Aibon - Land der Druiden
doch ich verließ mich auf den Magier. Allerdings überlegte ich, ob ich noch etwas mit auf die Reise nehmen sollte.
»Vielleicht den Bumerang«, meinte Myxin. »Er würde dir sicherlich helfen.«
Die Idee war gut. Meine Waffe befand sich im Koffer. Er lag im Schlafzimmer, denn ich hatte ihn mit aus dem Wagen genommen. Während ich den Bumerang einsteckte, konnte ich mich im Spiegel erkennen. Ein bisschen grau war ich schon im Gesicht. Das machte die Aufregung, denn ich hätte kaum gedacht, einmal so schnell in das geheimnisvolle Land der Druiden zu gelangen. Vielleicht erfuhr ich diesmal auch mehr über den Dunklen Gral.
Mit dieser Hoffnung kehrte ich wieder zurück in den Wohnraum und blieb auf der Schwelle stehen, da ich plötzlich das Gefühl, hatte, in eine grüne Glaswand zu schreiten.
Die Magie ging von Myxin aus. Er hatte sich breitbeinig aufgestellt, die Arme erhoben, die Hände gespreizt, und in seinem Kopf erkannte ich nicht einmal eine Decke.
Dafür fiel mein Blick in eine unermessliche Weite, in der ich trotzdem ein Ziel sah. Eine schöne schwarzhaarige Frau, die inmitten eines Quadrats aus Steinen kniete, sich dabei auf ein Schwert stemmte und die Magie, zusammen mit Myxin, aufrechterhielt.
»Komm her, John, schnell!«
Ich ging den ersten Schritt und hatte das Gefühl, in die Unendlichkeit zu fassen. Danach war mir alles egal…
Aibon erwartete uns.
Ein Land, das jenseits der Grenzen lag, ein Paradies sein sollte, aber zur Hölle werden konnte, wie ich es schon des öfteren erlebt hatte. Noch war von dem nichts zu spüren. Die Magie eines Myxin und einer Kara führten uns auf wundersame Weise durch die Dimensionen. Sie überwanden Grenzen, die man mit bloßem Auge nicht sah, und ich fühlte mich auf dieser Reise mehr beglückt als angespannt.
Ein paar Mal bekam ich sogar den Drang, dass es nicht aufhören sollte, so gut tat dieses Schweben innerhalb eines Vakuums, wo Zeit und Dimensionen keine Rolle spielten. Nur das Glück… Und so glitt ich weiter. Zusammen mit meinen beiden Begleitern zog es mich in ein phantastisches Reich hinein, in dem eine uralte Druidenmagie noch lebendig war.
Es gab keine harte Landung, sondern ein wundersames Schweben, und vor mir öffnete sich eine völlig fremde Welt, als hätte jemand einen Vorhang zur Seite gezogen. Allmählich nur, langsam, und mit einer gewissen Bedächtigkeit, als wollte das Land schon jetzt dafür Sorge tragen, dass uns kein Zipfel seiner Schönheit entging. Doch wie so oft konnte hinter einem schönen Gesicht auch die Fratze des Teufels lauern.
Hier sah ich sie nicht. Nur die unter mir liegende Weite, von einer ungewöhnlichen Klarheit durchdrungen, so dass ich das Gefühl hatte, durch eine Linse in das Land hineinzuschauen. Es gab zwar die Dimensionen, wie ich sie kannte: Höhe, Breite und Länge, aber alles wirkte ein wenig verzerrt oder zusammengeschoben. An den Rändern, den ich als Horizont bezeichnen wollte, sogar leicht abgerundet wie bei einer Kugel oder zumindest einem großen Oval.
Wasser, Wald, grüne Flächen, auch Berge im Hintergrund. Dies alles wuchs zu einer Einheit zusammen, die mir ausgezeichnet gefiel und mir auch ein Gefühl der Ruhe und Überlegenheit gab.
Dort, wo das Land endete - die Entfernung war in Meilen gar nicht zu messen - sah ich kleine Buchten und Halbinseln, die sich wie dicke, grüne Zungen in die See schoben, deren Wasser ebenfalls einen grünlichen Farbton besaß.
Ein wundersames Land, in dem Märchen und Legenden ihre Erfüllung gefunden hatten. Ich war gespannt darauf, welche Rätsel mir Aibon noch stellte, und ich dachte wieder an den Dunklen Gral. Trotz meiner herrlichen Flugfahrt vernahm ich den Ruf. Ich drehte den Kopf und sah Myxin von mir wegwirbeln. Der kleine Körper überschlug sich in der Luft. Kräfte zerrten an ihm, von denen ich nichts merkte, aber Myxin entschwand meinen Blicken. Noch einmal rief er mir etwas zu.
»Wir werden uns wiedersehen, John. Ich hoffe es…«
Er verschwand.
Den Eisernen Engel sah ich ebenfalls nicht mehr, und in diesem Moment wurde mir klar, dass Aibon doch nicht so paradiesisch war, wie man vielleicht hätte annehmen können.
Es gab Gefahren. Tödliche sogar. Myxins Verschwinden hatte mich wieder daran erinnert, und ich sah das Land auf einmal mit anderen Augen. Es konnte mir gefährlich werden, ich musste meine Freude einfach zurückdrängen, aber die Erwartung ließ sich nicht lindern. So ähnlich wie ein Fallschirmspringer kam ich mir vor, als ich mich
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