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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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auf ihn wartete.
    Doch sie war schon den ganzen Tag nervös und angespannt gewesen, auch wenn sich ein Vorfall wie mit Ann zum Glück nicht wiederholt hatte. Ihre Psychologieseminare halfen kein bisschen. Vielleicht sollte sie zu einem Therapeuten gehen. Tarotkarten erwachten nicht zum Leben. Sie versuchte sich davon zu überzeugen, dass sie ihre Rolle einfach zu gut spielte. Wer sich lange genug wie Marie Laveau aufführte, fing als natürliche Folge an, sich Dinge einzubilden.
    Es war leicht gewesen, sich ihre Intuition bei Ady Murphy zu erklären. Die Frau war alt, und Kendall war seit Amelias Tod gewarnt vor Krebs.
    Aber heute …
    Sie goss sich ein Glas Wein ein und ging in den Garten. Zu ihrem Erstaunen und ihrer Bestürzung fühlte sie sich draußen unbehaglich, nahezu ungeschützt. Sie ging zurück in die Wohnung und schloss die Türen.
    Sie schaltete die Nachrichten ein. Der Bildschirm verschwamm vor ihren Augen, und ihre Gedanken gingen wieder eigene Wege.
    Wann waren ihr die Tarotkarten zuvor schon mal … merkwürdig erschienen?
    Das erste Mal war es bei einer Fremden geschehen. Einer jungen Frau aus Louisiana, aber nicht aus New Orleans. Sie wollte gerade in den Urlaub fahren …
    Das zweite Mal geschah es bei ihrer Freundin Sheila Anderson, die ebenfalls einen Urlaub plante. Kendall hatte Sheila freimütig gestanden, dass sie eigentlich eine Schwindlerin war, dass man beim Kartenlesen nur wissen musste, welche Interpretation zu welcher Karte passte und wie viele Möglichkeiten es gab. Es war, als ob man ein Therapeut oder Barkeeper war – man hörte genau hin, was die Leute sagten oder auch nicht sagten. Skeptiker waren leicht zu erkennen, und es machtewenig Sinn, sie überzeugen zu wollen, dass alles möglich war. Man ging besser subtil mit ihnen um und ließ sie ihre eigenen Schlüsse ziehen. Es war erstaunlich, wie die größten Zweifler aus den Karten allmählich herauslasen, was sie glauben wollten.
    Sie spürte, wie ihre Hände zitterten, und zwang sich zu einem festeren Griff um das Weinglas.
    Sheila …
    Urplötzlich hatte sie Angst um Sheila.
    Sie sagte sich, dass das lächerlich war. Sheila war verreist, amüsierte sich großartig und würde bald wieder zurück sein. Gesund und munter.
    Dennoch wünschte Kendall, dass ihre Freundin schon wieder zu Hause wäre. Sie wünschte, dass sie einfach den Hörer abnehmen und sie anrufen könnte.
    Sie wünschte, dass sie nicht so ein dumpfes Gefühl von Furcht verspüren würde. Eine Vorahnung von …
    Verhängnis?
    Nein, das war nun wirklich absurd.
    Sie schaute auf ihr Weinglas und bemerkte, dass sie es geleert hatte. Sie war versucht, sich nachzuschenken, doch sie wollte den Abend mit Aidan Flynn nicht angesäuselt anfangen. Doch sie musste sich ablenken, weshalb sie rasch unter die Dusche ging, dann ihre Garderobe und sogar ihren Schmuck auswählte. Die Zeit schien zu kriechen.
    Zu ihrem Erstaunen konnte sie Aidans Besuch kaum erwarten, obwohl er der größte Skeptiker der Welt und außerdem in der Lage war, sie mühelos auf die Palme zu bringen.
    Etwas strich um ihre Knöchel, sodass sie beinahe laut aufgeschrien hätte. Sie blickte hinunter und lachte, als sie Jezebel hochnahm. Die große Perserkatze schmiegte sich an sie. „Tut mir leid, Süße. Ich habe vergessen, dich zu füttern“, sagte sie.
    Mehr Beschäftigung. Sie fütterte die Katze. Danach blickte sie wieder auf die Uhr und hoffte, dass Aidan rechtzeitig kommen würde.
    Jeremy trank sein Bier langsam, auch wenn er wusste, dass die Kellnerin ihm nur zu gerne ein weiteres bringen wollte. Er hatte noch die restlichen zwei seines Bruder und dann die eigenen vor sich, bevor er wieder bestellen musste, doch er wusste ebenso gut, dass die Frau von ihrem Trinkgeld lebte. Er bat mit einer Geste, dass sie ihm ein kaltes Bier brachte, damit er ihr ein paar Dollar zustecken konnte – auch wenn er sicher war, dass sein Bruder ihr ein gutes Trinkgeld gegeben hatte. Es konnte nicht schaden, die Bedienung auf seiner Seite zu haben.
    Unauffällig beobachtete er, wer alles in die Bar kam. Da war eine attraktive Schwarze unbestimmten Alters mit einer Asiatin um die dreißig und einer Brünetten, die etwa fünfundzwanzig zu sein schien. Die ganze Gruppe grüßte beim Hereinkommen die Cops und setzte sich dann an einen Tisch am anderen Ende des Raums. Unter dem Vorwand, einen Anschlag mit den anstehenden Halloween-Festen zu studieren, ging er hinüber, um ihr Gespräch zu belauschen. Die Frauen erwiesen

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