Ahnentanz

zersetzt, um noch viel zu verraten. Aber Abel setzte mich nicht einmal darauf an. Er sagte, wir sollten es zu den Leuten oben vom Smithsonian schicken, die die Arbeit für Quantico machen. Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass dort jemand begeistert ist über einen Tropfen Blut, wenn nicht einmal eine Leiche gefunden wurde.“
    „Gelten diese Knochen denn nicht als Leichenteile?“, fragte Kendall.
    Rebecca winkte ab. „Liebes, wir haben die Opfer von Schießereien. Drogentote. Knochen sind einfach nichts Besonderes.“
    „Aber … hier sind Menschen verschwunden!“
    „Ja. Eine Menge sogar. Die genaue Zahl werden wir niemals kennen.“
    Kendall schwieg einen Moment. Wenn sie nicht wüsste, dass Jenny Trent vermisst wurde, und sie nicht das merkwürdige Erlebnis mit der Tarotkarte gehabt hätte – würde sie dann nicht das Gleiche sagen?
    „Rebecca, willst du damit sagen, dass Abel nichts wegen dieser Knochen unternehmen wird, die Aidan Flynn gefunden hat?“
    „Das würde ich nicht sagen. Ich sagte nur, dass er sie beiseitegelegt hat, bis er wichtigere Dinge erledigt hat.“ Rebecca sah sie neugierig an. „Was ist los mit dir, Mädchen?“
    Kendall schüttelte den Kopf. Sie wusste wirklich keine Antwort auf die Frage.
    „Doc Abel scheint die meisten der Flynns nicht zu mögen, auch wenn ich den jüngsten noch nicht gesehen habe. Aber den mittleren Bruder habe ich gestern Abend gesehen.“
    „Gestern Abend?“
    Rebecca nickte. „Ich war bis in die Puppen in dieser Bar, die du magst, dem Hideaway. Warum sollte ich sonst aussehen wieetwas, das die Katze heute Morgen hereingeholt hat?“
    „Ich finde, du siehst gut aus“, sagte Kendall.
    „Liebe Freundin, du bist eine große Lügnerin. Aber wie auch immer, es geht das Gerücht, dass draußen auf der Plantage vielleicht eine große Halloween-Party stattfinden soll, kannst du dir das vorstellen?“
    Kendall musste sich keine Antwort zurechtlegen, weil genau in dem Moment Ady aus dem Sprechzimmer kam, gefolgt von Dr. Ling.
    Rebecca und Kendall erhoben sich beide. Dr. Ling begrüßte sie herzlich und sagte: „Ich habe für Miss Ady einen Termin für eine Biopsie arrangiert. Da ist ein winziger Fleck auf ihrer Lunge.“
    „Oh, mein Gott“, rief Rebecca aus und schlug sich die Hand aufs Herz.
    „Na, na, ich möchte Sie nicht allzu sehr aufregen. Miss Ady und ich haben die Sache durchgesprochen, und sie hat alles verstanden. Ich glaube, dass wir das Problem direkt im Keim ersticken und Miss Ady wieder völlig gesund wird. Ich bin stolz, dass sie hergekommen ist. Die meisten Patienten warten, bis es ihnen wirklich schlecht geht, bevor sie etwas tun, und dann sind wir meistens in Schwierigkeiten.“
    Rebecca hatte einen Arm um ihre Mutter gelegt. „Fühlst du dich gut, Mama?“, fragte sie.
    „Hervorragend – nun, da ich bei Dr. Ling war.“
    Kendall lächelte. Es stimmte. Miss Ady mochte Dr. Ling wirklich.
    „Ich kann Mama nach Hause bringen“, sagte Rebecca zu Kendall, nachdem sie sich von dem Arzt verabschiedet hatten.
    „Sicher?“, fragte Kendall und lächelte Miss Ady zu. „Es macht mir keine Umstände.“
    „Nein, nein, du warst bereits ein Geschenk Gottes, meine Liebe“, erwiderte Rebecca.
    Ady nahm Kendalls Hände und stellte sich auf die Zehenspitzen,um sie auf die Wange zu küssen. „Sie haben das zweite Gesicht, und das wissen Sie, Kendall“, flüsterte sie. „Die meisten von uns spielen nur damit. Aber Sie haben die wahre Gabe. Das zweite Gesicht.“ Sie trat zurück, hielt aber noch immer Kendalls Hände. Sie zwinkerte und nickte, als ob sie ein geheimes Wissen teilten.
    Kendall sollte sich gut fühlen, doch stattdessen war ihr kalt. Es tat ihr leid, dass sie recht gehabt hatte mit Miss Ady, und sie hatte Angst, dass sie mit anderem auch recht haben konnte.
    Während sie zurück ins French Quarter fuhr, dachte sie an Ann und ob sie wohl jemals erfahren würde, ob das Mädchen sicher abgelegt hatte.
    Jenny Trent war verschwunden.
    Und das einzige andere Mal, dass sie den Tod hatte lächeln sehen …
    War bei ihrer besten Freundin gewesen. Sheila Anderson.
    Aidan stand über den vorderen Rasen gebeugt und achtete darauf, die kleinen Puppen nicht anzufassen. Er hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch wegen dem, was er gerade von Jeremy erfahren hatte. Jeremy hatte Puppen wie diese schon zuvor gesehen.
    In Kendalls Laden.
    „Ich dachte, du solltest dir die Sache erst einmal ansehen, bevor ich die Cops rufe“, sagte Zach.
    Aidan stand auf