit dem Kerl, also will ich höflich sein. Ich glaube, dass er ein eingebildeter Mistkerl mit einer prachtvollen Frau ist und dass er sich als wahres Arschloch entpuppt, sie zu betrügen. Aber halte ich ihn für einen Mörder? Glaube ich, dass er das Mädchen umgelegt hat? Nein.“
„Danke“, sagte Aidan. „Wenn ich irgendwas höre, lasse ich es Sie wissen. Im Wagen haben Sie nichts gefunden?“
„Nicht unbedingt nichts. Offenbar war sie irgendwo im Gelände unterwegs, nicht nur auf dem üblichen Weg zur Arbeitund zurück. Aber ich kann nicht sagen, was genau das bedeutete. Wir haben überall unbefestigte Straßen.“
„Danke“, sagte
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