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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Boot offenbar ein einziges Überraschungsei zu sein schien.
    Das sah die Frau ebenso. Sie kommentierte es, als wäre sie Herlinde Vogler-Huth persönlich: »Das ist ja ’ne nette Überraschung!«
    Anschließend stellte sich die Frau als Swantje vor, eigentlich Swantje Schmitz. Argwöhnisch und eingeschnappt von den Webers beobachtet, reichte sie artig ihre Hand und nahm die beiden mit an den Tresen. Was beide widerspruchslos über sich ergehen ließen. Kein Wunder. Waren sie von dieser Erscheinung, oder besser von diesem Dekollete, völlig eingenommen und geblendet. Das war nicht nur ein Dekollete. Das war ein Angriff auf jegliches männliches Selbstwertgefühl. Und ließ mit jeder Atembewegung den Gaffer seine Minderwertigkeit spüren. Einerseits. Andererseits peitschte bei jedem Blick darauf ein Impuls, ein Stromstoß durch die versammelten Männerkörper. Von den Augen über das Herz bis zum Bauch. Und von da direkt in den Schwanz. Der mit einer permanenten mittelprächtigen Versteifung reagierte. Hinunter bis zu den Zehenspitzen. Ein Kribbeln und Zucken, als wäre der männliche Plasmahaufen nur noch Gefühl. Instinkt. Reproduktionswahn. Und sonst nichts mehr. In summa: Gänsehautgefühl. Die fehlende Intelligenz um ein Vielfaches kompensiert. Das waren Titten, die jeden Mann um den Verstand zu bringen drohten. Ob Krüppel in Rente, arbeitsloser Schauspieler, in leitender oder gar keiner Position, links, rechts oder bei den Grünen. Dessen war sich Swantje Schmitz natürlich voll und ganz bewusst. Sie lächelte, wie man lächelt, wenn man weiß, dass man sie alle haben kann. Ausnahmslos alle! Weil alle, trotz der Unterschiede, letztendlich gleich sind. Gleich sexualisiert. Gleich geil. Gleich testosterongesteuert.
    Plotek war normalerweise kein Freund von explizit großen Brüsten. Er mochte große, kleine, straffe, weiche. Welche, die an Auberginen erinnerten oder rund wie Äpfel aussahen. Welche mit großen oder kleinen Brustwarzen. Dunklen oder hellen Warzenhöfen. Egal. Entscheidender für ihn war das, was an den Brüsten dran war. Also die Frau. War die okay, waren auch die Brüste okay. Völlig egal, wie sie aussahen. Vor vielen Jahren, damals war er noch auf der Schauspielschule in München, hatte er eine Freundin, die hatte gar keine Brüste. Zumindest nicht sichtbar. Erst wenn man mit der Hand über den Brustkorb strich, konnte man eine kleine, fast unmerkliche Erhöhung ertasten. Haselnussgroß. Und selbst diese haselnussgroßen Brüste waren für Plotek absolut in Ordnung. Das Problem waren nicht die Titten, respektive die fehlenden Titten gewesen, sondern die Frau, respektive der fehlende Verstand. In dieser Hinsicht war Plotek hingegen rigoros. Dumme Frauen konnte er nicht leiden. Bei zwei Bier zu viel verachtete er sie sogar. Hochintelligente wiederum machten ihm Angst. Und die dazwischen waren nicht Fisch, nicht Fleisch. Irgendwie dazwischen eben. Da wurde es eng mit der Auswahl. Für Plotek.
    Vinzi dagegen war geradezu ein Busenfetischist. Je größer, umso besser. Für Vinzi schien alles andere an einer Frau nebensächlich zu sein. Große Titten hatten bei ihm einen völligen Objektivitätsverlust zur Folge. In Anbetracht eines riesigen Busens wurden alle sonstigen Eigenschaften zur Bedeutungslosigkeit verdonnert. Da konnte die Frau noch so bescheuert sein. Eingebildet, debil, zickenhaft – egal. Wie sich andere Männer Frauen schöntrinken, so glotzte sich Vinzi die Frau mit einem Blick auf die enormen Brüste der Trägerin zurecht: intelligent, hübsch, nett, oder was auch immer.
    Das schien auch Swantje Schmitz sofort zu merken. War ja auch nicht schwer. Ein Blick in Vinzis Gesicht, und sein Ansinnen lag offen wie die Bibel vor ihr, Matthäus 4,19: »Kommt her, folgt mir nach . . .«
    Diesem Gebot verfielen aber nicht nur Plotek und Vinzi. Kaum standen sie am Tresen neben Swantje, gesellten sich weitere Herrschaften dazu. Das Dekollete zog die Motten an wie das Licht.
    »Hallo, darf ich Sie auf einen Drink einladen?« Es war der Grünen-Bundestagsabgeordnete, der offenbar eine Chance witterte, ein wenig Sylt auf die Hurtigruten zu holen. Swantje Schmitz sah sich einmal mehr in ihrer Garderobe bestätigt.
    »Wenn Sie möchten.« Sie sagte es, als wäre er zum gierigen Insekt geschrumpft, das sich in ihrem Netz verfangen hatte. Eingewickelt wie in eine Biskuitrolle, um von ihr genüsslich verspeist zu werden. Muss sie nur noch den Ofen aufdrehen, und schon gart der Grüne, bis er rot wird,

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