Ahoi Polaroid
abwärtsrauschte.
»Freier!«, schrie Eschenbach. »So nennt man diesen Wasserfall.«
Nachdem Plotek und Vinzi nicht reagierten, fragte er: »Kennen Sie die Legende dazu?«
»Hmm.«
»Der Sage nach sollte der Freier eine der sieben Schwestern ehelichen. Die hatten aber keine Lust und wiesen sein Werben zurück. Der Freier schien es nicht überwinden zu können und griff zur Flasche, gab sich dem Alkohol hin. Sehen Sie . .«
Was, dachte Plotek, was soll ich sehen? Eschenbach sagte es ihm: »Der Wasserfall hat die Form einer Flasche.« Tatsächlich.
»Ist das nicht herrlich!« Eschenbach war jetzt im genitalreferentiellen Bereich. Oder einfach: nahe einer seelischen Ejakulation.
Plotek trat einen Schritt zur Seite, um nicht weiter in den Einfallswinkel seiner überschwänglichen Begeisterung zu geraten. Interessanter als die Landschaft schien Plotek jetzt aber auch das zu sein, was sich auf dem Badedeck mit Außenpool auf Deck 7 abspielte, genau unter ihnen. Auf einem der Liegestühle lag nämlich Swantje Schmitz. So wie Gott sie geschaffen hatte. Oder wer auch immer. Nur mit einem kleinen weißen Stringtanga verhüllt. Und einem ebenso weißen Bikinioberteil, das die Bezeichnung eigentlich nicht verdiente. Es war ein Hauch von Nichts, unter dem gerade mal die Brustwarzen versteckt werden konnten. Ansonsten lag das Fleisch prall in der Sonne und röstete vor sich hin. Natur pur! Obwohl Plotek bei der Oberweite nicht ganz sicher sein konnte, ob nicht ein chirurgischer Eingriff Gott oder die Natur korrigiert hatte. Wenn schon. Der Swantje-Körper bot einen Anblick, der, frei nach Liv Ullmann, innerlich frohlockte. Und äußerlich erigierte. Plotek stand an der Reling, glotzte auf die in der Sonne leuchtende Swantje herunter und hatte einen derartigen Hammer in der Hose, dass selbige jeden Moment aus den Nähten zu platzen drohte. Sicher hatte sein Zustand auch mit dem Schwarzen Afghanen zu tun, der langsam seine Ganglien liebevoll streichelte. Geradezu liebkoste. Die Mischung aus Sonne, Seeluft und Rauschgift hatte eine Bewusstseinsbeeinträchtigung zur Folge, die dazu führte, dass die fast nackte Swantje in den Augen Ploteks zur fleischgewordenen Sünde wurde. Wie der frisch polierte Apfel im Garten Eden. Von dem er jetzt gerne einen Happen abgebissen hätte. Zumal seine Übelkeit wie weggeblasen war.
Vinzi sah auch nicht mehr aufs Wasser. Der gewichtige deutsche Dichter war darin versenkt, jetzt gab es auch für ihn nur noch: Swantje. Vinzi sah mit offenem Mund und aufgerissenen Augen nach unten, als hätte sich auch bei ihm ein Hammer in der Hose breitgemacht, der nach Erlösung schrie wie weiland der Herrgott am Kreuz. Sicher tat auch bei Vinzi der Schwarze Afghane seine gründliche Wirkung. Der Genuss wurde Vinzi und Plotek allerdings verdorben, als sie nun leider auch Lars Kuhlbrodt auf dem Badedeck erblickten. Er trug ebenfalls einen Stringtanga, der ihm aber überhaupt nicht zum Vorteil gereichte. Dieser glitzernde Fetzen sah einfach albern an ihm aus, was die beiden wiederum ergötzte. Was einen vielleicht fünfundzwanzigjährigen Damenhintern ästhetisch durchaus unterstützte, gab den fünfzigjährigen Männerarsch völlig der Lächerlichkeit preis.
»Die Beine«, sagte Vinzi, und Plotek misstraute seinen Augen.
»Sind die rasiert?«, fragte Plotek ungläubig.
»Jep!«
Beide kicherten. Was ihnen allerdings sofort wieder verging, weil sie mit ansehen mussten, wie Lars Kuhlbrodt den Rücken von Swantje mit Sunblocker eincremte. Und wie! Seine Massage sah eher aus, als halte er diesen Rücken für ihre Gräfenberg-Zone. Da machte sich ein hässliches Gefühl in Plotek und Vinzi breit. Neid, Eifersucht und Hass.
»Drecksack!«, flüsterte Vinzi.
»Jep«, kommentierte Plotek. Und beide überlegten angestrengt, wie dieser Gockel an seinen Massagekünsten gehindert werden konnte. Aber keine Chance. Als Swantje sich dann auch noch auf den Rücken legte und Lars Kuhlbrodt ihren Bauch und die Beine mit seinen Sunblocker-Händen betatschte, war das Maß voll. Plotek und Vinzi gaben ihren Logenplatz an der Reling von Deck 8 auf. Sie fuhren mit dem Lift ein Stockwerk tiefer zum Badedeck hinunter, um vor Ort präsent zu sein. Lars Kuhlbrodt sollte wenigstens unter dem Gefühl leiden, scharf beobachtet zu werden.
Ohne sich auszuziehen, legten sich die beiden nebeneinander in je einen Liegestuhl. Die Liegen fingen sofort an, sich langsam zu bewegen. Wie ein Karussell. Nicht wirklich natürlich. Der Schwarze
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