Ahoi Polaroid
das denn?«, fragte Herlinde spitz, als wollte sie sich als Begleitschutz für Plotek aufspielen.
»Mischen Sie sich nicht ein!«
»Hören Sie mal!« Herlinde Vogler-Huth schien der Freundlichkeit eine kurze Auszeit zu gönnen. Jetzt war Steffen Sailer verunsichert.
»Ach, vergessen Sie’s!« Er stand auf und verschwand. Alle schauten ihm nach. Während die Pianistin am Flügel eine Pause einlegte.
»Was war das denn?«, fragte Vinzi. Plotek zuckte mit den Schultern. Herlinde lächelte wissend.
»Männer!«, warf Swantje in einer Mischung aus Faszination und Spott dazwischen. Als wüsste auch sie Bescheid.
Die Pianistin stand jetzt ebenfalls am Tresen, ein wenig abseits, und trank ein Glas Wasser. Ohne die anderen zu beachten. Was Lars Kuhlbrodt offenbar als Aufforderung missverstand und sich zu ihr gesellte. Er versuchte sie in unterschiedlichen Sprachen anzusprechen. Englisch, norwegisch, französisch, italienisch. Was ihm aber nicht gelang. Entweder konnte oder wollte sie ihn nicht verstehen. Nachdem sie das Glas in einem Zug ausgetrunken hatte, wandte sie sich ab. Sie ließ Kuhlbrodt einfach stehen und verschwand wieder hinter ihren Flügel. Auf dem Weg dorthin ließ sie ein kaum verständliches »Arschloch!« zurück.
Vinzi lächelte. Plotek auch.
7
Klopfte es da etwa schon wieder? Nein, bitte nicht! Plotek lag im Bett und hoffte inständig, sich verhört zu haben.
Wie er und Vinzi spätnachts ins Bett gekommen waren, war Plotek jetzt am Morgen kurz nach dem Aufwachen noch nicht ganz klar. Sie waren auf jeden Fall die Letzten in der Bar Floybaren auf Deck 4 gewesen. Swantje, Kuhlbrodt, Sailer und Herlinde Vogler-Huth waren schon früher abgezogen. Herlinde mit dem Argument, unbedingt ins Bett zu müssen, um den wunderschönen Sonnenaufgang am nächsten Morgen mit Aquarellfarben festhalten zu können.
»Einen solchen Himmel kann man sich nicht vorstellen, nur malen«, hatte sie, lachend mit Wangen wie zwei aufgehenden Sonnen im Gesicht, gesagt.
Kuhlbrodt hatte sich daraufhin auffällig gähnend verabschiedet. Ein schlechtes Schauspiel, das er zeitgleich mit Swantjes Abgang dargeboten hatte. Er tat so, als wäre der Abend für ihn und Swantje noch nicht beendet gewesen. Was vor allem Vinzi deprimiert zurückgelassen hatte, der mit Plotek am Tresen sitzen geblieben war, beide schweigend und schwer betrunken.
Wieder war ein Geräusch an der Tür zu hören. Es klopfte tatsächlich jemand.
»Scheiße!« Plotek schaute auf die Uhr. Es war kurz vor acht. Er hatte noch immer keine Lust aufzustehen. Sein Kopf schmerzte wie jeden Morgen. Vielleicht war es der norwegische Aquavit, den er nicht vertrug? Die Rippenschmerzen hingegen waren kaum mehr zu spüren. Das blaue Auge war ebenfalls fast abgeschwollen. Dafür blieb das leichte Brennen in der Harnröhre.
Erneutes Klopfen. Lauter und energischer als zuvor.
Auch Vinzi war jetzt wach. Er drehte sich im Bett um und sah fragend zu Plotek. Noch ehe er etwas sagen konnte, drang ein »Hallo!« durch die Tür. Es war die Stimme einer Frau.
Ein wenig erleichtert quälte sich Plotek aus dem Bett. Er schleppte sich in Unterhose und Unterhemd zur Kabinentür und öffnete. Es war dieses Mal aber keine Stewardess, die vor der Tür stand und eklige Polaroidfotos anbot. Es war Swantje.
»Entschuldigung!« Sie sah besorgt aus. Auch ein wenig eingeschüchtert. Sicherlich wegen Ploteks Aufzug. Plotek dagegen wirkte peinlich berührt. Ebenfalls wegen seines Aufzugs, wegen seiner ausgeleierten Unterhose und dem löchrigen Unterhemd. Hätte er nicht schon ein rotes Gesicht gehabt, wäre es spätestens jetzt kräftig angelaufen. Er verfluchte sich, überhaupt aufgestanden zu sein, um jetzt halbnackt wie eine Wurst in Unterwäsche vor dieser Schönheit den Deppen zu machen. Vinzi schien ein ähnlicher Gedanke zu amüsieren. Ein Lächeln eroberte sein verschlafenes Gesicht. Womöglich war das Lächeln aber gar nicht für Plotek bestimmt, sondern für Swantje, die Plotek nun am liebsten einfach an der Tür stehengelassen hätte, um wieder zurück in sein Bett zu flüchten. Aber keine Chance. Er konnte sich nicht bewegen. Verharrte wie angekettet an der geöffneten Tür. Das ist oft so. Der Geist will, der Körper streikt, vor allem in halbnacktem Zustand und mit einer großen Portion Restalkohol im Blut. Ein bestimmter Körperteil Ploteks hingegen zeigte jetzt eindeutig und richtungweisend nach vorne. Er musste nämlich feststellen, dass seine Schiesser-Unterhose ganz ausgebeult
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