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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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verstehen.
    »Wat?«
    »Der Appetit, der Hunger, alles.« Vinzi streckte die Handflächen gen Himmel.
    »Wo die Köppe doch so lecker. . .«
    »Für Sie«, sagte Plotek, so wie wenn man »Umsonst!« sagt.
    »Wat?« Herr Weber und Mausi sahen sich an, als wären sie nicht ganz sicher, ob das ernst gemeint war oder ob die beiden sich einen Scherz auf ihre Kosten leisteten.
    »Geschenkt!« Plotek ließ keinen Zweifel.
    »Norwegische Spezialität«, sagte Vinzi, um den Webers die widerlichen Schafsköpfe schmackhaft zu machen. Es gelang.
    »Dat kannste aber och laut sagen!«
    »Bitte!« Vinzi zeigte auf die Teller.
    »Na, denn aber mal her damit!«
    Plotek schob die Teller mit den geräucherten Schafsköpfen auf den Nebentisch, an den sich die beiden niedergelassen hatten. Und schon legte Herr Weber los. Er machte sich über den Schafskopf her, als ob Cholesterin ein Fremdwort und nur eine Erfindung von den Dürren wäre, um den Dicken den Spaß am Essen zu verderben. Mausi tat es ihm gleich.
    Manchen Menschen genügt es nicht, nur zu essen. Sie müssen dabei auch noch reden. Die Webers gehörten dazu.
    »Hamse den Dom schon angekiekt?«
    »Herrlich«, sagte Mausi. Unklar, ob sie nun den Schafskopf oder den Dom meinte. Vermutlich beides.
    »Nee, das machen wir jetzt gleich«, sagte Vinzi. Das war die einzige Möglichkeit, den beiden mitteilungswilligen Berlinern zu entkommen. »Na los, gehen wir.«
    Plotek kapierte sofort, und schon waren beide verschwunden.
    Tatsächlich schlugen sie die Richtung zum Dom ein. Obgleich Plotek beharrlich versuchte, Vinzi davon abzuhalten.
    »Seit wann interessierst du dich für Kirchen?«, fragte er spöttisch.
    »Seit gestern.« Natürlich stimmte das so auch nicht ganz. Vinzi interessierte sich weniger für Kirchen. Vielmehr für Frauen mit großer Oberweite. Aber wenn Kirchen der Schlüssel zur Oberweite sind, dann kannte Vinzi kein Zögern.
    »Verstehe.« Was auch nicht ganz stimmte. Verstehen konnte Plotek Vinzis Lüsternheit und sexuelle Erregung durchaus. Auch seine heimliche Sehnsucht nach Zweisamkeit. Was er aber keineswegs verstand, war, dass Vinzi sich tatsächlich ernsthafte Hoffnungen zu machen schien. Für Plotek lag es auf der Hand, dass eine Frau wie Swantje, der die Welt offen und alle Männer zu Füßen lagen, sich nicht auf einen Krüppel wie Vinzi einlassen würde. Wenn er wenigstens berühmt wäre, reich, ein Genie, in Wissenschaft, Sport, Kunst, dann, ja, dann vielleicht. Aber so: ausgeschlossen. Völlig ausgeschlossen. Da ist selbst der Mitleidsund Behindertenbonus schon mehrfach eingerechnet.
    Vinzi schmunzelte, als wollte er Plotek Lügen strafen.
    »Knobeln wir.« In Sachen Dombesichtigung war Vinzi offenbar felsenfest davon überzeugt, dass er gewinnen würde. Beide ballten die Hand zur Faust.
    »Schnick, schnack, schnuck«, drang es synchron aus beiden Mündern.
    Die Hand Ploteks war eine Schere. Die von Vinzi blieb eine Faust.
    »Stein zerschlägt Schere!«
    »Scheiße!«
    »Gehen wir.« Vinzi meinte, einen Schritt weiter in Richtung Verwirklichung seines Traums zu tun.
    Der Dom konnte allemal das halten, was Swantje oder Herlinde Vogler-Huth großspurig versprochen hatten. Plotek und auch Vinzi kannten sich mit Kirchen und Kathedralen nicht aus. Nur selten hatten sie sich bisher in eine verirrt. Der Nidarosdom gehörte aber eindeutig zu den schönsten, die beide bislang gesehen hatten. Dagegen war die Lauterbacher Kirche eine Autogarage, Trotz Barock und alledem. Aber das hier war einfach eine Nummer größer, besser, außerordentlicher. Obwohl ziemlich schlicht, beeindruckte die Kirche mehr als der oftmals zur Schau gestellte Pomp. Da war weniger einfach mehr. Allein die Höhe der Kathedrale, die Deckenkonstruktion und die Säulen nötigten den Betrachtern Bewunderung ab. Auch der Altar mit dem fast drei Meter hohen Metallkreuz überzeugte durch seine Einfachheit. Das Beeindruckendste für Vinzi war aber das Glasfenster über dem Westportal des Doms. Plotek und Vinzi legten die Köpfe in den Nacken und schaute nach oben.
    »Sieht aus wie Feuerwerksraketen am Himmel.« Plotek meinte das bunte, kreisförmig angeordnete Glasmosaik, das auf sie herunterblickte. »Mit Augen dran.«
    »Oder Schultüten.«
    »Oder kleine Penisse.« Plotek kicherte.
    »Mit Augen als Eicheln.« Das Kichern verging ihm.
    »Die auf uns herunterschauen«, sagte Vinzi und sah sich um.
    »Schön.«
    »Aber auch ein wenig schauerlich.« Beide beschlich in diesem Moment das Gefühl,

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