Ahnentanz
wollte er wissen.
„Ich habe diesen Laden eröffnet, und ich liebe diesen Laden“, erwiderte sie.
„Dann behalt den Laden. Er ist eine gute Sicherheit. Komm schon, du musst wieder mit mir arbeiten. Du hattest mal Träume, erinnerst du dich?“
„Und jetzt habe ich Rechnungen. Vinnie, hilf Mason bitte, den Kürbis aufzuhängen, okay?“
„Du siehst erschöpft aus“, sagte Mason, als Vinnie zu ihm trat.
Vinnie errötete. Kendall musterte ihren Freund. Er war noch immer so dünn wie im College, doch die dunklen Haare und Augen verliehen ihm einen unwiderstehlich düsteren Look. Er könnte in jedem Vampirfilm mitspielen. Allerdings sah er müde aus.
Doch er lächelte. „Ich hatte ein heißes Date.“
„Ach ja?“, fragte Mason.
Vinnie grinste wieder. „Eine scharfe kleine Schülerin aus Boston. Sehr heiß.“
„Triffst du sie wieder?“, fragte Mason.
Vinnie lachte. „Nein, sie fährt heute nach Hause. Aber es war nett, ihr New-Orleans-Abenteuer zu sein. Ich meine, sie konnte …“
„Vinnie, wir wollen keine Details“, protestierte Kendall. „Ich schon“, sagte Mason.
Kendall stöhnte.
„Vielleicht solltest du dir die Details auch lieber anhören“,
neckte Mason sie. „Ich befürchte, du könntest vergessen haben, wie es geht.“
Bevor Vinnie weitererzählen konnte, klingelte die kleine Glocke über der Tür, und Jeremy Flynn trat ein. „Hallo“, begrüßte Kendall ihn überrascht. Sie hätte Jeremy nicht für einen Teetrinker gehalten.
„Sieht toll aus“, sagte er, als er sich umsah. „Alles bereit für Halloween.“
„Wir geben unser Bestes“, sagte sie.
„Willst du heute Abend wieder mit uns spielen?“, fragte Vinnie.
„Heute Abend wohl nicht“, erwiderte Jeremy. „Ich muss mich um Arbeit kümmern.“
„Wollen Sie die Karten gelesen bekommen?“, fragte Mason. „Nicht heute“, entgegnete Jeremy. „Ich kam nur vorbei, um Kendall zu sagen, dass Aidan sie heute Abend um halb acht an ihrer Wohnung abholt.“
Kendall spürte, wie sie tiefrot wurde. Sowohl Vinnie als auch Mason starrten sie an.
„Ach“, sagte Mason.
„Ach, tatsächlich“, echote Vinnie.
„Danke, Jeremy“, sagte sie. Sie war versucht, seinem Bruder ausrichten zu lassen, dass sie absagen müsse. Schließlich hatte sie der Verabredung kaum zugestimmt. „Er will über das Haus sprechen“, erklärte sie Mason und Vinnie und erkannte im gleichen Moment, wie barsch sie klang.
Wieder ertönte die Glocke, und zwei hübsche junge Frauen kamen herein. Die eine trug ein T-Shirt der Saints, die andere ein Neckholder-Bustier. „Oh, mein Gott, das ist ja ein toller Laden“, quiekte das Mädchen in dem Bustier.
„Danke. Kann ich euch helfen?“, fragte Kendall, die dankbar war für die Unterbrechung.
Die beiden Mädchen kicherten. „Sorry“, sagte die Kleinere von den beiden, „wir sind nur ein bisschen nervös. Wir wollten uns die Karten legen lassen. Ist das möglich?“
Kendall wusste nicht, warum sie mit ihrer Antwort zögerte. Doch, sie wusste es. Jeremy Flynn war hier. Sie befürchtete, dass er es seinem Bruder erzählen und der sie dann erst recht für eine Spinnerin halten würde.
„Selbstverständlich“, schaltete Mason sich ein und trat zuden Mädchen. „Vinnie, kannst du ein bisschen hierbleiben?“
„Sicher“, sagte Vinnie. „Ich passe auf den Laden auf. Hey, Jeremy, möchtest du einen Kaffee? Wie ich sehe, ist er schon gekocht.“
„Ja, gerne“, nahm Jeremy das Angebot an.
„Perfekt“, sagte Mason und wandte sich den Mädchen zu.
„Kendall und ich werden euch gerne die Karten legen.“
Bevor Kendall protestieren konnte, hatte er schon alles arrangiert.
Kendall ermahnte sich selbst, sich zu beruhigen. Was machte es schon, wenn Jeremy Flynn Aidan erzählte, was sie tat? Das war ihr Beruf. Davon lebte sie. Sie betrat das kleine Zimmer, in dem sie ihre Sitzungen abhielt, und stellte sich vor. Sie erfuhr, dass das Mädchen Ann hieß, fragte sie, wie ihr New Orleans gefalle, und gab ihr dann die Tarotkarten mit der Bitte, Karten von dem Stapel abzuheben.
Kendall beugte sich über die erste Karte. Der Tod tauchte auf, symbolisiert durch ein Skelett, und plötzlich schien sich der Raum mit Nebel zu füllen.
Und das Skelett auf der Karte schien zum Leben zu erwachen.
Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012
8. KAPITEL
Ein Hund bellte irgendwo, als Aidan vor dem Vororthäuschen von Betty Trent hielt. Die Häuser hier waren nicht groß
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