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Aibon - Land der Druiden

Aibon - Land der Druiden

Titel: Aibon - Land der Druiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jacke, enge, fast strumpfartige Hosen, all das ließ ihn wie eine Märchenfigur aussehen.
    Und er spielte sein Lied. Mich musste er gesehen haben, nur kümmerte er sich nicht um mich. Auf der Lichtung blieb er stehen, drehte sich mal im Kreis, wandte sein Gesicht dem Himmel zu und produzierte weiterhin Töne auf seiner Flöte.
    Mir gefiel die Melodie nicht besonders, ich konnte aber nicht behaupten, dass sie schlecht klang. Sicherlich hatte der rote Ryan etwas vor, denn aus Spaß oder reiner Lust am Leben trällerte er sicherlich nicht so herum. Da steckte etwas dahinter.
    Das bekam ich auch zu sehen. Vielleicht hätte ich es schon früher erkannt, aber ich hatte mich zu sehr auf den Spieler konzentriert. Erst als ich mich drehte und zu den Rändern der Lichtung schaute, wo der Wald und das Unterholz sehr dicht wuchsen, sah ich, was geschehen war. Auf den Zweigen, in den Kronen der Bäume und im Unterholz entstanden Bewegungen. Zuerst dachte ich noch an eine Täuschung, aber ich wurde eines besseren belehrt. Durch die Bewegungen wirkten die Äste und Zweige zwar wie Schlangenarme, aber sie bestanden nach wie vor aus Holz, nur das, was auf ihnen lag, blieb nicht mehr ruhig. Körper verschiedener Größe reckten und streckten sich. Sie breiteten Arme aus, sie wiegten ihre Köpfe, richteten sich auf, und mir kamen sie vor wie Schatten.
    Ich stand da und staunte. Dabei erinnerte ich mich an das Wesen, das über die Lichtung gehuscht war. Es hatte so ähnlich ausgesehen, und auch jetzt wurde ich wieder an diese durchscheinende Gestalt erinnert, als ich mir die Körper genauer anschaute. Sie besaßen keine feste Materie und waren trotzdem vorhanden. Manche von ihnen waren sogar mit kleinen Flügeln ausgestattet, die mich an dünnes, zerbrechliches Glas erinnerten.
    Mir rann es kalt über den Rücken. Ich wusste, dass Aibon dabei war, mir gegenüber eines seiner Geheimnisse zu lüften. Ich dachte darüber nach, wo ich diese Gestalten schon einmal gesehen hatte, denn so unbekannt waren sie mir nicht. Auch wenn ich einen Großteil meiner Fälle vor meinem geistigen Auge ablaufen ließ, eine Lösung wusste ich nicht. Trotzdem waren sie nicht unbekannt.
    Manchmal hatte man eben eine gedankliche Ladehemmung. Mir erging es da nicht anders. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitzschlag. Ich wusste plötzlich, wo ich diese Wesen schon einmal gesehen hatte.
    Nicht in natura, nein, auf Bildern und Illustrationen, die von Künstlern gemalt wurden, um Sagen-und Märchenbücher aufzulockern. Genau das war es. Ich sah die Gestalten der Märchen und Sagen. Und ich fand auch den Namen dafür. Elfen…
    Möglicherweise auch Feen. Wo da die Grenzen waren, wusste ich nicht. Wahrscheinlich waren sie fließend.
    Es war eigentlich müßig, darüber nachzudenken, ich musste dieses Phänomen einfach hinnehmen. Trotzdem wollten meine Gedanken einfach nicht weichen. Diese Gestalten, die ich bisher nur für Märchenfiguren gehalten hatte, waren etwas Besonderes. Es gab sie, nicht in unserer normalen Welt, sondern im Paradies der Druiden, das manchmal gar nicht so paradiesisch war. Und der rote Ryan musste mit ihnen zu tun haben.
    Er war kein Rattenfänger, sondern ein Elfenfänger. Die Wesen gehorchten ihm. Sie tanzten und bewegten sich im wahrsten Sinne des Wortes nach seiner Flöte. Ich konnte erkennen, dass sie sogar einen Rhythmus einhielten und sich von ihren Plätzen lösten, als die Musik lauter und auch hektischer wurde.
    Sie schwebten zu Boden. Dabei hatten einige von ihnen ihre Flügel ausgebreitet. Die bewegten sich so schnell wie die Insekten. Ich sah nur ein helles Flirren am Rücken, dann hatten die Elfen den Boden der Lichtung erreicht und begannen mit ihrem Tanz. Sie bildeten einen Kreis, streckten ihre Arme aus und berührten sich gegenseitig an den Händen. Der Reigen begann.
    Ich schaute zu. Noch immer war ich sprachlos. Was man hier präsentierte, war ein zur Wahrheit gewordenes Märchen. Ich schaute aus großen Augen auf die tanzenden Elfen, und das hier war kein Theaterstück von Shakespeare, sondern eine Tatsache. Hier fiel ein Vorhang, wenn ein Akt beendet war, die kleinen Wesen, die mir nicht einmal bis zur Hüfte reichten, waren tatsächlich echt. Manche hatten ihre durchsichtig scheinenden Gestalten in ebenfalls dünne Gewänder gehüllt, die wie helle Gardinen flatterten, wenn sie ihre Kreise drehten.
    Um mich kümmerte sich niemand. Man ließ mich zuschauen und gewährte mir weiterhin einen Einblick in dieses märchenhafte

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