Ahnentanz
auf dem Kaminsims, und er spürte die Kühle der Laken unter ihnen.
Sie ergriff zuerst das Wort. „Okay. Ich schätze, ich mag dich“, sagte sie leise.
Er lachte. „Ich weiß , dass ich dich mag“, erwiderte er.
Sie schwieg einen Moment, fragte dann aber – und er merkte, wie schwer es ihr fiel: „Kannst du heute Nacht … bleiben?“
Hatte sie Angst?
„Es geht mir gut. Wirklich“, versicherte sie ihm, als könnte sie seine Gedanken lesen. Dann stützte sie sich auf den Ellbogenund sah ihm in die Augen. „Ich habe keine Angst.“
War sie eine Gedankenleserin?
„Und ich habe dich wirklich nicht … deswegen hereingebeten.“ Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. Ihre Haare waren völlig zerzaust, und ihre Augen leuchteten in jenem Grüngold, das an sein Herz rührte.
Er zog sie an sich. „Zu schade. Es hätte mir nichts ausgemacht“, sagte er.
Sie antwortete nicht, sondern kuschelte sich nur enger an ihn. Sie schwiegen, und es hatte seine Richtigkeit.
Nach einer Weile liebten sie sich erneut. Er wusste nicht, wer angefangen hatte. Vielleicht hatten sie gleichzeitig begonnen. Dieses Mal war sie kühner und spielte mit seinem Körper auf eine Art, die sein Blut zu glühenden Lava werden ließ.
Schließlich schliefen sie sein.
Während er das Haus beobachtete, brodelte der Ärger in ihm, als ob seine Eingeweide Fleisch auf einem Grill wären. Sein Blut kochte, versengte seine Seele … und tropfte in das Feuer.
Er kämpfte gegen die Wut an.
Wut ließ einen Mann die Kontrolle verlieren.
Wut verleitete einen Mann zu einem dummen und unüberlegten Verhalten.
Ein Genie gab der Wut keinen Platz.
Er sollte dankbar sein, auch wenn sie ihm sein Opfer direkt vor der Nase weggeschnappt hatten und der Drang in ihm unerträglich wurde. Er versuchte sich einzureden, dass sie ihm einen Gefallen getan hatte. Sie war nicht allein unter Fremden gewesen, wie er geglaubt hatte. Sie war mit Menschen zusammen gewesen, die sie kannten. Menschen, die sie sofort vermisst gemeldet hätten.
Es war gut. Es war alles gut.
Doch Flynn war noch immer da drinnen bei Kendall. Seine Vision für die Zukunft. Momentan eine schmerzhafte Vision,denn er sehnte sich danach, dass diese Augen in die seinen blickten. Vielleicht lachend. Dann erregt. Er war nicht ihr Liebhaber, noch nicht. Im Moment beobachtete er nur. Er konnte warten, bis er an der Reihe war.
Doch die Qual begann erneut.
Flynn war da drin. Sah in diese Augen, berührte dieses köstliche Fleisch, erkundete sie.
Er drehte sich um und ging fort.
Aber der Hunger …
Er wurde immer größer.
Geniale Männer hatten sich unter Kontrolle. Geniale Männer machten keine Fehler …
Aber wie hatte sie es gewusst? Wie hatte Kendall gewusst, dass sie dieses Mädchen finden musste, diese kleine Blonde, die so eingebildet war und so begierig, sich zu amüsieren? Wie hatte Kendall sie finden können, um darauf zu bestehen, dass sie bei ihrer Gruppe blieb?
Tea and Tarot.
Das konnte es nicht sein, oder?
Aber sie hatte es gewusst. Sie hatte es gewusst .
Zu seiner Überraschung verspürte er etwas, das ein Genie niemals fühlen sollte.
Panik mischte sich in seinen unersättlichen Hunger.
Als Kendall erwachte, spürte sie sofort, dass er neben ihr lag, dass sein Bein über ihrem lag und sein Arm über ihrem Bauch. Sie öffnete die Augen und wandte sich ihm zu, um festzustellen, dass er bereits wach war und sie ansah.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so tief und gut geschlafen hatte. Oder wann sie das letzte Mal mit einem Mann neben ihr im Bett aufgewacht war.
Nie, wurde ihr bewusst. Niemals in diesem Bett.
Die große Affäre ihres bisherigen Lebens war Rob Thierry gewesen. Er hatte New Orleans verlassen, um dem Ruf desBig Apple zu folgen. Immerhin hatte er versucht, sie zum Mitkommen zu überreden. Vielleicht hätte sie es tun sollen. Doch sie hatte es nicht getan, und das Letzte, was sie von ihm gehört hatte, war, dass er einen guten Job als Inspizient an einem Off-Broadway-Theater hatte. Sie hing ihm nicht länger nach, doch sie hatte einfach noch niemand anderen gefunden, den sie wollte.
Nein, sie hatte auf einen verhärteten, verbitterten Witwer gewartet. Einen Mann, der auf seine Art ebenso verrückt war, wie sie es vermutlich werden würde.
Doch sie war so froh, dass er da war. Die Laken gaben seine gebräunten breiten Schultern frei, und sein Kopf sah einfach so richtig aus auf ihrem Kissen, mit seinen dunklen, verwuschelten Haaren
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