Aibon - Land der Druiden
Mensch, vergaß seinen Zustand, als er seine beiden letzten Waffen heranschweben sah. Sie kamen aus einer Ferne, die dennoch nah wirkte, so dass es fast unmöglich war, Entfernungen zu schätzen.
Der Inder hielt seinen Blick auf die Waffen gerichtet. Die Griffe konnte er zwar erkennen, jedoch nur, weil die umfassenden Finger durchsichtig waren und wie Gespensterhände wirkten.
Matt und schwarz glänzten die Klingen. Mandra hatte sich nie vor seinen eigenen Waffen gefürchtet, in diesem Fall allerdings spürte er durchaus das Gefühl der Furcht, das ihn überkam, als er auf die Dolche schaute. Sie sahen aus wie immer. Trotzdem hatten sie sich seinem Gefühl nach stark verändert. Von ihnen strahlte eine Gefahr aus, die er mit Worten kaum umschreiben konnte. Als sich die Dolche noch in seinem Besitz befanden, hatten sie nur ihm gehorcht.
Das war nun nicht mehr der Fall. Das Böse hatte wieder Besitz von ihnen ergriffen. Eine schreckliche Vergangenheit überstrahlte die Waffen. Mandra war klar, dass er sie nicht mehr manipulieren konnte. Er musste sich seinem Schicksal ergeben, und er bekam auch mit, dass die aus den fünf Dolchen entstandenen Arme sich ihm immer mehr näherten.
Die Hände bildeten bereits griffbereite Schaufeln, um den Inder packen zu können. Noch ließen sie ihn in Ruhe. Mandra spürte bereits die gefährliche Ausstrahlung, die auch vor ihm nicht Halt machte und wie ein böser Hauch über sein Gesicht glitt.
Dann waren sie plötzlich vor ihm. Der Inder zuckte zurück. Es war die einzige Bewegung, die ihm blieb, ansonsten hatte er nichts zuzusetzen, denn die Finger wühlten sich in seine Kleidung.
Er spürte den Druck unter den Achseln, an der Hüfte, auf der Brust, eigentlich überall, und es gelang ihm nicht, sich zu wehren. Als hilfloses Bündel Mensch hing er kraftlos in den Klauen der fünf Arme. Mandra wurde zurückgedrückt. Einen Arm sah er dicht vor seinem Gesicht, und die vier Finger der Hand klatschten gegen sein Gesicht, während der ausgestreckte Daumen an seinem Hals entlang fuhr und die Haut dort fast aufgerissen hätte. Auch über seine Schulter glitten die Finger. Mandra vermutete, die Klaue wollte genau prüfen, wo seine Muskeln noch am stärksten waren.
Er fühlte sich nicht anders als ein Tier, das ahnte, wohin man es schleifen würde. Zum Schlachthof…
Auch Mandra musste alles mit sich geschehen lassen. Er konnte sich ebenfalls nicht dagegen wehren, als die Hände ihn in die Höhe zerrten und er über dem Boden in einer halb sitzenden und halb hängenden Haltung blieb.
Für einen Mann wie ihn war es einfach deprimierend, sich in dieser Lage zu befinden und abhängig von den Launen anderer zu sein. Bisher hatte Mandra auch kein Ziel erkennen können, dennoch war er sicher, dass es eines gab und dass sie ihn dorthin verschleppen würden. Zunächst einmal musste er sich in sein Schicksal fügen. Die anderen beiden Dolche blieben in seinem Blickfeld. Sie sahen noch normal aus, und Mandra dachte unwillkürlich daran, wie lange er nach ihnen gesucht und geforscht hatte. Jetzt hatte er sie gefunden - nur auf welche Weise? Hätte er das vorher gewusst, der Verzicht darauf wäre ihm leichtgefallen. Was mit Mandra Korab geschah, passierte alles lautlos. Es wurde von keinem Kommentar begleitet, deshalb erhöhte sich auch die Spannung und Erwartung des Inders. Angst verspürte er in diesen Momenten nicht. Nur dachte er wieder über das Land Aibon nach, das angeblich eine herrliche grüne Insel zwischen den Dimensionen war und nicht dieses leere, feindliche und tote Gebiet, wie Mandra es erlebte. Oder befand er sich nicht in Aibon? Konnte es sein, dass die beiden Dolche überhaupt nicht dorthin geschleudert worden waren, woran er stets geglaubt hatte?
Das alles hielt er neuerdings für möglich, und er unternahm auch nichts dagegen, dass die Hände ihn weiterhin gepackt hielten, in die Höhe wuchteten und ihn wegzogen.
Der Inder glitt an den Hängen entlang in die Höhe, um die fernen Kuppen erreichen zu können. Im ersten Augenblick verkrampfte er sich, dann sah er ein, dass es ein wunderbares Gefühl war, so zu fliegen, denn je höher er in diese düstere Luft gehoben wurde, um so mehr änderte sich seine Sicht zum Positiven hin.
Mandra sah mehr. Denn er sah Aibon.
Als er in der Ferne dieses weite grüne Land erkannte, mehr ein Streifen am Horizont, erst da wusste er, dass er sich nicht geirrt hatte. Die beiden letzten Dolche hatten tatsächlich ihren Platz im Paradies der
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