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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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eindeutige Kopfbewegung. »Wir sind jetzt drei Tage unterwegs, und es gibt zwei Tote.« Er ließ die Finger erneut aus der Faust schnalzen. »Wir fahren noch vier Tage.«
    Es klang wie eine Rechnung, bei der unterm Strich ein Ergebnis stand, mit dem niemand leben konnte. Zumindest nicht die beiden.
    »Scheiße.«
    »Vielleicht sollten wir aussteigen«, schlug Plotek vor.
    Vinzi lachte. Das erste Mal wieder seit langem. »Du meinst, damit wir, falls wir beide die nächsten Kandidaten sind, nicht gefunden werden, was?« Plotek nickte.
    »Vergiss es. Das scheint alles perfekt organisiert zu sein. Da weiß jemand ganz genau, was er tut. Da kann man nicht einfach so weglaufen. Die einzige Chance, die wir haben, ist: Wir müssen dem Mörder in die Quere kommen. Ihm einen Strich durch seine blutrünstige Rechnung machen. Ihm einen Schritt voraus sein. Das ist das Letzte, womit er rechnet.«
    Klingt gut, dachte Plotek, einleuchtend. »Aber wie?«
    »Gute Frage. Ich weiß es momentan auch nicht. Vielleicht später.«
    »Hoffentlich.«
    »Ja.«
    Beide schienen ratlos. Einerseits. Andererseits hatte Plotek beim Anblick der defekten Wandlampe eine kleine Erleuchtung. Er nahm das Schutzglas ab. Und: Bingo! Auch in ihrer Fassung steckte anstelle einer Glühbirne ein Kameraobjektiv.
    »Sendeschluss!« Er zog das Objektiv mitsamt dem Kabel aus der Fassung. Anschließend begann er, die Kabine auf den Kopf zu stellen.
    »Irgendwo muss es eine Spur von Kuhlbrodt geben.« Plotek dachte an den Ohrstecker von Augustin und sah unter dem Bett, im Schrank, im Bad und in der Dusche nach – vergeblich.
    Aber dann fand er doch noch etwas: im Bett, zwischen Matratze und Wand. Es war kein Kreuz wie in der Kabine von Ralf Augustin. Es war eine kleine rote Holzkugel. Fingernagelgroß.
    »Was ist das denn?« Vinzi besah das Kügelchen, als gehörte es einer Schamanin.
    »Woran erinnert die dich?« Plotek drehte das Ding zwischen Daumen und Zeigefinger. In der Mitte hatte die Holzkugel ein kleines Loch. Vinzi dachte nach. Kam aber nicht drauf.
    »Das ist eine Perle. Eine Perle von einer Kette.« Der Groschen schien zu fallen.
    »Swantje!«, sagte Vinzi, so wie man »Schwein!« sagt.
    Plotek bestätigte die Erkenntnis mit heftigen Kopfbewegungen. »Sie war also doch hier.«
    Er fixierte Vinzi, als würde das alles erklären. »Sie hat uns also doch angelogen.«
    Vinzi schien traurig. Enttäuscht. Plotek sah sich wiederum bestätigt.
    »Mach dir nichts draus«, sagte er. Es sollte tröstend klingen. Es klang wie ein Vorwurf.
    Als sie wieder in ihrer eigenen Kabine waren, knöpfte sich Plotek die defekte Lampe an ihrer Wand vor. Natürlich verbarg sich auch hier ein kleines Objektiv. Als Plotek gerade mit »Sendeschluss!« das Kabel herausreißen wollte, hinderte ihn Vinzi daran.
    »Nicht!« Auf Vinzis Stirn zeichneten sich hässliche Falten ab. »Ich fürchte mal, das wird nicht viel helfen.« Plotek verstand nicht. Er hielt noch immer das Objektiv in der Hand.
    »Wenn die uns filmen wollen, haben sie genug Möglichkeiten, woanders ein Objektiv zu installieren«, erklärte Vinzi. »Zum Beispiel. . . da!« Er zeigte zur Decke, wo sich ein kleines Lüftungsgitter befand.
    »Oder hier!« Er deutete zum Griff der Klappliege, die hochgeklappt an der Wand lehnte.
    »Oder. . .«
    »Was schlägst du vor?« Plotek wirkte deprimiert, stopfte das Objektiv zurück in die Lampe und befestigte das Schutzglas wieder an der Wand.
    »Wir tun so, als ob wir nichts gemerkt haben. Wir lassen uns filmen. Zeigen aber nur das, was wir zeigen wollen . . .« Vinzi deutete auf den Vorhang am Fenster. Er zog ihn noch ein Stück weiter nach rechts, so dass die Wandleuchte frei lag. »Und wenn wir nicht wollen . . .« Er zog den Vorhang davor.
    »Klar?«
    »Klar.« Plotek zupfte den Vorhangstoff über der Lampe zurecht. Vinzi grinste.
    Beim Abendessen saßen zunächst nur Plotek und Vinzi am Tisch im Schiffsrestaurant. Sie freuten sich. Nach drei Tagen waren ihnen die meisten der Passagiere, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatten, unsympathisch bis zuwider. Aber zu früh gefreut. Kaum schwelgten sie in der Vorstellung, die Fleischklopse mit brauner Soße allein zu vertilgen, kam auch schon Herlinde Vogler-Huth auf die beiden zugestürzt. Gut gelaunt entschuldigte sie ihre Tochter, der es nicht so gut ginge. »Magen vermutlich.«
    Dann kam Ruedi Eschenbach mit seinem Sohn. Zuletzt auch noch die Webers, die sich auf die zwei noch freien Stühle am Tisch setzten. Vermutlich aus

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