Ahnentanz
dabei?“, fragte Aidan.
„Ja!“, rief Kendall triumphierend. „Dort drüben.“ „Und was jetzt?“, wollte er wissen.
„Ich werde mit ihr sprechen.“
„Also los.“
Aidan setzte sich auf die Ecke eines unbenutzten Billardtisches und sah zu, wie Kendall sich straffte und zu der Gruppe an der Bar trat. Ann erkannte sie auf der Stelle und stellte sie allen vor.
Das Mädchen wirkte ziemlich betrunken. Aidan fragte sich, wie viel Erfolg Kendall wohl mit ihrer Ansprache haben würde. Und was würde sie überhaupt sagen? Wollte sie ihr die ganze Kreuzfahrt ausreden? Oder wollte sie sie nur bitten, mit keinem Unbekannten mitzugehen?
Wieder verspürte er das merkwürdige Gefühl im Nacken. Rasch drehte er sich zur Tür um. Nichts. Doch er war überzeugt, dass gerade eben noch jemand hereingeschaut hatte.
Er versicherte sich, dass Kendall in ein Gespräch mit Ann vertieft war, und lief zur Tür.
Die Straße war menschenleer. Doch aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf jemanden, der am Ende des Blocks gerade um die Ecke bog.
Er rannte los und lief selbst um die Ecke.
Er kam an der Royal Street raus, nicht weit von Kendalls Apartment. Der ganze Block bestand aus Wohnhäusern. Es gab ein halbes Dutzend enge Gassen und doppelt so viele Türen.
Er blieb eine ganze Zeit lang stehen und beobachtete die Straße. Wartete. Schließlich musste er sich eingestehen, dass er wen immer er auch gesehen hatte verloren hatte und außerdem vermutlich ein dummer Narr war. Jeder konnte die Straße hinuntergegangensein, daran war nichts Unrechtes. Es konnte gut sein, dass er einem betrunkenen Teenager gefolgt war, der ihn für einen Cop gehalten hatte.
Aber Kendall wohnte im nächsten Block.
Eine Brise kam auf. Er hörte Gelächter von der Canal Street und eilte zurück, um Kendall nicht zu verpassen. Er wollte nicht, dass sie allein nach Hause ging.
Zurück an der Bar, bemerkte er, dass Kendall das Mädchen von ihren Freunden hatte trennen können. Sie versuchte, unbeschwert und dennoch überzeugend zu klingen.
Das Mädchen kicherte. „Ich habe heute Abend so viele süße Jungs kennengelernt. Und die meisten wollten mich später noch treffen.“
„Hast du ihnen gesagt, wo du übernachtest?“, fragte Kendall. „Bist du allein?“
„Nein, ich teile mir das Zimmer mit meiner Freundin.“ Wieder kicherte Ann. „Sie ist schon früher zurückgegangen, aber sie würde das Zimmer räumen, wenn ich sie darum bitte. Wir haben eine Übereinkunft, wenn es um Männer geht, verstehen Sie?“
Kendall seufzte. Einer der Männer aus der Gruppe kam zu ihnen hinübergeschlendert.
„Annie? Ist irgendwas nicht in Ordnung?“
Er war älter als das Mädchen. Vielleicht dreißig.
Seit seiner Rückkehr hatte Aidan sich im Hintergrund gehalten, doch nun entschied er sich einzugreifen. „Woher kennen Sie Ann?“, fragte er.
„Wir arbeiten zusammen“, antwortete der Mann.
„Wir machen uns nur Sorgen“, erklärte Aidan, um einer Frage des Mannes zuvorzukommen. „Da draußen läuft ein Kerl herum, der Frauen schlägt und ausraubt. Ann passt zu dem Typ Mädchen, hinter dem er her ist.“ Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, doch das spielte keine Rolle. „Wir wollen nur sicherstellen, dass ihr heute Nacht nichts passiert.“
Der Mann sah stirnrunzelnd zu Ann und dann wieder zu ihnen beiden. „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde sie im Auge behalten.“ Er wandte sich an Kendall. „Ich dachte, Sie wären ein Medium oder so was, wieso verhalten Sie sich hier wie ein Cop?“
„Ich …“
„Sie begleitet mich. Ich bin Privatdetektiv und arbeite an dem Fall“, schaltete sich Aidan ein und holte eine seiner Visitenkarten hervor.
„Ich bin Joe Zimmer, und wie ich sagte, ich werde sie die ganze Nacht im Auge behalten.“
Ann verzog den Mund. Ärger blitzte in ihren Augen auf. Sie hat sich mit jemandem verabredet, dachte Aidan. Aber mit wem?
Mit der Person, die verschwunden war, als er zur Tür gesehen hatte?
Er atmete tief ein. Im schlimmsten Fall würde das Mädchen heute Nacht nicht glücklich werden.
Im besten Fall war ihr Leben gerettet worden.
Aidan legte Kendall eine Hand auf die Schulter. „Nun, dann genießen Sie die Kreuzfahrt. Sie alle. Gute Nacht.“
Er lotste Kendall aus der Bar.
Auf der Straße machte sie sich los und wandte sich ihm zu.
„Danke“, sagte sie.
„Gern. Kein Problem.“
„Werden Sie Vinnie jetzt vom Haken lassen?“, fragte sie, doch es lag diesmal keine Feindseligkeit in
Weitere Kostenlose Bücher