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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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daraufhin, dass die Kabine bis vor kurzem von wem auch immer benutzt oder gar bewohnt gewesen wäre.
    »Ausgeflogen.« Vinzi sagte es mit einem kaum merklichen Unterton der Erleichterung.
    »Scheint so.« Auch Plotek schien nicht sonderlich beunruhigt. Er sah zu Swantje, die noch immer völlig durch den Wind war, und fragte: »Woher wissen Sie eigentlich, dass das seine . . .«
    »Na, hören Sie mal«, ging sie dazwischen. Ein wenig zu laut. Ein wenig zu entrüstet. Was aber durchaus seinen Zweck erfüllte. Plotek und Vinzi schienen eingeschüchtert.
    »Ich habe ihn gestern Abend hinter dieser Tür verschwinden sehen.«
    »Und Sie . . .«, fragte Vinzi kleinlaut, kaum zu verstehen.
    »Was?« Noch lauter. Noch entrüsteter. Dabei sah sie so aus, als verstünde sie ihn nicht. Dann lachte sie. Weniger aus Freude, eher aus Hohn. »Wir haben uns vor der Tür getrennt. Er ging in seine Kabine, ich in meine, wenn Sie das meinen!«
    Vinzi wurde verlegen. »Machen Sie sich mal keine Sorgen«, sagte er betreten. »Ich denke, er wird schon wieder auftauchen.«
    »Meinen Sie?« Es klang alles andere als zuversichtlich. Eher wie eine Provokation.
    »Bestimmt.« Das wiederum klang alles andere als überzeugend.
    Vielleicht taucht er tatsächlich wieder auf, aber anders, als du ihn in Erinnerung hast, dachte Plotek. Das Bild des geschundenen Pastors Augustin wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen, die herausgetrennten Augen, die blutige Kritzelei auf der Stirn. . .
    Als könnte Swantje seine Gedanken erraten, legte sich ihre Stirn in Falten. Sie sagte, nun leiser und nachdenklicher: »Ich weiß nicht. Er hat so komische Andeutungen gemacht. Gestern Abend.« Ihre horizontalen Stirnfalten schienen auf Plotek und Vinzi überzuspringen.
    »Was für Andeutungen?«, fragte Vinzi.
    Swantje betrachtete beide argwöhnisch. Als würde sie sich fragen, ob sie ihnen wirklich vertrauen könnte. »Dass er auf das Boot bestellt wurde.«
    »Bestellt?« Ploteks Stirn war jetzt eine einzige Falte. Vinzi und Plotek dachten nach. Swantje sah ihnen dabei zu, noch immer argwöhnisch.
    »Von wem?«, fragte Vinzi schließlich.
    »Keine Ahnung. Das wollte er nicht sagen.«
    Wieder Nachdenken. Diesmal bei allen dreien. Wobei jetzt Plotek und Vinzi Swantje zusahen. Was Swantje zu verunsichern schien. »Ich weiß ja auch nicht!« Sie klang genervt. »Er sagte nur, dass er bedroht würde und dass er Angst hätte. Deshalb habe ich ihn ja auch zu seiner Kabine begleitet.«
    Angst, dachte Plotek. Angst kann man natürlich auch haben, wenn man befürchtet, keinen Stich zu machen. Vinzi dagegen schien durch die Schilderungen Swantjes seltsam erleichtert zu sein. Er denkt offenbar ernsthaft daran, dass seine Chancen durch Kuhlbrodts Abwesenheit steigen könnten, kam es Plotek in den Sinn. Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Was ist?« Swantje klang noch genervter.
    »Nichts.«
    »Wir kümmern uns darum!«, sagte Vinzi, was sich so anhörte wie: »Ich begehre dich!« Und Plotek fragte sich: Worum? Worum kümmern?
    »Danke!« Der Verdruss war dahin. Swantje war nun wie ausgewechselt. Keine Falten mehr auf der Stirn. Die Stimme liebevoll. Fast anzüglich. Während sie Vinzi über die Wange strich, als hätte ihre Hand sich in seinen Bart verguckt.
    »Bis später.«
    »Ja.«
    Als die beiden an der Rezeption mit dem Steward, demselben wie am Vortag, im Computer in der Passagierliste nach Lars Kuhlbrodt suchten, kamen sie zu einem ernüchternden Ergebnis. Auch Kuhlbrodt war auf der Liste nicht zu finden. Als wäre er nie auf dem Schiff gewesen. Was Plotek und Vinzi nicht verwunderte. Der Steward schüttelte den Kopf und lächelte wieder. »Tut mir leid.«
    Vinzi lächelte auch. Es war eher die Karikatur eines Lächelns. Oder besser: Verarschung. Der Steward schien es nicht zu merken.
    »Ich glaube, der denkt, wir sind total kirre«, sagte Plotek.
    »Die Situation ist kirre«, widersprach Vinzi. Er lächelte noch immer, als wollte er mit dem Steward in Wettstreit treten. »Hier verschwinden zwei Menschen, und man hat das Gefühl, sie waren nie da.«
    Der Steward schien Vinzis Dauergrinsen nicht mehr zu ertragen. Er entschuldigte sich und verschwand, als hätte er Dringendes zu erledigen.
    »Ich habe das Gefühl, hier will uns irgendjemand auf Teufel komm raus den Urlaub versauen.«
    Beide sahen ihm hinterher.
    »Nur wer?«, fragte Plotek sich selbst und gleichzeitig Vinzi.
    »Tja, wenn ich das wüsste.«
    Nachdem die MS Finnmarken am nächsten Morgen gegen neun Uhr im

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