Ahnentanz
automatisch an das Schlimmste, aber ich schwöre, das ist nicht der Fall. Diese Karte bedeutet Veränderung, das Ende der einen und den Beginn einer anderen Sache.“ Sie versuchte, ruhig und entspannt zu klingen, auch wenn sie das Gefühl hatte, verrückt zu werden.
„Ein Ende und ein Anfang?“, fragte das Mädchen verständnislos.
„Haben Sie kürzlich eine Beziehung beendet?“, fragte Kendall.
Anns Kiefer fiel nach unten. „Oh, mein Gott! Woher wissen Sie das?“
Erleichterung durchströmte Kendall. Es würde ihr gut gehen. Ann würde es gut gehen. Diese ganze lächerliche Sitzung würde wieder in den Normalzustand zurückkehren.
Sie fing an, die anderen Karten umzudrehen. „Hier, sehen Sie. Kann es sein, dass Sie eine Reise planen?“
„Ja“, bestätigte Ann voller Erstaunen. „Ich mache von hier aus eine Kreuzfahrt.“
„Das ist wunderbar“, sagte Kendall und fügte innerlich hinzu: Du musst hier weg .
Oh Gott, was nur hat mir diesen Gedanken eingegeben?
In völliger Unkenntnis von Kendalls Überlegungen runzelte Anne die Stirn. „Ich werde nicht wieder auf die gleichen Sprüche hereinfallen und zu Rodney zurückgehen, oder?“
„Nicht wenn Sie stark sind“, entgegnete Kendall. Das war eine simple Antwort.
„Rodney und ich … Er war ein Mistkerl. So ein Mistkerl. Er hat mich betrogen, und ich wusste es. Einmal hat er mich sogar geschlagen, und dann hat er sich überschwänglich entschuldigt, sodass ich ihm verziehen habe, wie eine Idiotin. Das werde ich nicht wieder tun.“
„Die Karten geben uns vor allem einen Anstoß, um in uns selbst zu suchen“, sagte Kendall. „Und das Wichtigste dabei ist, immer zu wissen, dass alles, was in unserem Leben geschieht, von uns selbst abhängt.“
„Richtig.“
Kendall versuchte sich den anderen Karten zuzuwenden, ohne noch einmal das Skelett anzusehen.
Doch es war noch immer da, grinste und verspottete sie.
Sie versuchte sich einzureden, dass sie einfach nur mehr Schlaf brauchte. Dass Ann nicht sterben würde, dass sie aufeine nette kleine Kreuzfahrt gehen würde. Doch ihre Gedanken überschlugen sich geradezu.
Was war mit gestern, mit Miss Ady und dem Krebs?
So etwas passiert mir nicht, sagte sie sich resolut.
Doch die Tatsachen zeigten, dass es ihr sehr wohl passierte. Ihre Hand zuckte plötzlich über den Tisch.
Ann fuhr erneut zusammen, und Kendall zwang sich zu einem Lachen. „Es tut mir leid. Ich fürchte, es war spät gestern Nacht.“
„Warten Sie, ich erkenne Sie wieder“, sagte Ann. „Tatsächlich?“
„Ich habe Sie gestern Abend singen hören – Sie und diesen Typen da draußen, Vinnie. Hey, Sie beide waren großartig.“
„Danke.“
Ann plapperte weiter. Vinnie sei wirklich wunderbar. Vinnie sei so süß.
Kendall nickte nur geistesabwesend. Vinnie hatte diese Wirkung auf Frauen. Sie schien sich unterdessen kaum konzentrieren zu können. Ständig dachte sie an die merkwürdigen Dinge, die vor sich gingen.
Eigenartige Empfindungen. Karten, die zum Leben erwachten … So etwas war ihr zuvor noch nie passiert, auch wenn sie sich das eine oder andere Mal unbehaglich gefühlt hatte und die Karten … vor ihren Augen verschwommen waren.
Als ob sie eine Brille brauchte.
Mehr Schlaf. Das war es, was sie brauchte.
Sie hörte ihre eigene Stimme. Trotz der absurden Panik, die sie noch immer erfüllte, sagte sie irgendwas, das sogar einen Sinn ergab. Sie erhob sich, wünschte Ann eine schöne Reise und ein gutes Leben und erinnerte sie daran, dass ihr Schicksal in ihren eigenen Händen lag.
Ann ging nach vorn in den Laden, wo Kendall sie aufgeregt mit ihrer Freundin und den beiden Männern sprechen hörte.
„Was ist los mit dir? Du siehst aus, als hättest du einen Geistgesehen“, fragte Mason, der im Türrahmen des anderen kleinen Zimmers lehnte.
„Ich bin müde, das habe ich doch gesagt“, erwiderte Kendall.
Mason blickte an ihr vorbei in das Zimmer. „Hey, deine Karten liegen alle auf dem Boden“, sagte er und machte sich daran, sie aufzuheben. „Da ist noch eine unter deinem Fuß.“
Sie sah hinunter. Das Skelett blickte sie an. Und tat nichts, überhaupt nichts.
Es war nur eine Tarotkarte.
Doch als sie danach griff, hatte sie wieder das Gefühl, als ob eiskalte knochige Finger ihr Herz umklammerten.
Irgendwie schaffte es Aidan, um sechs Uhr wieder in der Stadt zu sein.
Unterwegs hatte er einige Anrufe erledigt, sodass er nach der Rückgabe seines Wagens am Hotel die Straße hinunterging, um sich mit
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